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Roverandom

Roverandom

Titel: Roverandom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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mattgrüner und goldener Mond, gewaltig und rund über den Schultern der Mondberge; und Roverandom dachte: »Da wohnt mein kleiner Junge!« Die Erde schien eine riesige und schreckliche Strecke entfernt.
    »Werden Träume wahr?«, fragte er.
    »Einige von meinen Träumen, ja«, sagte der alte Mann. »Manche, aber nicht alle; und selten auf der Stelle oder genauso, wie sie beim Träumen waren. Aber warum willst du etwas über Träume wissen?«
    »Ich habe bloß gefragt«, antwortete Roverandom.
    »Wegen des kleinen Jungen«, sagte der Mann. »Hab’s mir gedacht.« Darauf holte er ein Fernrohr aus seiner Tasche hervor. Er zog es zu einer ungeheuren Länge auseinander. »Ein kleiner Blick wird dir nicht schaden, denke ich«, sagte er.
    Roverandom sah durch das Glas – als es ihm schließlich gelungen war, ein Auge zuzukneifen und das andere offenzuhalten. Er erkannte die Welt deutlich. Zuerst sah er das entfernte Ende des Mondpfades geradewegs auf das Meer fallen; und er glaubte, undeutlich und ziemlich dünn, lange Reihen kleiner Figuren hurtig darauf hinuntereilen zu sehen, doch ganz sicher war er nicht. Das Mondlicht schwand rasch. Das Sonnenlicht nahm zu; und plötzlich war da die Bucht des Sandzauberers (aber keine Spur von Psamathos – Psamathos ließ nicht zu, dass man ihn beguckte); und nach einer Weile schritten die zwei kleinen Jungen in das runde Bild und gingen Hand in Hand am Strand entlang. »Ob sie wohl nach Muscheln für mich suchen?«, fragte sich der kleine Hund.
    Sehr bald verschob sich das Bild, und er sah das weiße Haus des Vaters der zwei kleinen Jungen auf der Klippe, mit seinem Garten, der zum Meer abfiel; und am Tor sah er – eine unangenehme Überraschung – den alten Zauberer auf einem Stein sitzen und seine Pfeife rauchen, als hätte er nichts anderes zu tun, als dort für immer Ausschau zu halten, mit seinem alten grünen Hut auf dem Hinterkopf, die Weste nicht zugeknöpft.
    »Was treibt dieser alte Arta-Dingsbums da am Tor?«, fragte Roverandom. »Ich dachte, er hätte mich längst vergessen. Und sind seine Ferien nicht inzwischen vorbei?«
    »Nein, er wartet auf dich, mein Hündchen. Er hat nicht vergessen. Würdest du in diesem Augenblick dort auftauchen, ob als Hund oder als Spielzeug, er würde dich sehr schnell mit irgendeinem neuen Zauber belegen. Es ist nicht so, dass es ihm so sehr um seine Hose geht – die war schnell geflickt –, aber er ist sehr verärgert, dass Samathos sich eingemischt hat; und Samathos ist mit seinen Vorbereitungen noch nicht so weit, um es mit ihm aufzunehmen.«
    In diesem Augenblick sah Roverandom, wie der Wind Artaxerxes’ Hut wegwehte und der alte Zauberer ihm nachrannte; und es war deutlich zu sehen, dass er einen wunderbaren Flicken auf seiner Hose hatte, einen orangefarbenen Flicken mit schwarzen Punkten.
    »Ich hätte gedacht, ein alter Zauberer würde es fertigbringen, seine Hose besser zu flicken!«, sagte Roverandom.
    »Aber er denkt, dass er es wunderbar hingekriegt hat!«, sagte der alte Mann. »Er hat irgendwelchen Leuten ein Stück von ihrem Fenstervorhang verzaubert; sie kriegen das Geld von der Versicherung, und er kriegt einen Farbfleck, und beide Seiten sind zufrieden. Trotzdem, du hast recht. Esgeht mit ihm zu Ende, glaube ich. Traurig, mit anzusehen, wie nach all diesen Jahrhunderten ein Mann seine Zauberkraft verliert; aber für dich vielleicht ein Glück.« Darauf schob der Mann im Mond mit einem Klicken sein Fernrohr zusammen, und sie machten sich wieder auf den Weg.
    »Da hast du deine Flügel zurück«, sagte der alte Mann, nachdem sie den Turm erreicht hatten. »Jetzt flieg los und amüsiere dich. Störe die Mondstrahlen nicht, beiß meine weißen Kaninchen nicht tot und komm zurück, wenn du Hunger kriegst – oder dir irgendetwas anderes wehtut.«
    Roverandom flog sofort los, um den Mondhund zu suchen und ihm von der anderen Seite zu erzählen; aber der andere Hund war ein bisschen neidisch auf den Besucher, dem erlaubt wurde, Dinge zu sehen, die er nicht sehen durfte, und er tat so, als wäre er nicht interessiert.
    »Hört sich ganz nach einer hässlichen Gegend an«, knurrte er. »Ich bin sicher, dass ich sie nicht kennenlernen will. Ich schätze, dass dir die weiße Seite jetzt langweilig vorkommt, wo du nur mich zum Umherstreifen hast, anstelle all deiner zweibeinigen Freunde. Es ist ein Jammer, dass der persische Zauberer so hartnäckig ist und du nicht heimkehren kannst.«
    Roverandom war ziemlich gekränkt; und er

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