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Roxelane

Titel: Roxelane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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eigene Leute, wie die Korsaren Torghud, den die Christen Dragut nannten, und Salih hatten stets wieder ausgelöst werden können.
    Der Kampf zwischen den beiden Flottenführern, Chaireddin Barbarossa und Doria, war also unentschieden gebliehen.
    Aber an siebzigtausend hartbedrängte spanische Glaubensgenossen waren durch Barbarossa in sieben Fahrten und mit sechsunddreißig Galeonen aus Andalusien abtransportiert und nach Afrika gebracht worden. Doria hatte seinen Gegner nicht daran hindern können, aus Spanien diese siebzigtausend fleißigen und geschickten Bürger zu entführen und dem Königreich in ihnen ebenso viele unerbittliche Feinde zu erwecken.
    Das alles hatte Chaireddin Barbarossa bewirkt, als er auf Einladung der Hohen Pforte zum erstenmal nach Konstantinopel kam.
    Und er hatte sich nicht gerade beeilt.
    Dieser fast siebzigjährige Mann, der sich seinen längst grau gewordenen sagenhaften Rotbart in den Gürtel zu stecken pflegte, war für christliche Küsten das Entsetzen. Für die Pforte aber bedeutete er die Gelegenheit, der türkischen Landmacht eine gleich starke Seemacht an die Seite zu stellen.
    Ibrahim lagerte zwar mit dem Heer bereits bei Haleb. Barbarossa sollte jedoch Kapudan Pascha, Großadmiral der türkischen Flotte, werden, und so wurde er es. Mit dem Ehrenkleid erhielten er und seine Kapitäne Besoldung und Amt.
    Alles schien in Ordnung, als Botschaft aus Haleb kam, Barbarossa möge zum Großwesir kommen, um von dessen Hand in der gehörigen Form eingesetzt zu werden.
    Lächelnd gewährte Soliman der Eitelkeit seines Freundes dies Verlangen, und noch in derselben Stunde stieg der Rotbart zu einem Ritt nach Haleb in den Sattel.
    Wenn er wollte, konnte der Alte sehr schnell sein.
    Ibrahims Zelt stand auf der Höhe von Haleb. Es unterschied sich in Ausdehnung und Pracht kaum noch von dem des Padischahs.
    Sich die purpurne Farbe anzumaßen, hatte der Großwesir allerdings noch nicht gewagt. Aber aus Seide war auch sein tragbares Haus mit den unzähligen Gemächern, und der Deckfilz der Zelte erglänzte in der leuchtenden Farbe der Sonne.
    Das erregte Ärgernis.
    Denn die türkische Tradition umfaßte auch China. Vor Jahrhunderten hatten Türken unter der Tang-Dynastie dort als Prätorianer gedient.
    Chinesisch waren ihre Schellenbäume, ihre Roßschweife, viele ihrer militärischen Einrichtungen und ihre Vorliebe für die Artillerie. So wußte man denn auch, daß Gelb eine kaiserliche Farbe, wenn auch in China, sei, und wer es nicht wußte, erfuhr es.
    Doch stolz und unnahbar ruhte das Zelt über Haleb und strahlte auch weiterhin die ganze Fülle der Macht aus, die in ihm wohnte. Auf die Meinung seiner Soldaten gab der Serasker Großwesir nur soviel, wie er mußte.
    Jetzt freilich hatte Ibrahim eine Unterredung, der er nicht aus dem Weg hatte gehen können.
    „Ich muß mich sehr wundern, Exzellenz“, sagte er zu seinem Stellvertreter Iskender Tschelebi, „Sie hier zu sehen. Ihr Dienst rief Sie nach Meraasch.“
    Iskender Tschelebi war ein Mann gegen sechzig. Eine hohe klare Stirn und helle graublaue Augen gaben ihm den Anschein eines redlichen Mannes.
    Doch nun blickten seine Augen zornig.
    „Ich war auf dem Weg nach Meraasch“, sagte er kurz.
    „Und kommen hier schon wieder angebraust, ehe Sie Ihr Ziel überhaupt nur erreichten? Exzellenz haben eine seltsame Dienstauffassung.“
    „Was geschehen muß, wird getan werden, wie alles, was mir in meinen mehr als vierzig Dienstjahren oblag. Mein Ritt nach Meraasch entsprang meinem eigenen Ermessen. Ich stand von ihm ab, als Ich erfuhr, was hier vorgefallen ist.“
    Das Bewußtsein eigenen Verdienstes, ererbten Reichtums und der allgemeinen Achtung, die er genoß, ließen keine Furcht in Iskender Tschelebi, dem Kiaja Serasker, dem Stellvertreter Ibrahims, aufkommen. So wenig hatte er sie, daß er noch vor Tagen seinem Vorgesetzten dringend abgemahnt hatte, den Titel eines Serasker Sultans anzunehmen. Denn so war Ibrahim gesonnen gewesen, seine Verfügungen zu unterschreiben, und er hatte seinem Stellvertreter dessen Einspruch nicht vergessen. - Und alles andere auch nicht.
    „Sind Sie überhaupt unterrichtet, Hoheit“, griff Iskender ihn jetzt an, „was man meinen Leuten angetan hat?“
    Das war keine Frage mehr, sondern eine Aufforderung an Ibrahim, sich zu rechtfertigen.
    Der aber wurde nur ruhiger.
    Er sah ein, daß es keinen Zweck habe, Iskender einschüchtern zu wollen, und änderte sein ganzes Verhalten.
    Er lächelte.
    „Wir

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