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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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ununterbrochen, bis Reno sie hastig auf die Füße zog und mit ihr von der Schlucht wegrannte. Nur wenige Sekunden später hörten sie hinter sich ein Getöse wie doppelter Donner. Reno riß Eve mit sich zu Boden und bedeckte ihren Körper schützend mit seinem, während Fels explodierte und in harten, scharfkantigen Brocken herunterregnete.
    Hinter ihnen brach ein Stück des Plateaus. Schlitternd, hüpfend, knirschend und ächzend wälzte sich die Felslawine die enge Schlucht hinunter, bis sie auf ein Hindernis traf und sich dort in einer wirbelnden Staubwolke von Staub und feinem Schotter auftürmte.
    »Alles in Ordnung?« fragte Reno.
    »Ja.«
    Er hob sich von Eve herunter, sprang leichtfüßig auf und zog Eve hoch. Dann trat er vorsichtig an den Rand des Plateaus und spähte hinunter.
    Die Schlucht war mit Steinen und Felsbrocken jeder Größe verstopft.
    »Ich will verdammt sein«, murmelte er. »Dieser Spalt muß noch tiefer gewesen sein, als ich dachte.«
    Wie betäubt starrte Eve hinab, erstaunt über die Veränderung, die zwei Dosen Schwarzpulver bewirkt hatten.
    Neben dem Geräusch von nachträglich den Abhang hinabpolternden Steinen hörte man das rhythmische Klappern von Hufen. Es wich weiter und weiter in die Schlucht zurück, während die Mustangs vor der unerwarteten Explosion flohen.
    »Falls die Jungs da unten tatsächlich überlebt haben, werden sie noch einen langen, langen Spaziergang vor sich haben«, bemerkte Reno mit deutlicher Befriedigung in der Stimme.
    »Dann sind wir... sicher?«
    Er versuchte zu lächeln.
    »Für eine Weile, ja«, erwiderte er. »Aber wenn es noch einen Weg gibt, der auf dieses Plateau führt, werden Slaters Comancheros ihn sicher kennen.«
    »Vielleicht gibt es keinen«, sagte Eve schnell.
    »Bete lieber, daß es ihn gibt.«
    »Warum?«
    »Weil ihr Weg hinauf unser Weg hinunter ist«, sagte Reno kurz.
    Eve strich sich mit dem staubigen Ärmel ihres Hemdes über ihre ebenso staubige Stirn und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie die Vorstellung, auf dem Plateau in der Falle gefangen zu sein, erschreckte.
    Reno bemerkte ihre Angst trotzdem. Er drückte tröstend ihren Arm, bevor er sich abwandte.
    »Komm«, sagte er aufmunternd. »Wir wollen mal sehen, wie gut du die Pferde gefesselt hast.«

13. Kapitel
    Eve beobachtete, wie Renos braune Mustangstute das letzte Stück der steilen Schlucht hinaufkletterte. Es war die fünfte Erkundungstour vom Plateau hinunter, die Reno innerhalb der letzten beiden Stunden unternommen hatte. Ohne Erfolg. Bis jetzt hatte jede Schlucht vor einem Felsen geendet, den Pferde nicht überwinden konnten.
    Dieses Mal jedoch war Reno mindestens eine halbe Stunde fort gewesen. Eve sagte zwar nichts, aber die Hoffnung stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Ohne es zu merken, strich sie sich mit der Zunge über die Lippen. Doch sie wurden nicht feucht.
    »Trink einen Schluck«, sagte Reno, als er vor ihr anhielt. »Du bist ja völlig ausgetrocknet.«
    »Ich mag nichts trinken, wenn mein Pferd so durstig ist, daß es jedesmal in meine Tasche zu kriechen versucht, wenn ich nur den Wasserkanister hervorhole.«
    »Laß dich von der sanftgesichtigen Schwindlerin nicht täuschen. Sie hat eins von diesen tinajas leergetrunken, als du eine Viertelmeile zurück warst und versucht hast, in diesen breiten Spalt zu stürzen.«
    »Tinajas?« Eve runzelte die Stirn, dann fiel ihr wieder ein, was das spanische Wort bedeutete. »Oh. Du meinst diese Löcher im Felsen, in denen sich Regenwasser angesammelt hat. Ist das Wasser gut?«
    »Den Mustangs hat es geschmeckt.«
    »Du hast nichts davon getrunken?«
    »Die Pferde brauchen es nötiger als ich. Abgesehen davon...« gestand Reno mit schiefem Grinsen, »war ich nicht durstig genug, um all die vielen kleinen Krabbeltiere zwischen meinen Zähnen zu zermalmen.«
    Eves Lachen faszinierte Reno. Sie war staubig, erschöpft, zerkratzt vom Kriechen über Felsen... und dennoch hatte er noch niemals eine Frau gesehen, die verführerischer gewesen wäre. Er strich eine goldbraune Locke hinter ihr Ohr zurück, zeichnete mit der Fingerspitze zart die Umrisse ihres Kinns nach und berührte dann ihre Lippen leicht mit seinem Daumen.
    »Steig auf«, sagte er sanft. »Es gibt da etwas, was ich dir zeigen
    möchte.«
    Neugierig schwang Eve sich in den Sattel und ritt neben Reno her, solange der Weg es erlaubte. Zu ihrer Überraschung fiel die Schlucht nicht sofort in die Tiefe ab, wie es die anderen getan hatten.

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