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Roxelane

Titel: Roxelane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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sollten. Natürlich sind auch Sie und Ihre Herren treu kaiserlich. Aber vielleicht ist es Ihnen recht, wenn ich die andern die ,nicht als kaiserlich Gesinnten' nenne? Nun wohl, ich zweifle nicht, daß es Ihnen gelingen würde, diese etwas einseitigen Männer auszurotten mit der Schärfe des Schwertes. Sie hätten dann noch an siebzig Kampfschiffe mit einer Besatzung von etwa zwanzigtausend Mann ohne die Beutesklaven und nach Abzug der Verluste - weil sich nämlich die andern doch auch wohl ein wenig wehren dürften .. .“
    „Ich habe schon schlechter dagestanden“, erklärte Barbarossa. „Wenn Exzellenz Algier noch besäßen, müßte man Sie geradezu beglückwünschen. So aber? Wo wollen Exzellenz hin mit der Flotte, die nun einmal Häfen und Zufuhren braucht? Es bliebe nur Marokko, und Eure Exzellenz wissen selbst, daß Ihre Macht zur Eroberung des Scherifats nicht reicht und andererseits wieder zu groß ist, als daß ein so vorsichtiger Mann wie der Herrscher dieses Landes Sie freiwillig aufnähme. Wie lange vermöchten Sie unter diesen Umständen die See zu halten? Im Augenblick freilich sind Sie in der Lage, der Pforte eine Flotte nehmen zu können. Aber gerade Exzellenz haben bewiesen, daß die Pforte in einem einzigen Winter eine neue erbauen kann. Und was dann? Dann ständen Sie zwischen zwei Feuern. Zwischen Karl von Spanien und Kaiser Soliman.“
    Jedes Wort saß, und daher erregte jedes Wort Unwillen und Widerspruch. Auf keinen Fall wollte man zugeben, daß ein junger Aga so viel vom Krieg verstehen solle wie die Veteranen der Schlacht um das Mittelmeer.
    „Ich könnte . . .", grollte Barbarossa.
    „Exzellenz könnten sich mit Roxelane Sultana verständigen“, kam ihm Oweis geschmeidig zuvor.
    „Die Weiber sind gut fürs Bett“, tobte der Alte, weil er die Schwäche seiner Lage fühlte und doch nicht vor dem Harem kapitulieren wollte. „Aber mit ihren Eitelkeiten und ihrer hirnlosen Eifersucht will ich nichts zu tun haben!“
    „Vielleicht überlegen Exzellenz es sich einmal“, überhörte Oweis vornehm diese Beleidigung eines Mitglieds der kaiserlichen Familie. „Ibrahim Paschas Standpunkt kennen Sie, und ich glaube nicht, daß sich an ihm etwas wird ändern lassen. Dagegen verkennen Sie völlig Roxelane Sultanas Absichten.“
    „Ich denke, sie hat keine!“ höhnte Barbarossa. „Sagten Sie nicht, daß wir insgesamt nur der Dreck an ihren Stiefeln seien?“
    „Ich weiß nicht, was sich Exzellenz unter Unzukömmlichkeiten an den Fußbekleidungen einer kaiserlichen Hoheit vorstellen.“ Oweis verbarg seine Heiterkeit hinter glitzernden Augen. „Auch scheinen Sie zu vergessen, daß die hohe Frau unseres Erhabenen Padischahs Gattin ist - er ist sie, und sie ist er. Warum sollte sie also sich und das Reich solcher tapferer Männer berauben, wie Sie und Ihre Waffengefährten es sind?“
    Die Reis sahen sich an. Sie waren sichtlich geschmeichelt, ohne deswegen ihr Mißtrauen gänzlich fahren zu lassen.
    Der Pascha gab dem Gedanken aller Ausdruck.
    „Ich kenne euch!“ sagte er. „Ihr wollt mich nur nach Stambul locken!“
    „Glauben Sie wirklich, daß Roxelane Sultana Sie Ibrahim Pascha in die Hände spielen möchte? Ich fürchte, Eure Exzellenz überschätzen die Vorliebe Ihrer kaiserlichen Hoheit für den ,Serasker Sultan“. Nein, Exzellenz“, setzte Oweis jetzt zum Sturm an, „der Sultana geht es um den Kaiser und um das Reich. Und darum werden Sie auf Tenedos bleiben und sich nur langsam den Dardanellen nähern. Inzwischen wird der Kaiser nach Stambul zurückgekehrt sein, und Ihre Hoheit wird ihm selbst den Immediatbericht Eurer Exzellenz überreichen. Es wird nichts beschönigt und nichts verschwiegen werden.
    Auch werden Sie bedauern, daß es Ihnen nicht vergönnt gewesen sei, den Befehl des Großwesirs auszuführen und die Gonzaga als Geschenk für seine Majestät zu erbeuten. - Werden Exzellenz das auch nicht vergessen?“
    Das war der Ausweg. Alle sahen ihn vor sich!
    „Ich werde nichts vergessen“, lärmte Barbarossa. „Darauf kannst du dich verlassen, mein Junge! Er hat es nicht besser verdient, der Ibrahim!“
    „Ausgezeichnet!“ freute sich Oweis mit den andern. „Und im übrigen“, meinte er noch, „wird es das Richtigste sein, wenn ich mich selbst für die Abfassung des Berichts zur Verfügung stelle.“
    So recht paßte es dem Alten nicht.
    „Glaubt ihr, wir hätten keine Schreiber?“ wollte er abwinken.
    Doch Oweis neigte sich verbindlich vor und betonte jedes

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