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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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einen Moment auszuruhen, in der Hoffnung, etwas Kraft würde in ihre zittrigen Beine zurückströmen. Sie hätte viel für einen Schluck Wasser gegeben, aber sie hatte den schweren, unhandlichen Kanister am Sattel der Graubraunen hängen lassen.
    Seufzend strich Eve mit beiden Händen über ihre schmerzenden Schenkel und erklomm die nächste Terrasse, um zu sehen, was sie dort erwartete. Nur wenige Schritte entfernt fiel der Felsen schräg zu einer weiteren Gesteinsspalte hin ab. Diese hier war eher wie ein Trichter geformt, das entgegengesetzte Ende war abgeschnitten. Ein steiler Abhang führte zu einem schmalen Felsvorsprung. Von dort aus lief die Spalte endlos durch das weiße Gestein hinunter, zerschnitt es in zwei voneinander getrennte Blöcke.
    Reno und die Pferde waren auf der anderen Seite.
    Eve sprach sich laut Mut zu. »Der Riß ist nicht mehr als einen Meter breit. Ich kann mit einem Schritt drübersteigen.«
    Er ist breiter als einen Meter. Du wirst springen müssen, sagte eine Stimme in ihrem Kopf.
    »Ich bin schon mal über den Bach gesprungen, und der war viel breiter als dieser Riß hier«, murmelte sie vor sich hin.
    Ein Sturz in den Bach wäre nicht weiter schlimm gewesen, meldete sich die Stimme in ihrem Kopf. Aber wenn du hier stürzt...
    Die Schwäche in ihren Knien ängstigte Eve. Sie war durstig, erschöpft und nervös von der stundenlangen Qual, bei jedem Schritt damit rechnen zu müssen, auszurutschen und in den Abgrund zu stürzen. Und ihre Angst steigerte sich bei dem Gedanken, diesen schwarzen Schacht überqueren zu müssen.
    Sie konnte es nicht. Sie konnte es einfach nicht.
    Hör auf! befahl Eve sich energisch. Ich habe in den letzten Stunden schwierigere Dinge vollbracht. Der Spalt ist höchstens einen Meter breit. Ich brauche nur einen kleinen Anlauf zu nehmen, und schon bin ich drüben auf der anderen Seite.
    So sprach Eve sich immer wieder Mut zu, und bald fühlte sie sich besser, besonders, da sie die Augen geschlossen hielt. Es hätte ihr geholfen, wenn sie Reno oder die Pferde auf der anderen Seite hätte sehen können, aber sie konnte sie nirgends erblicken. Von der Stelle aus, an der sie stand, sah sie nichts als den steilen Abhang hinter sich und die Spalte vor sich.
    Eve fuhr sich mit der Zungenspitze über ihre trockenen Lippen. Sie war versucht, ein paar hundert Meter zurückzugehen und aus einer der vielen Vertiefungen im Gestein zu trinken, in denen sich Wasser vom letzten Regenguß gesammelt hatte. Die Vertiefungen enthielten die unterschiedlichsten Mengen, von einer Tasse voll bis hin zu mehreren Litern.
    Am Ende beschloß Eve, nicht zurückzugehen, weil sie nicht einen Meter mehr laufen wollte als unbedingt nötig. Abgesehen davon wimmelte es in den Wasserlöchern von winzigen schwimmenden Kreaturen.
    Eve holte tief Luft und trat näher an die schwarze Kluft heran, die zwischen ihr und den Pferden lag. Nach den Hufabdrücken zu urteilen, die sie auf dem Boden erkennen konnte, waren die Mustangs in die Knie gegangen, zu dem Felsvorsprung hinuntergerutscht und dann auf die andere Seite hinübergestiegen oder -gesprungen. Dort gab es keinen Abhang, den man hinaufklettern mußte. Sie könnte sich flach fallen lassen, wenn sie landete. Kein Problem.
    So simpel, wie eine Treppe hinunterzuspringen, redete Eve sich ein. Überhaupt nichts dabei.
    Sie atmete noch einmal tief durch und näherte sich vorsichtig dem Abgrund.
    Da rollte ein Kieselstein unter ihrem Fuß weg und brachte sie aus dem Gleichgewicht. Sie drehte sich im Fallen, die Arme weit ausgestreckt, während ihre Finger nach etwas zu greifen versuchten, das ihren Fall aufhalten könnte. Doch sie fand keinen Halt, ihre Hände griffen ins Leere.
    Die Wucht des Sturzes verschlug Eve den Atem, während sie sich der weit auseinanderklaffenden schwarzen Lücke näherte. Es gab keine Erhebung, nichts, um sich daran festzuklammern. Wild mit den Armen um sich schlagend, glitt Eve eine Rutschbahn aus Granit hinunter, raste einer endlosen Nacht entgegen.
    »Reno!« schrie sie.
    Zuerst schrammte sie mit Füßen und Knien, dann mit ihren Schenkeln über den Felsvorsprung. Irgendwie fanden ihre Hände genug Halt im Gestein, um ihren Sturz abzufangen. Eve lag mit zitternden Armen da, die Wange dicht an den Felsen gepreßt, während ihre Beine über dem Abgrund baumelten. Als sie versuchte, sich aus der Felsspalte herauszuziehen, wären ihre Hände beinahe abgerutscht.
    Nur Sekunden später fühlte Eve, wie sie aus der Spalte

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