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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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Bekanntschaft mit Herrn und Frau von Luxembourg Aufschub erlitten, so hatte ich es doch um ihrer willen nicht aufgegeben. Selbst zu der Zeit meiner größten Gunst bei der Frau Marschall hatte ich stets gefühlt, daß nur meine innige Zuneigung zu dem Herrn Marschall und zu ihr mir ihre Umgebung erträglich machen konnte; und meine ganze Verlegenheit war, diese Zuneigung mit einer meinem Geschmacke mehr zusagenden und meiner Gesundheit weniger nachtheiligen Lebensweise in Übereinstimmung zu bringen, denn trotz aller Mühe, die man anwandte, meine Gesundheit nicht zu gefährden, so litt sie unter diesem Zwange und diesen Abendessen doch unaufhörlich. In Bezug auf die Pflege wie in jedem andern Punkte wurden die Aufmerksamkeiten so weit wie möglich getrieben. So unterließ zum Beispiel an keinem Abende nach dem Souper der Herr Marschall, der sich früh schlafen legte, mich gutwillig oder gezwungen mit sich zu nehmen, damit ich gleichfalls das Bett aufsuchte. Erst kurz vor dem Eintritte meines Unglücks hörte er, ich weiß nicht weshalb, auf, diese Aufmerksamkeit zu haben.
    Sogar noch ehe ich die Erkaltung der Frau Marschall wahrnahm, wünschte ich, um mich ihr nicht auszusetzen, mein altes Vorhaben auszuführen; aber da mir die Mittel dazu fehlten, war ich gezwungen, den Abschluß des Vertrages hinsichtlich des »Emil« abzuwarten, und mittlerweile legte ich die letzte Hand an den » Contrat social « und schickte ihn an Rey, wobei ich als Honorar für dieses Manuscript tausend Franken bestimmte, die er mir auch gewährte. Ich darf vielleicht eine kleine Thatsache nicht übergehen, die sich auf das erwähnte Manuscript bezieht. Ich übergab es wohlversiegelt Duvoisin, einem Prediger aus dem Waadtlande, und Kaplan bei der Holländischen Gesandtschaft, der mich mitunter besuchte und die Besorgung an Rey, mit dem er in Verbindung stand, übernahm. Dieses sehr klein geschriebene Manuscript war deshalb wenig umfangreich und füllte seine Tasche nicht aus. Als er durch das Thor ging, fiel sein Packet, ich weiß nicht wie, in die Hände der Zollbeamten, die es öffneten, untersuchten und es ihm endlich zurückgaben, als es im Namen des Gesandten zurückgefordert wurde. Dies verschaffte ihm die Gelegenheit, es selbst zu lesen, wie er mir naiver Weise anzeigte, unter großer Belobigung des Werkes, ohne ein Wort der Kritik oder des Tadels, wobei er sich ohne Zweifel vorbehielt, als Rächer des Christentums aufzutreten, sobald das Werk erschienen sein würde. Er siegelte das Manuscript wieder ein und schickte es Rey zu. Das ist im Wesentlichen der Inhalt des Berichtes, den er mir brieflich über diese Angelegenheit abstattete, und das ist alles, was ich davon erfahren habe.
    Außer diesen beiden Büchern und dem »Musikalischen Wörterbuche«, an dem ich von Zeit zu Zeit noch immer arbeitete, hatte ich einige andere Schriften von minderer Wichtigkeit, aber alle druckfertig, die ich mir entweder gesondert oder in meiner Gesammtausgabe, wenn ich eine solche je besorgte, noch herauszugeben vornahm. Die Hauptschrift unter ihnen, von denen sich die meisten noch ungedruckt in den Händen Du Peyrous befinden, war ein »Versuch über den Ursprung der Sprachen«, den ich Herrn von Malesherbes und den Chevalier von Lorenzi lesen ließ, der mir viel Schmeichelhaftes darüber sagte. Ich rechnete darauf, daß mir alle diese Werke zusammen außer dem ganzen Lebensunterhalte ein Capital von acht- bis zehntausend Franken einbringen müßten, die ich für mich wie für Therese auf Leibrente anlegen wollte. Darauf wollten wir, wie gesagt, in dem Winkel irgend einer Provinz zusammenleben, ohne das Publikum länger mit mir zu beschäftigen und ohne mich selbst mit etwas Andrem als mit dem friedlichen Verlaufen meiner Lebensbahn zu beschäftigen, indem ich fortfuhr alles mir mögliche Gute um mich her zu thun und in der Muße die Denkwürdigkeiten zu schreiben, an deren Abfassung ich dachte.
    Das war mein Plan, dessen Ausführung Rey's Großmuth, die ich nicht verschweigen kann, noch erleichterte. Dieser Buchhändler, von dem man mir in Paris so viel Böses sagte, ist doch von allen denen, mit welchen ich zu thun gehabt, der einzige, mit dem ich stets habe zufrieden sein können. [Fußnote: Als ich dies schrieb, war ich noch gar weit davon entfernt, die Betrügereien mir vorzustellen, zu fassen und zu glauben, die ich später in den Abzügen meiner Schriften entdeckt habe und er einzugestehen gezwungen worden ist.] In Wahrheit befanden wir uns

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