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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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seiner Zuhörer sicher sein konnte, mit eben so großer Leichtigkeit wie Anmuth oder Kraft, je nach der Natur des Gegenstandes, redete. Niemand aber hat ihm in dieser Hinsicht ein glänzenderes Zeugnis ausgestellt als Dusaulx in einem Berichte über ein Gastmahl, welches im Jahre 1771 bei ihm stattfand und an dem Rousseau mit anderen ihm bis dahin unbekannten Personen Theil nahm. »Wie liebenswürdig war er doch an diesem Tage, wenn man von einigen unklaren Gedanken absieht! Bald fröhlich, bald erhaben. Vor dem Mahle erzählte er uns einige der unschuldigsten Anekdoten, die er in seine Bekenntnisse aufgenommen hat. Mehrere unter uns kannten sie bereits; aber er verstand sie neu einzukleiden und ihnen eine noch größere Lebendigkeit zu verleihen als in seinem Werke. Ich spreche es dreist aus, daß er sich selbst nicht kannte, als er behauptete, daß ihm die Natur die Redegabe versagt hätte. Unzweifelhaft hatte das einsame Leben dieses Talent in ihn zurückgedrängt. Aber in Augenblicken, wo er sich offen hingab und sein Mißtrauen nicht erweckt wurde, sprudelte seine Rede in einem reißenden unwiderstehlichen Strome hervor.«]
    Nachdem in solcher Weise über das Maß meiner Fähigkeiten und den für mich geeignetsten Stand entschieden war, handelte es sich jetzt nun schon zum zweiten Male nur darum, daß ich dieser meiner Bestimmung auch folgte. Die Schwierigkeit war, daß ich nicht Theologie studirt und es nicht einmal im Lateinischen weit genug gebracht hatte, um Priester zu werden. Frau von Warens dachte daran, mich einige Zeit im Seminar unterrichten zu lassen. Sie nahm mit dem Herrn Superior, einem Herrn Gros, Rücksprache. Derselbe, der dem Orden der Lazaristen angehörte, war ein gutes, halbblindes Männchen, mager und bereits ergraut und der geistreichste und am wenigsten pedantische Lazarist, den ich je gekannt, was allerdings nicht viel sagen will.
    Er besuchte bisweilen Mama, die ihn freundlich aufnahm, mit ihm schön that, ihn sogar neckte und sich mitunter von ihm schnüren ließ, eine Dienstleistung, die er nicht ungern übernahm. Während er damit beschäftigt war, lief sie unaufhörlich von einer Seite des Zimmers zur andern, indem sie bald dies, bald jenes that. Von dem Schnürbande mitgezogen, mußte der alte Herr ihr folgen, wobei er ihr scheltend zurief: »Aber, gnädige Frau, verhalten Sie sich doch ruhig!« Es war ein ungemein reizendes Bild.
    Herr Gros ging auf Mamas Plan bereitwillig ein. Er verlangte ein sehr geringes Kostgeld und übernahm den Unterricht. Jetzt kam es nur noch auf die Einwilligung des Bischofs an, der sie nicht allein ertheilte, sondern sich auch zur Zahlung des Kostgeldes bereit erklärte. Er gestattete auch, daß ich, bis man aus einem Versuche auf einen günstigen Erfolg schließen könnte, den man ja hoffen dürfte, in Laientracht bleiben könnte.
    Welch ein Wechsel! Ich mußte mich darein schicken. Ich ging nach dem Seminar, wie ich nach dem Richtplatze gegangen wäre. Ein Seminar ist ein trauriger Aufenthalt, namentlich für den, welcher aus dem Hause einer liebenswürdigen Frau kommt. Ich nahm ein einziges Buch mit, das ich Mama mir zu leihen gebeten hatte, und das mir viel Zerstreuung gewährte. Man wird nicht ahnen, welcherlei Art es war: ein Notenbuch. Unter den Talenten, welche sie ausgebildet hatte, war die Musik nicht vergessen worden. Sie hatte Stimme, sang leidlich und spielte ein wenig Klavier. Sie war so gütig gewesen, mir einige Gesangstunden zu geben, und sie mußte dabei ziemlich von den ersten Elementen beginnen, denn ich kannte kaum die Musik unserer Choräle. Acht oder zehn von einer Frau in langen Unterbrechungen ertheilte Stunden hatten mich nicht allein nicht in den Stand gesetzt, die Scala zu singen, sondern mich nicht einmal auch nur mit dem vierten Theile der musikalischen Zeichen bekannt gemacht. Allein ich hatte eine solche Leidenschaft für diese Kunst, daß ich den Versuch machen wollte, mich allein in ihr zu üben. Das Buch, welches ich mitnahm, war nicht einmal eines der leichtesten; es enthielt die Cantaten von Clerambault. Man kann sich denken, wie groß mein Fleiß und meine Ausdauer waren, wenn ich versichere, daß ich ohne Kenntnis des Transponirens und des Tonmaßes es doch dahin brachte, die erste Arie der Cantate Alpheus und Arethusa fehlerfrei vom Blatte zu lesen und zu singen; allerdings hat diese Arie einen so genauen Takt, daß man die Verse nur nach ihrem Silbenmaß vorzutragen braucht, um in den Ton der Melodie zu

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