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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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Schlosse von Montmorency aus aufrichtiger Verehrung der Herrschaft zog, so führte es mich eben so zu meiner Nachbarschaft zurück, um mich an den Annehmlichkeiten dieses gleichmäßigen und einfachen Lebens zu erfreuen, außerhalb dessen es kein Glück für mich giebt. Therese hatte mit der Tochter meines Nachbars, eines Maurers, Namens Pilleu, Freundschaft geschlossen, und ich schloß sie mit dem Vater gleichfalls. Mit welcher Eile kam ich, nachdem ich des Morgens nicht ohne Zwang, oder aus Rücksicht auf die Frau Marschall auf dem Schlosse gespeist hatte, des Abends wieder heim, um mit dem braven Pilleu und seiner Familie bald bei ihm, bald bei mir das Abendbrot zu essen!
    Außer diesen beiden Wohnungen hatte ich bald noch eine dritte im Hotel Luxembourg, dessen Besitzer so inständig in mich drangen, sie bisweilen zu besuchen, daß ich trotz meines Widerwillens gegen Paris, wo ich seit meiner Zurückgezogenheit auf der Eremitage nur die zwei einzigen Male, die ich bereits erwähnt, gewesen war, darein willigte. Auch ging ich nur an verabredeten Tagen hin, lediglich um dort zu Nacht zu speisen und am nächsten Morgen zurückzukehren. Ich kam und ging durch den Garten, der auf den Boulevard hinausführte, so daß ich mit vollster Wahrheit sagen konnte, ich hätte den Fuß nie auf das Pariser Pflaster gesetzt.
    Inmitten dieses flüchtigen Glückes bereitete sich von ferne der Wendepunkt vor, der das Ende bezeichnen sollte. Bald nach meiner Rückkehr nach Mont-Louis machte ich, und wie gewöhnlich wider meinen Willen, eine neue Bekanntschaft, die in meiner Geschichte ebenfalls bedeutungsvoll ist. Man wird in der Folge entscheiden, ob in gutem oder bösem Sinne. Es ist die mit meiner Nachbarin, der Frau Marquise von Verdelin, deren Mann zu Soisy, in der Nähe von Montmorency ein Landhaus gekauft hatte. Fräulein von Ars, Tochter des Grafen von Ars, eines vornehmen, aber armen Mannes, hatte Herrn von Verdelin geheirathet, der alt, häßlich, taub, hart, roh, eifersüchtig, mit Narben bedeckt und einäugig war, im Uebrigen aber, wenn man ihn zu nehmen wußte, ein gutmüthiger Mensch und Besitzer von fünfzehn- oder zwanzigtausend Livres Renten, an die man sie verheirathete. Dieser Adonis, der fluchte, kreischte, schalt, wetterte und seiner Frau den ganzen Tag Thränen entlockte, that schließlich stets, was sie wollte, allerdings nur, um sie in Wuth zu versetzen, falls sie es ihm nämlich weiszumachen verstand, daß er es wollte und sie es nicht wollte. Herr von Margency, von dem ich gesprochen habe, war der Freund der Frau und wurde der des Mannes. Einige Jahre vorher hatte er ihnen sein Schloß Margency bei Eaubonne und Andilly vermiethet, und dort hielten sie sich gerade während meiner Leidenschaft für Frau von Houdetot auf. Letztere und Frau von Verdelin waren durch Frau von Aubeterre, ihre gemeinsame Freundin, bekannt geworden; und da der Garten von Margency an dem Wege lag, den Frau von Houdetot nach dem »Olymp«, ihrem Lieblingsspaziergang, gehen mußte, gab ihr Frau von Verdelin einen Schlüssel, um durch den Garten zu gehen. Wegen dieses Schlüssels ging ich in ihrer Begleitung oft durch denselben; aber ich war kein Freund von unvermutheten Begegnungen, und wenn sich Frau von Verdelin zufällig auf unsrem Wege fand, ließ ich sie zusammen, ohne etwas zu sagen, und ging stets vorauf. Dieses wenig höfliche Betragen hatte mir bei ihr kein günstiges Vorurtheil verschaffen können. Als sie zu Soisy war, unterließ sie trotzdem nicht, mich aufzusuchen. Sie kam mehrmals zu mir zum Besuch nach Mont-Louis, ohne mich anzutreffen, und da sie sah, daß ich ihren Besuch nicht erwiderte, gerieth sie, um mich zu zwingen, auf den Einfall, mir für meine Terrassen Blumentöpfe zu schicken. Nun mußte ich wohl hingehen, um ihr zu danken: das war genug; nun waren wir verbunden.
    Der Anfang dieser Bekanntschaft war stürmisch, wie bei allen, die ich wider meinen Willen machte. Wahre Ruhe herrschte sogar nie darin. Frau von Verdelins Geistesrichtung stand mit der meinigen zu sehr im Widerspruche. Sie ergeht sich mit solcher Unbefangenheit in boshaften Bemerkungen und Spöttereien, daß eine fortwährende und für mich sehr ermüdende Aufmerksamkeit dazu gehört, um zu bemerken, wann man verspottet wird. Eine ihrer boshaften Bemerkungen, die mir gerade einfällt, wird genügen, am den Beweis zu liefern. Ihr Bruder hatte vor kurzem das Commando über eine gegen die Engländer kreuzende Fregatte erhalten. Ich sprach von der Art,

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