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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Menge, unter anderem auch, warum sie ihm nicht gesagt hatte, daß ihre Kräfte fast restlos erschöpft waren. Es war ihr einfach nicht in den Sinn gekommen. Sie war daran gewöhnt, mit Menschen zusammenzusein, die weniger Kraft und Durchhaltevermögen besaßen als sie und nicht mehr.
    »Und ich bin es gewöhnt, allein zu reisen«, sagte Reno. »Ich habe dich zu hart angetrieben. Es tut mir leid.«
    Vorsichtig hielt er Eve etwas von sich. »Kannst du gehen?«
    Sie seufzte tief und nickte.
    Reno schlang einen Arm um ihre Taille.
    »Müde, kleine gata. Leg deinen Arm um mich und lehn dich an mich. Es ist nicht mehr weit.«
    »Ich kann...«
    Abrupt legte er seine Hand auf ihren Mund, schnitt ihr das Wort ab.
    »Still!« flüsterte er ihr ins Ohr. »Da kommt jemand!«
    Eve erstarrte und strengte sich an, über das wilde Hämmern ihres Herzens hinweg etwas zu hören.
    Reno hatte recht. Die milde Brise trug die Schritte eines Mannes zu ihnen herüber, der heftig vor sich hinfluchte.
    »Verdammt!« zischte Reno. »Los, runter!«
    Doch bevor sie sich bewegen konnte, hatte Reno sie schon mit dem Bauch auf die Felsen niedergedrückt.
    »Laß den Kopf unten«, flüsterte er. »Sie können dich nicht sehen, bis sie ganz oben auf dem Abhang über uns stehen.«
    Er nahm seinen Hut ab, reichte Eve den Kanister und zog seinen Revolver. Sie beobachtete ihn ängstlich, als er bäuchlings auf den glatten Schräghang hinaufzukriechen begann.
    Auf der anderen Seite näherten sich drei Comancheros, die drahtige Mustangs am Zügel führten. Sie bewegten sich genau auf Reno zu. Crooked Bear ging voraus. Er entdeckte Reno sofort. Der Comanchero schrie etwas, und gleich darauf pfiffen Kugeln kreuz und quer, prallten von den blassen Felsen ab und ließen scharfe Steinsplitter aufspritzen.
    Augenblicklich erwiderte Reno das Feuer. Er legte sorgfältig auf sein Ziel an, denn die Entfernung war besser für ein Gewehr als für einen sechsschüssigen Revolver geeignet. Es gab nicht viel Deckung, aber die Comancheros nutzten geschickt jede kleine Unregelmäßigkeit im Gelände aus. Sie preßten sich in flache Wasserlöcher, verbargen sich hinter verkümmerten Büschen oder warfen sich der Länge nach in einen der vielen Risse in der gefurchten Felsoberfläche.
    Leider befanden sich alle außer Crooked Bear außerhalb der Schußweite von Renos Revolver. Der Comanchero bekam eine Kugel in den Arm, doch es war keine ernste Verletzung. Sie bewirkte höchstens, das große, kräftige Halbblut ein wenig in seiner Beweglichkeit einzuschränken.
    Reno rutschte den Abhang wieder hinunter zu Eve und zog sie auf die Füße.
    »Im Moment trauen sie sich nicht, aus ihren Verstecken herauszukommen«, flüsterte er, »aber es wird nicht lange dauern. Mach dich bereit loszurennen.«
    Eve wollte protestieren, wollte ihm sagen, sie könne nicht mehr laufen, doch ein Blick in Renos jadegrüne Augen ließ sie ihre Meinung ändern. Seine Finger schlossen sich um ihren rechten Arm, knapp unterhalb ihrer Schulter.
    »Drei Schritte, dann springst du«, raunte er.
    Eve blieb keine Zeit, zu zögern und Angst zu empfinden. Reno drängte sie vorwärts. Sie nahm drei Schritte Anlauf, und leichtfüßig wie ein Reh sprang sie über den Spalt. Reno war direkt neben ihr, flog über den schwarzen Abgrund, landete und hielt Eve fest, als ihr Fuß abrutschte. Sekunden später flohen sie über den glatten Fels.
    In ihrem ganzen Leben hatte sich Eve noch niemals so schnell bewegt. Renos kräftige Hand umfaßte immer noch ihren Arm, hob sie hoch, zerrte sie weiter und hob sie wieder hoch, sobald ihre Füße über eine Unebenheit zu stolpern drohten.
    Fast hatten sie die Pferde erreicht, als plötzlich Gewehrkugeln um sie herum heulten und pfiffen und wimmernd von den Felsen abprallten. Reno machte keinen Versuch, in Deckung zu gehen. Er verstärkte seinen Griff um Eves Arm und rannte noch schneller auf die Schlucht zu. Er wußte, ihre größte Überlebenschance lag darin, die Schlucht zu erreichen, wo die Pferde versteckt waren, bevor Slaters Comancheros ihre Gewehre neu geladen hatten.
    Eve rang heftig nach Atem, während sie neben Reno hersprintete, gefangen im eisernen Griff um ihren Arm. Gerade als sie dachte, sie könne nicht einen Schritt weiterlaufen, prallte unmittelbar neben ihr eine Kugel von einer Felswand ab. Eve rannte noch schneller als zuvor, darauf vertrauend, daß Reno sie auffangen würde, falls sie stolperte.
    Plötzlich fiel vor ihnen der Weg schräg nach unten ab.

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