Roxane und der Hexer (German Edition)
unter ihnen Richter mit weißer Halskrause und zwei Henkersknechte mit freiem Obe r körper und roten, spitzen Kapuzen, die brennende Fackeln in den Händen hielten. Ein Priester betete in lateinischer Spr a che. Aus den Fenster n der Burg und von den Quergängen sahen weitere Stat i sten als Zuschauer zu.
Für die Massenszene der Hinrichtung waren zweihundert Stat i sten angereist. Ihre Platzierung nahm einige Zeit in A n spruch.
Auch diese Szene wurde ohne Ton gedreht. Trotzdem musste Linda den Text sprechen, denn die Mimik musste mit dem später synchr o nisierten Text übereinstimmen.
» Weh mir, dass ich so unschuldig sterben muss !«, rief Linda Scholz. » Fluch über dich, Gilbert Signefeu. In alle Ewigkeit sollst du im Höllenfeuer brennen! «
Ein Herold las das Urteil vor. Der gramgebeugte Graf Bodo von Falkenfels, der Vater der Unglücklichen, wurde aufgeno m men. Dann stießen die Henker die Fackeln in den Scheiterhaufen. Flammen loderten, Rauch stieg auf.
Doch nur auf einer Seite des Scheiterhaufens. Als das Su r ren der Kameras verstummte, stiegen Linda Scholz und Liliane Hil l fahrt auf der nicht brennenden Seite herunter. An ihrer Stelle wurden zwei Puppen an dem Pfahl festgebunden.
Die Menge der Statisten brach in Beifall aus, als die Fla m men sich prasselnd ins dürre Holz fraßen, jetzt schon die Füße der Puppen, der gefesselten Hexen, umzüngelten.
» So soll es aller Hexenbrut ergehen !«, rief der oberste Ric h ter.
Plötzlich griff er sich an die Brust. Sein Gesicht verfär b te sich. Er brach zusammen. Gleichzeitig stürzten die beiden He n ker, rangen röchelnd nach Luft.
Schultz-Breitenberg wurde aufmerksam, drängte sich durch die Menge. Nur die Kamera, die den brennenden Scheiterhaufen aufnahm, lief jetzt.
» Albert! Albert, was ist mit Ihnen? «
rief der Regisseur und beugte sich über den am Boden liege n den Mann in der Richterrobe.
Thorsten Thorn kam hinzu.
» Das sieht aus wie ein schwerer Herzanfall « , sagte er. » Bringt ihn weg. «
Die beiden Schauspieler, die die Henker spielten, krümmten sich am Boden.
» Luft !«, röchelte der eine. » Luft! «
Hilfreiche Hände rissen ihnen die roten Kapuzen weg.
» Vielleicht ist das Holz imprägniert und der Rauch veru r sacht diese Erstickungsanfälle « , rief der Produktionsleiter, der gleichfalls hinzugetreten war. » Lassen Sie die Männer we g bringen und die ändern zurücktreten. Die Szene muss abgebrochen werden. «
« Kommt gar nicht in Frage « , antwortete Schultz-Breitenberg scharf. » Bringt die Männer in die Burg. Die andern alle zwei M e ter zurücktreten! «
Der Regieassistent wiederholte die Anordnungen durch das M e gaphon. Die meisten hatten gar nicht mitbekommen, was vorgega n gen war. Die unzureichend informierten Statisten hielten den A b transport des Richters und der Henker für einen regulären Teil der Aufnahme.
Die Kameras begannen wieder zu surren. Schultz-Breitenberg ließ die Szene abdrehen. Erst als die Flammen schon in sich z u sammensanken und die Aufnahmen beendet waren, ging der R e gisseur in das Gebäude der Burg, in dem das Verwalterehepaar wohnte.
Die beiden Henkerdarsteller hatten sich wieder etwas e r holt. Sie saßen schwer atmend am Tisch, das Gesicht noch vom Schreck und vom Luftmangel gezeichnet. Der Darsteller des Richters lag mit geschlossenen Augen auf der Couch.
Thorsten Thorn stand vor ihm. » Was ist mit ihm ?«, fragte der Regisseur. » Ist es schlimm? «
» Albert Seipel ist tot « , erwiderte Thorn.
Die erste Reaktion des Regisseurs war Unglauben.
» Das gibt es doch nicht. «
Er fühlte dem auf der Couch Liegenden den Puls, legte das Ohr an seine Brust.
Erschüttert richtete der Regisseur sich auf.
» Er ist tot « , sagte er leise. » Schon der dritte Tote bei di e sem Film. Das erste Mitglied unseres Filmteams, das sterben musste . «
Marksen, der Produktionsleiter, kam herein. Er sah Sch u ltz-Breitenbergs und Thorns Gesichter, sah die Frau des Schlo ss ve r walters leise schluchzen. Er verstand.
» Da ist etwas passiert im Burghof « , sagte der große, schla n ke, kahlköpfige Produktionsleiter leise. » Sie konnten den Hö l lenlärm nicht hören, weil dieses Zimmer auf der dem Hof abg e wandten Seite des Gebäudes liegt. Als der Scheiterhaufen fast heruntergebrannt war, wirbelte etwas die brennenden Hol z scheite, die Reiser und das Geäst auseinander wie ein Wirbelsturm. Etl i che Darsteller trugen Brandwunden davon, die zum Teil nicht g e
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