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Roxelane

Titel: Roxelane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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viel weniger zu erklären, als daß er verhaftet sei und dem Pascha vorgeführt werden müsse.
    Der Schiffer wollte vermitteln und Erklärungen abgeben.
    Doch der Aga winkte ab.
    „Führen Sie mich zu Ihrem Pascha“, meinte er gelassen zum Offizier. „Mach voran!“ knurrte der jedoch unzugänglich und fügte mißtrauisch hinzu: „Und falls du ein Papier mitgebracht haben solltest, rate ich dir im Guten, schaff es fort. Es könnte dir sonst leicht etwas zustoßen.“
    Eine derartige Furcht vor Geschriebenem schien an Aberglauben zu grenzen. Denn was könne ihnen, den Waffenstarrenden, ein Stück Papier wohl anhaben - hätten die Leute doch eigentlich glauben müssen. Und dennoch war ihnen der Eunuch unheimlich.
    Im übrigen lag der Fall klar:
    Gewöhnlich waren zwar Kämmerer die Überbringer eines Todesbefehls, den sie zuweilen auch selbst vollstreckten, was freilich nicht ausschloß, daß möglicher weise einmal ein Aga des Innern damit betraut sein konnte.
    Und darin war die Ursache zu suchen, warum der Meerwolf vor Tennedos ankerte und die armselige Feluke wie ein todbringendes Pesttier bewachen ließ.
    Niemand wurde erlaubt, sie zu verlassen, niemand, sie zu betreten. Mit Oweis Aga selbst jedoch durfte kein Mensch reden. Selbst die Wachsoldaten durften es nicht.
    Doch das alles bewies nur, erheiterte sich der Aga, daß der gewaltige Chaireddin Barbarossa bereits einen ganz gehörigen Schuß Furcht vor dem Tughra seines kaiserlichen Herrn im Blute habe und daß des Räubers Selbstbewußtsein vor dem Serail zu wanken beginne. Auch mit allem andern, was der Abgesandte sah, war er sehr zufrieden.
    Während man ihn über die Bucht ruderte, entging ihm weder Art noch Zahl der Schiffe, noch ihre Aufstellung. Die versteckteste Landbatterie machte er aus. Und wie er nun an Bord der Baschtarda mit dem dreifach goldbeflammten Fanal des Kapudan Pascha gebracht wurde, war auch die Zahl der übrigen, wenn auch einfacheren Admiralsflaggen seiner Aufmerksamkeit nicht entgangen.
    Unter manchem andern wußte Oweis Aga jetzt genau, wie viele von Barbarossas Unterführern anwesend waren, und in jedem Fall empfand der Pascha selbst bei weitem nicht die Genugtuung, die seinen Gefangenen erfüllte.
    Der Kapudan Pascha saß gerade mit seinen bewährten Kapitänen in der Kajüte, und nachdem sie den Bericht Sinans des Juden vernommen hatten, grollten sie alle.
    Sinan war dem siegreichen Heere entgegengeritten, und bei Konia hatte er es wohl erreicht; aber darum doch nichts Günstiges nach Tenedos zurückbringen können.
    Überall war er kühl behandelt und vom Großwesir nicht einmal empfangen worden.
    Dagegen hatte die Geschichte vom mißglückten Anschlag auf die Gonzaga bereits das Heer erreicht, und man fürchtete sehr, Barbarossa könne Solimans Empfindlichkeit verletzt haben. Viele hatten sogar wissen wollen, der Padischah habe geäußert, daß eine Ungläubige mit dem Leben auch nur eines einzigen seiner Soldaten zu teuer bezahlt sei. - Zuzutrauen war das dem Kaiser.
    „Und das ist meine Überzeugung“, schloß Sinan, „wenn wir alle zusammen dagewesen wären, hätte es uns den Kopf gekostet. Mich aber ließ man nur laufen, um euch nicht zu verscheuchen.“ Barbarossa tobte über Ibrahims Verrat. Der Großwesir habe ihm die Suppe eingebrockt und wolle sie ihn nun allein auslöffeln lassen. „Hätte ich jemals an dieses Weibsbild gedacht?“ rief er.
    Daran jedoch, daß dieser Kriegszug kein Erfolg gewesen war, konnte alles Schreien nichts ändern.    
    Das Ergebnis blieb somit immer dasselbe: Barbarossa hatte Roxelane beleidigt, und Ibrahim ließ ihn fallen, um vor Soliman nicht als Ränkeschmied dazustehen.
    Eine sehr ernste Frage tauchte damit für die verwegenen Männer auf. Sollten sie unter diesen Umständen überhaupt noch mit der Flotte nach Stambul zurückkehren, wo vielleicht der Henker schon auf sie wartete? Sie erinnerten sich, daß sie auch ohne den Padischah gefürchtet gewesen seien.
    Ihre Beratung, bei der für das Reich die gesamte gegenwärtige Seemacht auf dem Spiel stand, wurde durch die Meldung unterbrochen, daß man in Oweis Agas Gepäck nichts Ungebührliches gefunden habe.
    „Dann will ich sehen, was der Hämmling selbst bei sich hat“, entschied Barbarossa. „Bringt ihn herein!“
    Wie ein Gefangener benahm sich Oweis Aga allerdings gar nicht. Zwar ließ er zu Beginn eine Weile stumm verstreichen, was man fälschlicherweise als Ergriffenheit und Ehrfurcht vor dem Glanz der Namen und Juwelen

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