Roverandom
Ähnliches verwandelt werden würde. Aber »Potztausend!«, sagte der Mann, »du bist ja fast ein Seilkletterer, mein Junge! Ich werde dir Unterricht geben müssen.« Und er warf den Jungen hinauf in die Luft. Er fiel nicht wieder herunter; keine Spur. Er klebte oben in der Luft; und der Mann im Mond warf ihm ein silbernes Seil zu, das er aus seiner Tasche zog.
»Jetzt klettere einfach daran runter!«, sagte er; und der Junge glitt daran entlang in die Arme des alten Mannes, wo er ordentlich gekitzelt wurde. »Ihr werdet aufwachen, wenn ihr so laut lacht«, sagte der Mann, setzte den Jungen ins Gras und schritt in die Menge davon.
Roverandom konnte sich selber vergnügen, und er lief gerade auf einen schönen gelben Ball zu (»Genau wie mein Ball zu Hause«, dachte er), als er eine Stimme hörte, die er kannte.
»Da ist mein kleiner Hund!«, rief sie. »Da ist mein kleiner Hund! Ich habe immer gewusst, dass er echt ist. Hier ist er also, und ich habe immer wieder den Strand nach ihm abgesucht und jeden Tag nach ihm gepfiffen!«
Sobald Roverandom die Stimme hörte, richtete er sich auf und machte Männchen.
»Mein kleiner braver Hund!«, sagte der kleine Junge Nummer Zwei (natürlich); und er rannte hinzu und streichelte ihn. »Wo hast du gesteckt?«
Doch alles, was Roverandom zunächst sagen konnte, war: »Kannst du hören, was ich sage?«
»Natürlich«, erwiderte der kleine Junge Nummer Zwei. »Aber als Mama dich damals mitbrachte, wolltest du mir überhaupt nicht zuhören, obwohl ich dich so gut anbellte, wie ich konnte. Und ich glaube auch nicht, dass du versucht hast, mir viel zu erzählen; du schienst an etwas anderes zu denken.«
Roverandom sagte, wie leid ihm das tue, und er erzählte dem kleinen Jungen, wie er ihm aus der Tasche gefallen war; und alles von Psamathos und Möwe und viele der Abenteuer, die er gehabt hatte, seit er verlorengegangen war. Auf diese Weise erfuhren der kleine Junge und seine Brüder von dem merkwürdigen Gesellen im Sand und lernten eine Menge anderer nützlicher Dinge, die sie sonst nicht gelernt hätten. Der kleine Junge Nummer Zwei hielt »Roverandom« für einen prächtigen Namen. »Ich werde dich ebenfalls so rufen«, sagte er. »Und vergiss nicht, dass du immer noch mir gehörst!«
Dann spielten sie Ball und Verstecken und Wettlaufen und Kaninchenjagen (natürlich ohne Erfolg, abgesehen von der Aufregung: Die Kaninchen waren ungemein schemenhaft) und planschten viel in den Teichen herum und trieben unendlich lange allen möglichen Unfug; und sie konnten sich immer besser und besser leiden. Der kleine Junge wälzte sich wieder und wieder im taufeuchten Gras, in einemLicht, das sehr zum Schlafengehen mahnte (doch an diesem Ort scheint sich niemand darum zu kümmern, ob das Gras feucht oder es Zeit zum Schlafengehen ist), und der kleine Hund wälzte sich mit dem Jungen herum und stand auf dem Kopf, wie kein Hund seitMutter Hubbards totem Hund je auf dem Kopf gestanden hat; und der kleine Junge lachte, bis er – ganz plötzlich verschwand und Roverandom allein auf dem Rasen zurückließ!
»Er ist aufgewacht, das ist alles«, sagte der Mann im Mond, der unversehens erschien. »Heimgegangen, und überdies zur rechten Zeit. Nun gut, er hat nur noch eine Viertelstunde bis zum Frühstück. Er wird heute Morgen seinen Gang über den Strand nicht machen können. Tja – leider ist es auch für uns Zeit, zu gehen.«
So kehrte denn Roverandom sehr zögernd mit dem alten Mann auf die weiße Seite zurück. Sie gingen den ganzen Weg zu Fuß, und es dauerte sehr lange; und Roverandom hatte nicht so viel Spaß daran, wie er hätte haben sollen. Denn sie sahen alle möglichen sonderbaren Dinge und erlebten viele Abenteuer – natürlich ohne Gefahr, wo doch der Mann im Mond dabei war. Das war auch gut so, denn in den Sümpfen war eine Vielzahl hässlicher kriechender Wesen, die sich sonst den kleinen Hund blitzschnell geschnappt hätten. Die dunkle Seite war so feucht, wie die weiße Seite trocken war, und angefüllt mit den absonderlichsten Pflanzen und Kreaturen, von denen ich euch erzählen würde, wenn Roverandom ein besonderes Interesse für sie gezeigt hätte. Aber das tat er nicht; er dachte an den Garten und an den kleinen Jungen.
Schließlichkamen sie zu dem grauen Rand, und sieblickten an den Schlackentälern entlang, wo viele der Drachen hausten, durch eine Lücke in den Bergen auf die große weiße Ebene und die schimmernden Klippen. Sie sahen die Welt aufsteigen, ein
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