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Roxelane

Titel: Roxelane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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deutete - während er doch nur die Liste der Anwesenden mit seinen Beobachtungen verglich.
    Außer dem Alten und seinem Sohn, dem tüchtigen Hassan Bey, den beiden einzigen, die als Moslems geboren waren, saßen da Torghud, Piale, Kasim und Ssalih auf den Polstern, alle vier geborene Christen, italienische, französische und kroatische Renegaten. Der fünfte hatte sich nicht einmal herbeigelassen, den Islam zu bekennen, und führte trotzdem das Fanal eines kaiserlichen Flottenführers. Es war Sinan, der Jude.
    In der Hauptsache sei so ziemlich alles beisammen, dachte Oweis, verneigte sich vor dem Pascha, wie es dessen Tugh von drei Roßschweifen zukam, und grüßte die andern mit freundlicher Herablassung.
    „Eure Exzellenz, meine sehr tapferen und getreuen Reis!“ begann er, ohne im geringsten dazu aufgefordert zu sein, und da die andern überzeugt waren, daß Hören besser als Reden sei, begnügten sie sich damit, das seltsame, narbenlose Geschöpf nur anzustarren. „Als unwürdiger Sklave der durchlauchtigsten Fürstin, Ihrer kaiserlichen Hoheit Churrem Sultana oder Roxelane, wie sie auch genannt wird“, konnte Oweis darum ungehindert fortfahren, „habe ich die Ehre, Sie, Exzellenz, mit Ihrer Begleitung auf dem Gebiet und in den Gewässern der hohen Frau zu begrüßen.“
    Was denn das nun wieder sei, wollte Barbarossa auffahren. Doch Torghud, der das Zeug zu einem Hofmann in sich verspürte, legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm.
    Oweis aber setzte sich, als sei es ihm von der Vorsehung bestimmt, der erlauchten Versammlung zu präsidieren.
    „Ich nehme an“, ließ er dabei einfließen, „die Herren wissen, daß Tenedos zum Paschmaklik Ihrer kaiserlichen Hoheit gehört?“
    Nicht jeder von diesen Männern hatte freilich eine klare Vorstellung von einem Paschmaklik, dem Schleier- und Pantoffelgeld einer Sultana. Daß aber Tenedos auf diese Weise Roxelane gehörte, erfuhren alle zum erstenmal. Denn bisher hatte keiner der Korsaren des Kapudan es der Mühe wert gehalten, die Proteste von Roxelanes Beamten zu beachten oder auch nur weiterzuleiten.
    „Und nur um uns zu begrüßen, sind Sie eigens aus Stambul hierhergekommen?“ grinste Sinan.
    „Ich bin hergekommen“, antwortete Oweis mit höflichem Ernst, „um die Einkünfte der Insel zu erheben, und aus diesem Anlaß fand ich es angemessen, auf geziemende Weise Männer zu grüßen, die der Padischah, unser aller Erhabener Herr, mit seinem Vertrauen beehrte.“
    Oweis betonte ,beehrte' mit einem leisen Nachdruck darauf, daß der Zustand dieses Beehrtseins bereits der Vergangenheit angehöre, und in jeder Hinsicht war alles ganz anders, als die Herren es sich vorgestellt hatten.
    Dieser junge Mensch schien aus Watte zu sein, und doch mußte mehr hinter ihm stecken als eine zufällige Begegnung. Daß er sich dabei ganz offen als Diener Roxelanes bekannte, die von Barbarossa beleidigt worden war, machte die Lage geradezu beklemmend.
    Es war der Pascha, dem zuerst die Geduld riß.
    „Was hast du in deiner Mütze?“ brüllte er ohne Rücksicht auf des Gastes gepflegtes Gehör. „Raus damit! Und wenn es ein Todesbefehl ist, friß ihn selbst! Salzwasser zum Ersaufen bekommst du von uns umsonst dazu!“
    Oweis lächelte nur.
    „Ein Todesbefehl?“ tat er erstaunt. „Für wen? Doch nicht etwa für Ibrahim Paschas hohen Freund?“
    „Der Teufel hole Ibrahim Pascha .. .!“
    Es war nun einmal heraus.
    Auch Torghuds diplomatischer Eingriff hatte den Ausbruch nicht verhindern können.
    Und so wußte Oweis nunmehr genug.
    „Reden wir offen, meine Herren“, sagte er.
    Damit zog er ein Petschaft hervor, das ihm an einer Schnur um den Hals hing, hauchte es an und drückte es auf seine Hand.
    Es war, wie die Schriftgelehrten unter den Männern zugeben mußten, Roxelane Sultanas Siegel.
    „Ich bin Ihrer Hoheit Geheimschreiber“, fuhr Oweis fort, „und kann also unmöglich der Träger eines Todesbefehls sein.“
    „Aber was Sie denken, weiß ich“, versuchte der Alte einzulenken, wobei freilich auch nicht viel anderes als ein Poltern herauskam. „Daß ich eine Dummheit gemacht habe, denken Sie. Verdammt noch einmal! Die Geschichte mit Fondi war eine Dummheit! Aber wenn man mir darum an den Kragen will, soll man nicht vergessen, daß ich einen Säbel habe und Schiffe und Männer . . .! “
    Weiter kam er nicht - so stürmisch stimmten seine Reis ihm bei.
    „Sagen Sie das Ihrer Sultana!“ rief der Alte dem Aga noch hinüber. Oweis wartete ab.
    „Verwechseln

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