Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Roxelane

Titel: Roxelane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
Vom Netzwerk:
seiner Worte.
    „Mein Vorschlag bezweckte nur, daß sich Exzellenz allmählich an meine Person oder auch an die Person eines andern gewöhnen, der meine Stelle dann ausfüllte.
    „An Ihre Person, Aga?“
    Der Pascha witterte Unrat.
    „Jawohl“, nickte Oweis. „Ich kann natürlich nichts versprechen; aber es könnte doch sein, daß Majestät künftig einen kaiserlichen Kommissar bei der Flotte zu haben wünschte und daß sein Auge dann auf mich Unwürdigen fiele, auf mich oder einen andern. Es könnte sein. Meinen Sie nicht?“
    „Auf Sie oder einen andern!“ wütete der Alte. „Aber immer auf einen, den die Sultana ausgesucht hat!“
    Pascha und Aga versenkten ihre Augen ineinander.
    Jedermann wußte, daß ein Kommissar kaiserliche Überwachung und in diesem Fall Überwachung durch den Harem bedeutete, daß es kein zweites Fondi und auch kein zweites Tenedos geben würde.
    „Mag sein“, sagte Oweis.
    Eine lange Zeit blieb alles still.
    Dann fragte Barbarossa heiser: „Und wie käme ich nach Stambul, junger Mensch?“ „Mit einem kaiserlichen Handschreiben, das Ihnen und Ihren Reis Leben, Freiheit und Belohnung verbürgt. - Und was mich anlangt“, fügte er fest hinzu, „so habe ich den Rang eines Sandschak Beys und wie Ihre Unteradmirale meinen Tugh von einem Roßschweif zu beanspruchen. Man nennt mich Oweis Aga.“
    Wiederum hörte man nur den schweren Atem des Alten.
    Voll Spannung harrten die Reis seiner Entscheidung.
    Noch nie im Leben war Barbarossa so in die Enge getrieben gewesen, wie jetzt von diesem jungen Aga, der, was der Alte sich voll Ingrimm vorhielt, nicht einmal ein bärtiger Mann sei.
    Dabei schätzte ihn der Pascha höchst widerwillig auf einen guten Reiter und Fechter, der sich womöglich auch noch auf einem Schiff zurechtfinden würde.
    Und hinter diesem Unmann, der wahrscheinlich alles konnte, was ihm nicht zukam, stand jene Frau, deren Name allein dem Rotbart allmählich schon Magenklemmen verursachte.
    Aber der große Räuber saß fest, hoffnungslos fest, und mußte froh sein, wenn die Sultana ihn auf Bedingungen begnadigte.
    Endlich gab er sich einen Ruck und machte sogar Anstalten zu einem gesitteten Benehmen.
    „Meinetwegen schreiben Sie den Bericht, Oweis Aga“, meinte er. „In des Teufels Namen!“ schrie er jedoch noch vorsorglich hinterher. Dennoch ...
    Chaireddin Barbarossa hatte sich Roxelane unterworfen.

34
    In Konstantinopel wurde der immer siegreiche Padischah erwartet, und die hauptstädtische Bevölkerung befand sich in einer Erregung, die der Tradition entsprach. Eine aber, die als Gattin und Schwester zweifachen Grund zur Freude gehabt hätte, fühlte sich bedrückt.
    Nach langem Zaudern hatte sich Esma Sultana zuletzt doch noch entschlossen, ihren Besuch im Köschk Hebetullah anzusagen, und sie war ebenso freundlich wie sonst, ja eher noch herzlicher aufgenommen worden, gleichsam, als sei sie von einer langen Reise nun endlich zurückgekehrt.
    Da die Begegnung mit Roxelane im Serail stattfand, so hatten die Förmlichkeiten des Empfangs nicht wie bei einem Landaufenthalt wegfallen können und zunächst jede vertrauliche Aussprache unterdrückt.
    Immer stärker waren Esmas seelische Spannungen während des Wartens geworden, wozu auch noch Nino Hanums Gegenwart beigetragen hatte. Und ob Roxelane es ihr denn nicht habe ersparen können, hatte Esma innerlich gebebt, immer die Witwe des Mannes vor Augen haben zu müssen, die auf Ibrahims Betreiben gehenkt worden sei.
    Als Esmas Zustand endlich unerträglich geworden war, hatte sie mit brüchiger Stimme eine Unterredung ohne Zeugen begehrt, und bis jetzt waren die beiden Sultaninnen noch nicht wieder zum Vorschein gekommen.
    „Wenn unsere Hoheit sich nun aber verrät?“ fragte Nino Hanum Dede Semid.
    Die Obersthofmeisterin zeigte sich unbesorgt.
    „Was notwendig war, hat sie noch immer getan“, war ihre Antwort. „Sie wird Esma Sultana nichts sagen?“
    „Nichts“, versicherte Dede Semid.
    „Es ist sehr schwer“, seufzte Nino. „Die Freundschaft der beiden ist groß, und Esma Sultana würde verzweifeln, wenn ihrem Ibrahim etwas zustieße.“
    „Sie würde ihn leider auch schützen“, erklärte Dede Semid mit der Kälte einer alten Eifersucht, „wenn sie etwas über unserer Herrin Absichten erführe.“
    „Welche Absichten?“
    „Darüber dürfen Sie nachdenken, Hanum“, wies Dede Semid sie zurecht, „dann erübrigt sich jede Frage.“
    Nino war in das, was sich vorbereitete, zu sehr verstrickt, um

Weitere Kostenlose Bücher