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Roverandom

Roverandom

Titel: Roverandom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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meisten Leute glauben, wenn er auch nie einen Zeh ins Wasser setzt, solange es sich vermeiden lässt), während Möwe und Rover ihren Spaziergang machten und er dagesessen, sich beruhigt und einen neuen Plan ersonnen hatte.
    Auf jeden Fall ertrank Rover nicht; doch er wünschte bereits, er wäre woanders, selbst im feuchten Inneren des Walfisches, bevor er an die Tür gelangte: Aus den purpurnen Büschen und den schwammigen Dickichten neben dem Pfad beäugten ihn so absonderliche Gestalten und Gesichter, dass er sich wirklich sehr unsicher fühlte. Endlich kam er an den riesigen Eingang – ein goldener Torbogen, umsäumt von Korallen, und eine Tür aus Perlmutt, mit Haifischzähnen besetzt. Der Klopfer war ein gewaltiger Ring, übersät mit weißen Entenmuscheln, und alle kleinen roten Stiele der Entenmuscheln hingen heraus; aber natürlich konnte Rover den Klopfer weder erreichen, noch hätte er ihn auf irgendeine Weise bewegen können. Also bellte er, und zu seiner Überraschung wurde sein Bellen ziemlich laut. Die Musik im Inneren brach beim dritten Bellen ab, und die Tür öffnete sich.
    Wer, glaubt ihr, öffnete? Artaxerxes höchstpersönlich, gekleidet in etwas, das wie pflaumenfarbiger Samt aussah, und in grünen Seidenhosen; und er hatte immer noch eine große Pfeife im Mund, nur dass daraus jetzt schöne regenbogenfarbene Blasen statt Schwaden von Tabakrauch aufstiegen; doch er trug keinen Hut.
    »Holla!«, sagte er. »Bist du also doch aufgekreuzt! Ich dachte mir, dass du den alten Psamathos« (wie er beim übertriebenen P schnaubte!) »bald satt bekommen würdest. Er kann nicht alles machen. Nun, wozu bist du runtergekommen? Wir feiern gerade ein Fest, und du störst die Musik.«
    »Bitte, Mr. Arterxaxes, ich meine Ertaxarxes«, begann Rover verwirrt und versuchte, sehr höflich zu sein.
    »Oh, gib dir keine Mühe, es richtig auszusprechen! Es stört mich nicht!«, sagte der Zauberer ziemlich ärgerlich.»Komm jetzt zur Sache, und mach es kurz; ich habe keine Zeit für langes Geschwätz.« Er war jetzt von seiner eigenen Wichtigkeit ziemlich überzeugt (Fremden gegenüber), seit er die Tochter des reichen Meerkönigs geheiratet hatte und mit dem Amt des Pazifischen und Atlantischen Magiers (man nannte ihn kurz denPAM, wenn er nicht zugegen war) betraut worden war. »Wenn du mich in einer dringenden Angelegenheit zu sprechen wünschst, kommst du besser herein und wartest in der Halle; ich finde vielleicht nach dem Tanz einen Augenblick Zeit.«
    Er schloss die Tür hinter Rover und ging davon. Der kleine Hund befand sich in einem riesigen dunklen Raum unter einer schwach erhellten Kuppel. Ringsum waren spitz zulaufende Bögen, mit Seetang verhängt, und die meisten waren dunkel; doch einer erstrahlte hell, und laute Musik schallte hervor, eine Musik, die ohne Ende zu sein schien, ohne sich je zu wiederholen oder eine Pause zu machen.
    Bald wurde Rover des Wartens sehr überdrüssig, also ging er zu dem erleuchteten Torbogen und spähte durch die Vorhänge. Er blickte in einen geräumigen Ballsaal mit vielen Kuppeln und zehntausend Korallensäulen, erhellt von reinstem Zauber und gefüllt mit warmem, sprudelndem Wasser. Dort tanzten alle goldhaarigen Nixen und dunkelhaarigen Sirenen verschlungene Tänze, während sie sangen – sie tanzten nicht auf ihren Schwänzen, sondern schwammen im klaren Wasser wunderschön auf und nieder und hin und her.
    Niemand bemerkte die Nase des kleinen Hundes, die durch den Seetang an der Tür lugte, so dass er, nachdem er eine Weile zugeschaut hatte, in den Saal schlüpfte. Der Boden war aus silbernem Sand und rosafarbenen Schmetterlingsmuscheln, alle geöffnet, und sie schaukelten im sanftwogenden Wasser, und er schritt vorsichtig zwischen ihnen hindurch und hielt sich dicht an der Wand, als plötzlich über ihm eine Stimme sagte:
    »Was für ein süßer kleiner Hund! Er ist ein Land-Hund, kein Meer-Hund, da bin ich sicher. Wie ist er bloß hergekommen – solch ein winziges Kerlchen!«
    Rover sah auf und erblickte eine wunderschöne Nixe mit einem großen schwarzen Kamm in ihrem goldenen Haar, die über ihm auf einem Sims saß; ihr Schwanz baumelte bedauernswerterweise herab, und sie stopfte eine von Artaxerxes’ grünen Socken. Sie war gewiss die just angetraute Mrs. Artaxerxes (allgemein als Prinzessin Pam bekannt; sie war ziemlich beliebt, was man von ihrem Gatten nicht gerade sagen konnte). Artaxerxes saß im Augenblick neben ihr, und ob er nun Zeit für langes

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