Roxane und der Hexer (German Edition)
wuchernden Rosen verborgen. Linda Scholz scha u te über das Tal.
Thorsten Thorn in seinem schwarzen Umhang kam um die Ecke des Wirtshauses. Die zweite Kamera erfasste ihn, begann jetzt gleic h falls zu surren. Thorn setzte sich neben Linda auf die Bank. Linda rückte ein wenig von ihm ab. Er ergriff ihre Hand.
» Roxane, wie lange haben wir uns nicht gesehen !«, sagte Thorn. » Ich hatte solche Sehnsucht nach dir. «
Er versuchte, Linda zu küssen, doch sie drehte den Kopf zur Seite.
» Ich muss mit dir reden, Gilbert, In der Stadt wird allerlei gemunkelt, von Hexensabbaten und dunklem Zauber im Galgenwirt s haus. «
» Altweibergeschwätz! «
» Du solltest es ernst nehmen. Mein Vater, Bodo von Falke n fels, wird dich verhaften lassen, wenn die Bauern und Bürger ihn weiter bedrängen. Auch der Abt des Klosters ist gegen dich. «
Thorn rückte an Linda heran, zog sie an sich. Die Kamera fuhr näher.
» Glaubst du ihnen etwa, Roxane? Gibst du etwas auf die Sti m men der Verleumder? «
» Manchmal weiß ich nicht, was ich denken und glauben soll. Sie alle sagen, du seist ein Hexenmeister, Gilbert. Wenn ich an den Tod meines Bräutigams denke, an viele Ereignisse, dann kommt es mir vor, als seien böse, übernatürliche Mächte im Spiel. Und deine Augen blicken mich manchmal so seltsam an, so drohend. «
» Es sind nicht meine Augen. Es ist mein Gesicht, Roxane, und meine Herkunft. Mein Feuermal stört dich, und dass ich nur ein einfacher Mann bin, während du die Tochter eines Grafen bist. «
» Nein, Gilbert, das darfst du nicht glauben. «
Thorn küsste Linda. Die Kamera fuhr noch näher heran und mac h te eine Großaufnahme von den Köpfen des Mannes und der Frau. Plötzlich stieß Thorsten Thorn einen Schrei aus, presste die Hä n de auf die rechte Niere. Sein Gesicht verzog sich vor Schmerz.
» Aus, aus. Was ist denn jetzt schon wieder? «
Schultz-Breitenberg kam herbei, beugte sich über Thorn, der stöhnend und zusammengekrümmt auf der Bank saß.
» Jemand hat mich in die Niere geboxt « , sagte Thorn gepresst . » Zum Teufel, Linda, was soll denn das? «
Linda Scholz war völlig verblüfft.
» Du glaubst doch nicht etwa, dass ich ...? « Sie sah sich um, sah den Regisseur an. » Was hat er denn nur? «
Thorn erhob sich, ging ein paar Schritte. Er massierte die schmerzende Stelle.
Linda sah den Kameramann und den Kameraschwenker an, die auf der fahrbaren Bühne hinter der Kamera standen. Die zweite Kamera war bei diesem Teil der Einstellung nicht gelaufen.
» Linda hat Ihnen nichts getan, Herr Thorn « , sagte der Kam e ramann. » Vielleicht sind Ihre Nieren nicht in Ordnung. «
» Das wäre mir neu. Teufel, Teufel, das war ein Schmerz. «
Schultz-Breitenberg schäumte vor Wut. Er hatte geglaubt, alle Schwierigkeiten zu kennen, die einen Regisseur behindern kon n ten, aber so etwas war ihm noch nicht vorgekommen. Es ha t te sich herumgesprochen, dass bei den Dreharbeiten etwas Mer k würdiges vorging. Dreiundvierzig Personen bildeten einen Hal b kreis um die Kameras und die Gruppe vor der Rosenlaube.
» Alle auf Ihre Plätze « , rief Schultz-Breitenberg. » Wer hier nichts zu tun hat, soll v e rschwinden. Wir drehen die Einste l lung noch einmal. «
Thorst e n Thorn biß die Zähne zusammen. Er war ein sehr disz i plinierter Mensch und nickte dem Regisseur zu, als dieser ihn fragend ansah. Wieder saß Linda Scholz allein da, schaute so r genvoll über das Tal. Thorn kam. Der bereits bekannte Dialog b e gann. Diesmal passierte nichts. Aber Schultz-Breitenberg war nicht recht zufrieden.
» Roxane ist Ihre Geliebte, Signefeu « , erklärte der Regi s seur. Er hatte die Angewohnheit, die Darsteller mit dem Namen der Pe r son anzureden, die sie im Film verkörperten. » Sie will Sie kü s sen, nicht beißen. Also verkrampfen Sie sich nicht so. Sie ist ein hübsches, reizvolles Mädchen, kein Boxer, der Ihnen einen Schlag versetzen will. «
Erst mit der vierten Aufnahme war Schultz-Breitenberg zufri e den.
» 12.35 Uhr - 13.20 Uhr: Einstellung 203. Okay. Vier Aufna h men, l, 2 und 3 ÜB (unbrauchbar). 4 kopieren. Einstellung und Szene: Dialog Roxane von Falkenfels (Linda Scholz) und Gilbert Signefeu (Thorsten Thorn); Liebesszene. Verbrauchter Film: 88 Meter « , diktierte der rotblonde Regieassistent dem Script-Girl.
Nun wurden die Vorbereitungen getroffen, die Szene zu wiede r holen, die durch das Auffinden des Toten unterbrochen wo r den war.
Die Aufnahmewagen mit der ersten Kamera
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