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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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Buchstaben einig waren, und er schon einige Bogen gedruckt hatte, begann er in Folge einer unbedeutenden Veränderung, die ich bei der Correctur vorgenommen hatte, alles von neuem, und nach sechs Monaten waren wir noch nicht so weit gelangt wie am ersten Tage. Während dieses versuchsweisen Vorgehens bemerkte ich deutlich, daß das Werk in Frankreich wie in Holland gedruckt wurde, und man gleichzeitig zwei Ausgaben veranstaltete. Was konnte ich thun? Ich war nicht mehr Herr meines Manuscripts. An der Ausgabe in Frankreich hatte ich nicht nur keinen Antheil gehabt, sondern mich ihr auch stets widersetzt; aber da sie wohl oder übel nun doch einmal gemacht wurde und der andern als Vorbild diente, so durfte ich sie auch nicht aus den Augen lassen und mußte die Correcturbogen durchsehen, um mein Buch nicht verstümmeln und entstellen zu lassen. Uebrigens geschah der Druck des Werkes so vollkommen mit der Genehmigung des Censors, daß er die Unternehmung gewissermaßen leitete, sehr häufig an mich schrieb und mich sogar in Bezug darauf besuchte, bei einer Gelegenheit, von der ich gleich reden werde.
    Während Duchesne mit Schildkrötenschritten vorwärts ging, machte Néaulme, den er zurückhielt, noch langsamere Fortschritte. Man schickte ihm die Bogen nicht so regelmäßig zu, wie sie gedruckt wurden. Er glaubte in der Handlungsweise Duchesnes, das heißt Guys, der die Geschäftsführung besorgte, Unredlichkeit zu bemerken, und sobald er sich überzeugte, daß man den Vertrag nicht inne hielt, schrieb er mir Briefe über Briefe voller Klagen und Beschwerden, für die ich noch weniger Abhilfe herbeiführen konnte als für meine eigenen. Sein Freund Guérin, der mich damals sehr oft besuchte, redete mit mir unaufhörlich von diesem Buche, aber stets mit größter Zurückhaltung. Er wußte und wußte nicht, daß man es in Frankreich druckte; er wußte und wußte nicht, daß sich der Censor hineinmischte; während er mich wegen der Verlegenheiten beklagte, die mir dieses Buch bereitete, schien er mich der Unvorsichtigkeit zu zeihen, ohne je sagen zu wollen, worin sie denn bestände; er machte unaufhörlich Winkelzüge und Ausflüchte; er schien nur zu sprechen, um mich zum Sprechen zu bringen. Damals war meine Sicherheit so vollständig, daß ich über den bedächtigen und geheimnisvollen Ton, den er bei dieser Angelegenheit anschlug, wie über eine bei Ministern und Beamten, in deren Amtsstuben er häufig zu finden war, vorkommende lächerliche Angewöhnung lachte. Sicher, hinsichtlich dieses Werkes in Ordnung zu sein, vollkommen überzeugt, daß es nicht nur die Billigung und den Schutz des Censors besäße, sondern auch verdiente und sogar von dem Ministerium mit günstigen Augen betrachtet würde, beglückwünschte ich mich wegen meines Muthes, recht zu handeln, und lachte meine kleinmüthigen Freunde aus, die sich um meinetwillen zu beunruhigen schienen. Duclos war einer von ihnen, und ich gestehe, daß mir mein Vertrauen zu seiner Geradheit und Einsicht gleiche Besorgnis wie ihm hätte einflößen müssen, wenn ich ein geringeres auf die Brauchbarkeit des Werkes und auf die Redlichkeit seiner Beschützer gesetzt hätte. Während der »Emil« unter der Presse war, kam er von Herrn Baille zu mir, und redete mit mir von dem Buche. Ich las ihm das Glaubensbekenntnis des Savoyischen Vikars vor; er hörte es in tiefster Ruhe und, wie es mir schien, mit großem Vergnügen an. Als ich geendet hatte, sagte er zu mir: »Wie, Bürger, das ist ein Abschnitt aus einem Buche, das man in Paris druckt?« – »Ja,« erwiderte ich, »und man sollte es im Louvre auf Befehl des Königs drucken.« – »Ich gebe es zu,« versetzte er, »thun Sie mir indessen den Gefallen, niemandem zu erzählen, daß Sie mir diesen Abschnitt vorgelesen haben.« Diese auffallende Art, sich auszudrücken, überraschte mich, ohne mich zu erschrecken. Ich wußte, daß Duclos oft Herrn von Malesherbes sah.
    Es war mir schwer begreiflich, wie er über denselben Gegenstand so abweichender Meinung sein konnte.
    Seit länger als vier Jahren lebte ich in Montmorency, ohne dort einen Tag ganz gesund gewesen zu sein. Obgleich die Luft daselbst vortrefflich ist, so ist das Wasser schlecht, und das kann sehr gut eine der Ursachen sein, die zur Verschlimmerung meiner gewöhnlichen Leiden beitrugen. Gegen Ende des Herbstes 1761 wurde ich völlig krank und brachte den ganzen Winter unter fast unaufhörlichen Leiden zu. Das durch tausenderlei Beunruhigungen vermehrte

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