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Roverandom

Roverandom

Titel: Roverandom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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ältliche, aber hübsche Tochter des reichen Meerkönigs, und sie heirateten am nächsten Abend.
    Das ist wahrscheinlich auch gut so. Seit einiger Zeit hat es im Ozean keinen ortsansässigen Zauberer mehr gegeben. Proteus, Poseidon, Triton, Neptun und die ganzen Burschen, die sich alle längst in Elritzen oder Muscheln verwandelt haben, haben ohnehin nie viel über Dinge außerhalb des Mittelmeers gewusst oder sich darum gekümmert – sie hatten Sardinen zu gern. Auch der alteNiord hat sich vor langer Zeit zur Ruhe gesetzt. Er konnte nach seiner albernen Heirat mit der Riesin natürlich nur noch seine halbe Aufmerksamkeit den Geschäften widmen – du erinnerst dich, dass sie sich in ihn verliebte, weil er saubere Füße hatte (das ist so praktisch im Haus), und sie hörte auf, ihn zu lieben, als es zu spät war, weil sie feucht waren. Er pfeift inzwischen auf dem letzten Loch, höre ich; ganz tatterig, der arme alte Knabe. Das Treiböl hat ihm einen schrecklichen Husten eingetragen,und er hat sich an die Küste von Island zurückgezogen, um ein bisschen Sonne abzukriegen.
    Dann war da natürlich nochder Alte Mann aus dem Meer. Er war mein Vetter, und ich bin nicht stolz darauf. Er ist mir ganz schön zur Last gefallen – wollte nicht laufen und wollte immer getragen werden, wie du, glaube ich, wohl gehört hast. Er saß ein Jahr lang oder zwei auf einer Treibmine (wenn du weißt, was ich meine), direkt auf einem der Zünder! Nicht mal mein Zauber konnte in diesem Fall etwas ausrichten. Es war schlimmer als das mit dem Ei inHumpty Dumpty.«
    »Was ist mitBritannia?«, fragte Roverandom, der schließlich ein englischer Hund war; obwohl ihn das alles in Wirklichkeit ein wenig langweilte und er mehr über seinen eigenen Zauberer erfahren wollte. »Ich dachte, Britannia beherrscht die Wellen.«
    »In Wahrheit macht sie sich nie die Füße nass. Sie streichelt lieber Löwen am Strand oder sitzt auf einem Penny mit einem Dreizack in der Hand – und auf alle Fälle gibt es im Meer mehr zu beherrschen als Wellen. Jetzt haben sie Artaxerxes, und ich hoffe, er wird zu etwas nutze sein. Die ersten paar Jahre wird er versuchen, Pflaumen auf Polypen zu ziehen, schätze ich, wenn sie ihn lassen; und das wird einfacher sein, als das Meervolk in Zaum zu halten.
    Nun, nun also! Wo war ich stehengeblieben? Natürlich – du kannst jetzt zurückkehren, wenn du willst. Eigentlich, um nicht allzu höflich zu sein, ist es Zeit, dass du so rasch wie möglich zurückgehst. Den alten Samathos wirst du zuerst aufsuchen – und folge nicht meinem schlechten Beispiel undvergiss nicht deine ›P‹s, wenn du ihn triffst.«Schon am Tag darauf erschien Möwe abermals mit einer Extrapost – und einer ungeheuren Zahl von Briefen für den Mann im Mond und einem Packen Zeitungen: Die illustrierte Gezeitenwoche, Ozeanischer Kram, Mehr vom Meer, Die Muschel und Der Klatsch am Morgen . Sie hatten alledieselben (exklusiven) Bilder von Artaxerxes’ Hochzeit am Strand bei Vollmond, mit Mr. Psamathos Psamathides, dem bekannten Geldmann, der im Hintergrund grinste. Aber sie waren hübscher als unsere Bilder, weil sie wenigstens farbig waren; und die Nixe sah wirklich reizend aus (ihr Schwanz war unter dem Schaum).
    Die Zeit war gekommen, sich zu verabschieden. Der Mann strahlte Roverandom an; und der Mondhund versuchte, unbeteiligt auszusehen. Roverandom selbst ließ ziemlich den Schwanz hängen, doch er sagte bloß: »Wiedersehen, du Knilch! Pass auf dich auf, ärgere die Mondstrahlen nicht, murkse die weißen Kaninchen nicht ab und friss nicht zu viel zum Abendessen!«
    »Selber Knilch!«, erwiderte der Mondhund. »Und hör damit auf, Zaubererhosen zu fressen!« Das war alles: Und doch glaube ich, dass er dem Mann im Mond dauernd mit der Bitte in den Ohren lag, ihn in die Ferien zu schicken, um Roverandom zu besuchen, und dass der Alte es ihm seitdem mehrere Male erlaubt hat.
    Danach flog Roverandom mit Möwe zurück, und der Mann ging wieder in seinen Keller, und der Mondhund saß auf dem Dach und sah ihnen nach, bis sie außer Sicht waren.

VIERTES KAPITEL

    E in kalter Wind blies vom Polarstern, als sie in die Nähe des Randes der Welt kamen, und die frostige Gischt der Wasserfälle übersprühte sie. Auf dem Rückweg waren sie schwerer vorwärtsgekommen, denn der Zauber des alten Psamathos hatte es gerade jetzt nicht sehr eilig; und sie waren froh, auf der Insel der Hunde ausruhen zu können. Da aber Roverandom immer noch ein kleiner Zauberhund

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