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Roxelane

Titel: Roxelane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Exzellenz!“
    Blitzschnell überlegte Ibrahim.
    Iskender Tschelebi halte den Einmarsch in Persien offenbar für schwierig und wünsche ihm eine Schlappe, dachte er, und wenn er, Ibrahim, darauf bestände, sich der Gebirgspässe von Kisildsche Dagh zu bemächtigen, so könne sein Stellvertreter sogar recht haben. Aber wovon Iskender nichts wisse, das seien die Nachrichten von der Stimmung der Grenzstämme und bei der Besatzung der Festung Wan, und ... im Grunde sei Iskenders Rat besser als sein Wunsch. Ja! entschloß Ibrahim sich. Er wolle es wagen, wie Cäsar es wagen würde. Ibrahim und sein Glück! schwebte ihm vor.
    „Sie werden sich jetzt wundern, Kiaja“, sagte er laut. „Aber ich gehe mit Ihnen nach Persien. Und Sie werden sich zum zweitenmal wundern, wenn wir in Täbris einziehen.“
    Iskender Tschelebi wollte etwas erwidern. Doch Ibrahim unterbrach ihn.
    „Ich glaube, es ist jetzt Zeit, daß wir uns in den Diwan begeben. In jedem Fall hat der kleine Vorfall, der Sie zurückrief, dem roten Chaireddin zum Glück gereicht. Er wird eich freuen, seine Belehnung nunmehr in Gegenwart eines so erlauchten Mannes wie Eurer Exzellenz empfangen zu können.“
    Das Zeremonial von Chaireddin Barbarossas Empfang glich dem von König Johanns Audienz bei Soliman auf dem Schlachtfeld zu Mohacs. Im Diwanzelt standen die Aga von Ibrahims Hofstaat und des Heeres. Hinter ihnen schimmerten die federnbekrönten Goldhelme der Solaks, und diesen zunächst hielten die Truchsesse.
    Außen wurde das Zelt zur Rechten und zur Linken von Janitscharen flankiert. Den Hintergrund füllten die Reiterschwadronen der Sipahi und Silihdare.
    Durch einen Gewaltritt hatte Chaireddin Barbarossa zeigen wollen, daß er sich auf dem Lande ebenso blitzschnell zu bewegen wisse wie auf dem Meer, und nun machte die von blitzendem Stahl umgebene seidene Burg auf den alten Kriegsmann mehr Eindruck als alles, was er in Konstantinopel gesehen hatte.
    Er und seine Reis, seine Kapitäne, hatten die kaiserlichen Ehrenpelze anlegen wollen: Aber sie waren gebeten worden, darauf zu verzichten. Doch auch so waren die Herren gut anzuschauen, derart mit Geschmeide waren sie übersät, von dem das meiste von irgendwelchen Monstranzen oder von dem geraubten Schmuck verwöhnter Frauen herrührte.
    Mit fünfhundert Mann von der berittenen Leibwache des Großwesirs holte Ibrahims Hofmarschall die Gäste ein.
    So nahten sie sich dem Zelt.
    Ein hallendes Alai empfing den gewaltigen Räuber, Eisen klappte bei der Ehrenbezeigung auf Eisen, und mit Paukenwirbeln, Schellen und Blech fiel die Heeresmusik ein.
    Dann jedoch zeigte es sich, warum der Großwesir sich des Kaisers Pelze verbeten hatte. Denn seine eigenen Kämmerer standen schon bereit, die Gäste in Ibrahims Namen zu ehren. Weit kostbarere Kaftane legten sie ihnen um, als Soliman sie gespendet hatte. Der für Barbarossa war aus hellgelbem Brokat, mit Schwarzfuchs eingefaßt und mit Zobel gefüttert.
    Und nun teilten sich weit und hoch die Vorhänge zum Zelt.
    Vor seinen Offizieren und seinem Hofstaat saß Ibrahim, neben ihm der Kiaja Serasker Iskender, und zu seiner Rechten und Linken saßen die Beglerbeys der Armee.
    Alle erhoben sich, als Barbarossa eintrat.
    Ibrahim ging ihm drei Schritte entgegen.
    Barbarossa war keiner von den andern Beglerbeys, wie sie der Padischah oder sein Großwesir jederzeit machen konnten.
    Barbarossa brachte ein Land. Algier brachte er, das die Hohe Pforte keinen Asper und keinen Mann gekostet hatte. Es wäre sein Eigentum gewesen. Aber als der blutige Selim Ägypten erobert hatte, war es dem glücklichen Korsaren ratsamer erschienen, es von der Pforte als Statthalterschaft zu nehmen. Schon Selim hatte ihn belehnt.
    Ibrahim tat es zum zweitenmal.
    Mit dem Sandschak, der Fahne, mit Heerpauke, Säbel und Pferd wurde Chaireddin Barbarossa als Höchster im Rang unter allen Beglerbeys des Reiches in seiner Statthalterschaft Algier bestätigt. Darauf küßte der Pascha dem Großwesir die Hand, und dieser ließ ihn neben sich zur Rechten sitzen.
    Der Vorhang schloß sich. Das Schauspiel war zu Ende.
    Zwei Festtage folgten.
    In der Nacht vor Barbarossas Abreise teilte Ibrahim, um den Gast zu ehren, mit ihm den Schlafraum.
    Sie waren allein.
    Lampen mit einem parfümierten Öl verbreiteten leichten Duft.
    Am liebsten hätte Ibrahim die Weinkannen geholt; aber leider war ihm nicht bekannt, wie der Alte sich dazu verhalten würde. Dagegen war der Großwesir überzeugt, daß Chaireddin wohl einem

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