Roxane und der Hexer (German Edition)
Stadt. Ich werde dafür sorgen, dass Sie und die ändern von hier verschwinden, d a mit endlich Gras über die alten Geschichten wächst. Mit eurer Ankunft hat der Spuk angefangen. Der Hexer ist erzürnt, weil ihr ihn im Film verunglimpft. «
» Das scheint mir eine reichlich unwahrscheinliche Erklärung zu sein. Was ist denn in der Stadt geschehen, dass ihr alle so aufgebracht seid? «
Mehrere in der Menge, die jetzt Thorsten Thorn und Linda Scholz umringte, lachten. Sie schrien durcheinander, voller Wut, Hass und Angst.
» Was geschehen ist, fragt er? Die Sonne geht schwefelgelb auf, Kühe geben blutige Milch, stinkender Unrat kommt aus der Wasserleitung. «
» Aus dem Nichts ertönen Stimmen, Gelächter. Bei den Bauern am Stadtrand ist das Vieh in den Ställen verreckt. «
» Hexen sind auf Besen durch die Luft geflogen. «
Linda drängte sich an Thorsten. Die ha ss verzerrten Mienen, die blinde Wut in den Gesichtern der Männer und Frauen erschreckte sie zutiefst.
» Wissen Sie jetzt, was alles geschehen ist ?«, fragte der Bü r germeister. » Es ist nicht nur Signefeu. Er hat seinen Hexenzi r kel wieder errichtet. Es sind Hexen in der Stadt, die uns alle verderben wollen, und wir kennen sie nicht. «
» Drei haben wir in einem Schuppen eingesperrt « , rief ein Mann.
Ein kleiner Anstoß genügte, um die Menge zu blinder Mor d gier anzustacheln. Die Angst vor dem Übernatürlichen verbünd e te sich mit dem Hass auf die vermeintlich Schuldigen.
» Wir sind genauso von diesem Hexenzauber betroffen wie ihr « , versuchte Thorn noch einmal, vernünftige Argumente vo r zubringen. » Wir sind nicht die Ursache dieses Übels. «
Der Bürgermeister drängte ihn zur Seite. Er zog Linda Scholz in den Lichtschein, der aus einem Fenster fiel.
» Die kenne ich doch. Natürlich, das Gemälde im Hotel. Das ist Roxane von Falkenfels. Die Geliebte des Hexers ist zurückg e kehrt. «
Drohend drängte sich die Menge vor. Thorsten Thorn sprang vor Linda, schob sie in einen Hauseingang. Schreie wurden laut.
» Schlagt die Hexe tot ! «
» Hängt sie auf! «
» Werft sie in den Fluss ! «
» Ihr Idioten « , schrie Thorn. » Zurück! Zurück! «
Der Bürgermeister wollte Thorn ins Gesicht schlagen. Dieser fing den Schlag auf, riss das Knie hoch und versetzte dem Angre i fer einen wuchtigen Kinnhaken. Der Bürgermeister ging in die Knie.
Männer drangen auf den Schauspieler ein. Thorn war ein gr o ßer, durchtrainierter Mann. Zudem erfüllte ihn jetzt eine wi l de Wut über soviel Dummheit und Unverstand. Er schlug und trat um sich.
Obwohl seine Gegner ihm heftig zusetzten, blieb er auf den Beinen. Wenn du zu Boden gehst, treten sie dich tot, war sein einziger Gedanke.
Thorn hörte Linda hinter sich schreien. Dann krachte eine Faust an sein Kinn. Er taumelte nach rückwärts, versuchte i m mer noch, die Männer zurückzuhalten, die in den Hauseingang drän g ten. Der Bürgermeister kam an Thorn vorbei, packte Linda am Arm.
Plötzlich stieß der Mann einen Schmerzensschrei aus, sto l perte zurück. Es sah so aus, als wollte er das Gesicht vor Schlägen schützen, die ein Unsichtbarer ihm versetzte. Wieder schrie er, krümmte sich auf dem Pflaster, die Hände an den U n terleib gepresst .
Die Leute vergaßen für einen Augenblick Thorn und Linda, b e trachteten den wimmernden Bürgermeister.
Ein Mann drängte sich durch die Menge, schwang einen derben Knotenstock. Es war der Benefiziat.
» Was macht ihr denn da? Ihr seid wohl verrückt geworden. Ha l tet ein! Zurück !«, rief er.
Ein blonder junger Bursche wollte den Geistlichen zur Seite drängen.
» Das ist nichts für Sie. Gehen Sie aus dem Weg! «
» Was? An einem alten Mann willst du dich vergreifen, du Lump, du! Dir werd' ich's zeigen! «
Der Benefiziat hatte den Stock gehoben. Der Junge wich e r schrocken zurück.
Der alte Pfarrer hatte durch sein beherztes Eingreifen die Lage entschärft. Noch einmal drohte er mit dem Knotenstock.
» Geht nach Hause. Die beiden hier sind nicht schuld an dem, was geschehen ist. «
Thorn wischte sich das Blut aus dem Gesicht.
» Danke « , sagte er. » Sie sind im rechten Moment gekommen. «
» Gehen wir ins Pfarrhaus « , antwortete der Pfarrer.
Thorn und Linda folgten ihm. Die Menge machte, wenn auch mu r rend, eine Gasse für sie frei. Die schwere, eichene Tür des Pfarrhauses fiel hinter ihnen ins Schloss .
Der Benefiziat führte Thorn und Linda in sein Arbeitszi m mer. Thorn legte den Kopf in den Nacken,
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