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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Statt dessen verbreiterte sie sich immer mehr und schlängelte sich ganz allmählich zwischen Pinien und Zedern hindurch abwärts.
    Nach und nach verschwanden die Felsbrocken unter Erde und Sand. Rechts und links zweigten immer häufiger schmalere Rinnen ab, verbreiterten die Schlucht, bis Eve und Reno durch ein Tal ritten, das beinahe vollständig von steil aufragenden Felswänden umschlossen war.
    Eve drehte sich um und sah Reno hoffnungsvoll und mit fragendem Blick an.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte er ruhig. »Aber es sieht gut aus. Ich bin noch eine Weile hinausgeritten, und nichts hat sich geändert.«
    Eve schloß die Augen und stieß einen Seufzer aus.
    »Wasser habe ich allerdings nicht gefunden«, fügte er zögernd hinzu.
    Mehrere Meilen lang war kein Laut zu hören, bis auf den klagenden Schrei eines Adlers hoch oben in der Luft, das Knarren des Leders, während die Pferde trabten, und das gedämpfte Klappern der Hufe auf dem trockenen Boden. Obwohl es schon spät am Nachmittag war, verbreiteten die Sonnenstrahlen immer noch eine beachtliche Hitze.
    Wolken ballten sich hoch über ihren Köpfen zusammen. Ihre Farbe reichte von Weiß bis zu einem Blauschwarz, das Regen versprach. Aber nicht auf dem Plateau. Es war nicht hoch genug, um diese Wolken festhalten zu können. Nur die Berge waren es. Nirgendwo auf dem Plateau hatte .Eve Wasser fließen sehen.
    »Reno?«
    Er gab ein unbestimmtes Geräusch von sich, als Zeichen, daß er sie gehört hatte.
    »Regnet es hier?«
    Er nickte.
    »Und wo fließt das Wasser hin?« wollte sie wissen.
    »Bergab.«
    »Ja, aber wo ist es? Wir sind ja am Fuße von irgend etwas, aber hier ist kein Wasser.« »Die Flüsse fließen nur nach einem Regen«, erklärte er.
    »Was ist mit den Flüssen im Gebirge?« fragte sie. »Dort regnet es ständig, und der Schnee schmilzt. Wo geht all das Wasser hin?«
    »In die Luft und in den Boden.«
    »Nicht hinunter zum Meer?«
    »Von hier bis zu den Sierra Nevadas Kaliforniens weiß ich nur von einem Fluß, der den ganzen Weg bis ins Meer schafft, bevor er austrocknet - der Rio Colorado.«
    Eve ritt eine Weile schweigend weiter, während sie zu begreifen versuchte, wie es ein Land ohne Wasser geben konnte.
    »Wie weit ist es bis nach Kalifornien?« fragte sie.
    »Vielleicht sechshundert Meilen, wenn man eine Krähe ist und fliegen kann. So, wie wir uns fortbewegen, ist es noch ein ganzes verdammtes Stück weiter.«
    »Und es gibt nur einen Fluß?«
    Reno nickte.
    Eve sagte lange Zeit gar nichts, grübelte über dieses Land nach, das so trocken war, daß man Wochen reiten konnte und nur auf einen einzigen Fluß traf. Keine Ströme, keine Bäche, keine Seen, keine Teiche
    - nichts als roter Felsen, weißer Stein und Schattierungen von Rostrot, wo die kärgliche Vegetation wie eine grüne Flagge gegen das dürre Land abstach.
    Der Gedanke war gleichzeitig erschreckend und seltsam erregend, als wachte man in einer Landschaft auf, die man zuvor nur in Träumen gesehen hatte.
    Als das Tal langsam zu einem unbestimmten Ende hin abfiel, verdichteten sich die Felsen, die zu beiden Seiten aufragten, immer mehr zu einer Barriere. Von Zeit zu Zeit drehte Eve sich um und blickte zurück. Wenn sie nicht gewußte hätte, daß hinter ihnen ein Weg auf das Plateau hinauf existierte, hätte sie es nach dem Aussehen der Landschaft nie vermutet. Die Felsen schienen sich nahtlos aneinanderzureihen.
    Nach und nach veränderte sich das Tal, wurde schmaler, als die steinernen Wälle immer dichter heranrückten. Zweimal mußten Eve und Reno absteigen und die Pferde über eine besonders schwierige Strecke führen, sich zwischen massiven Felsbrocken hindurchwinden und schmale Rinnen hinunterrutschen, deren Gestein das Wasser glattpoliert hatte.
    Währenddessen ging die Sonne unter. Lange Lichtstrahlen vergoldeten die Felsen und malten dunkle, samtige Schatten hinter die geringste Bodenerhöhung.
    »Sieh mal!« sagte Eve plötzlich. »Was ist das?«
    »Wo?« fragte Reno.
    »Am Fuß des Felsens, gleich links neben der kleinen Schlucht dort drüben.«
    Reno schwieg. Dann pfiff er durch die Zähne und sagte: »Ruinen.«
    Eve atmete tief aus. »Können wir da hingelangen?«
    »Versuchen werden wir’s ganz bestimmt. Wo Ruinen sind, gibt es normalerweise auch Wasser ganz in der Nähe.«
    Er warf ihr einen Blick zu und fügte hinzu: »Aber rechne nicht damit. Einige der Indianerstämme haben sich aus Zisternen versorgt, die inzwischen längst Risse haben und ausgetrocknet

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