Rotzig & Rotzig
them both down to the bunker.“
Schwuli schnappte sich Leylas Arm, Shaky schnitt mich los. Gemeinsam mit Peelaert schleiften sie uns runter in den Bunker, in einen Kühlraum, wo sie uns zu Boden stießen und uns die Hände hinterm Rücken mit Kabelbindern an zwei stählerne Regale fesselten. Damit fertig, gingen sie wortlos raus, ließen die Tür angelehnt. „Aber kein Blut!“, hörte ich Reiff. „Ich habe schon mit Ahmed oben mehr zu erklären, als mir lieb ist. Schusswaffengebrauch! Da hetzen die uns garantiert ein paar Ermittler aus der Hauptstadt auf den Hals. Falls die auf die Idee kommen, auch noch den Bunker zu inspizieren, will ich hier keine Blutflecke haben! Wir alle wissen, wie schwer die zu entfernen sind.“ Man diskutierte die richtige Methode, uns umzubringen, ging mir mit einiger Entrücktheit auf. Dann sah ich Leyla an, und die Entrücktheit wich einem niederschmetternden Gefühl von Scham. Es gab nichts zu entschuldigen, es gab keine Hoffnung zu verbreiten, also senkte ich nur den Kopf und schwieg. „Listen to me“, kommandierte Reiff draußen auf dem Gang. „No more blood! Salim! Come here, use this. And now, move. Time is running out.“ Einer der beiden Bodyguards kam herein, die schwarz umrandeten Augen voller Furcht und Widerwillen. Und in den Händen eine Rolle Haushaltsfolie. Grauen packte mich.
„So“, hörte ich Reiff. „You give me the money now and I'll take you all to the airport. No more haggling.“ Zeit, zu zahlen, fand er. Zeit, aufzubrechen. Der Bodyguard namens Salim zog einen langen Streifen der Folie aus der Packung, trat an mich heran, blickte unentschlossen. Sein schwüles Parfüm wirkte wie Hohn auf den Part, den er hier spielte. Onkel Ali erschien an der Tür und herrschte ihn an. Mit einem resignierten Nicken bückte sich Salim zu mir, hob mein Kinn an, drückte mir die Folie aufs Gesicht, auf Mund und Nase, und wickelte sie rasch mehrmals stramm um meinen Kopf. Wie jeder normale Mensch - außer Edna Mohr, fiel mir bizarrerweise ein - hatte er einige Schwierigkeiten, die Folie mit der an der Packung angebrachten Schneidekante zu durchtrennen. Sobald er die Folie endlich abgerupft hatte, ging er rüber zu Leyla. Ich konnte ihren erstickten Protest hören, das verzweifelte Strampeln ihrer Beine, dann das mehrmalige, genervte Rupfen der Folie über die Sägezähne, dann fiel die Packung zu Boden, zwei, drei schwere Schritte, und die Tür rummste zu, das Licht verlosch automatisch. Ich versuchte, die Luft für immer anzuhalten, den Zeitpunkt des ersten vergeblichen Atemzugs bis in alle Ewigkeit hinauszuzögern. Dabei ruckte ich mich schrittweise in eine liegende Position, streckte mein rechtes Bein so weit es nur ging in die Richtung, aus der ich das Fallen der Packung gehört hatte, tastete mit dem Fuß, fand die Packung, hieb den Fuß drauf, zog ihn an, kniete mich halb hin, schob mir die Packung mit dem Fuß unter den Arsch, schob sie mit dem Arsch bis unter meine Finger, hob die Packung an, fummelte sie senkrecht, drehte sie mit der Schneidekante zum Regal, quetschte sie mit dem Rücken gegen das Rohr, riss meine Handgelenke drei-, viermal rauf und runter, und die Kabelbinder gaben nacheinander nach. Augenblicklich schob ich meinen Daumen unter die verfluchte Folie, doch vergeblich, das zähe Material wollte und wollte sich nicht von Mund oder Nase ziehen lassen. Also grub ich mir in Panik die Daumen in die offene Höhle meines Mundes, stach die Nägel durch den Film, atmete gierig und riss die Arme wieder nach hinten und senkte den Kopf auf die Brust, als das Licht wieder anging. Einen Moment lang hörte ich nichts als Leylas krampfige Versuche, zu atmen, und das hilflose Gestrampel ihrer Beine. Dann sagte Reiff: „Alles okay. Lasst uns fahren.“ In vollkommen ungerührtem, sachlichem Tonfall.
Die Tür fiel zu, das Licht ging aus, und ich war über Leyla, tastete mich hoch zu ihrem Kopf, fand den Mund, presste meine Fingernägel durch die Folie, durch das Klebeband, zerrte daran wie von Sinnen. Ein Atemzug wie ein gewaltiges Aufschluchzen, und ich registrierte mit unglaublicher Dankbarkeit, dass ich nicht zu spät gekommen war.
Noch atmete ich selber schwer und ausschließlich durch den Mund, was bedeutete, dass mir jeder Atemzug wie eine eiskalte Nadel durch den offenen Zahn, durch den Nerv, durch die Wurzel bis tief in meinen Unterkiefer fuhr.
Aus irgendeinem Grund hatte sich seit meiner Verschleppung aus Angelos Zimmer niemand die Mühe gemacht, mich zu
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