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Roxelane

Titel: Roxelane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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menschlichen Beziehungen als einzige nur noch die Liebe zu ihr geblieben war, deren Willen er nie hatte brechen können, so .. . hatte Soliman sein Leben behalten und war Statthalter in Saruchan geworden.
    Auf einem abendlichen Ritt in die Traubenhügel Magnesias war Prinz Soliman wie so oft über seine Eltern und sein stets bedrohtes Leben in Grübeleien verfallen. Denn sein Verhältnis zu seinem Vater oder vielmehr das Fehlen irgendeiner Beziehung zu ihm hatte bereits seine Kindheit verbittert und war allmählich die Ursache einer tiefen Melancholie geworden.
    Da fiel in seine trübe Stimmung eine süße Melodie.
    Seine Seele horchte auf, und ohne daß er sich dessen bewußt ward, folgte er den lockenden Tönen. Nicht eher hielt er inne, bis er vor einer hohen und weißen Mauer stand. Er winkte seinem Gefolge zu warten und klopfte an eine kleine Pforte.
    Immer noch erklang die Geige, ja es schien, als steigere sie ihre Inbrunst zu einem jubelnden Willkommen.
    Ein alter Diener stand mit einem Windlicht in der Tür und verneigte sich stumm. Auch Soliman schwieg. Er. trat ein, als werde er erwartet. In einem Garten befand er sich nun, den er nicht sah - Wege beschritt er, die seine Sohlen nicht fühlten.
    Ihn verlangte nur nach dieser Musik.
    Und dann stand Soliman vor einem Jüngling, reich gekleidet wie er selbst, doch barhaupt und ganz versunken in seine Kantilene. Das schmale Gesicht des Geigers war dunkel getönt wie das des Prinzen, und in der unteren Kinnlade leuchteten im Licht des aufgehenden Monds große, blanke und spitze Zähne in sanfter Verzückung. -Das Spiel war zu Ende.
    Mit der schmalen Hand neigte sich der singende Bogen zur Erde, das Kinn des Spielers gab die Geige frei, und nun war ein gesitteter junger Herr da, der ohne die mindeste Verlegenheit sein Haupt bedeckte, um darauf den Gast mit ungezwungener Heiterkeit zu begrüßen.

Soliman aber nannte keinen Namen. Für einen Reisenden gab er sich aus, der, angelockt von den Tönen, um einen Trunk bat und ein Gespräch.
    Es beliebte dem Prinzen, den jedermann kannte, unerkannt zu sein, und so war er es.
    Der Herr des Gartens klatschte in seine Hände und befahl zu bringen, was der Fremde begehrte.
    Dann redeten sie von Musik, die der Gestirne Sprache sei, und von allem, was junge Herzen in Sommernächten bewegt.
    Die Kannen kamen. Der Jüngling füllte die Becher. Doch was er einschenkte, war Wein.
    Soliman runzelte die Brauen. Er hatte noch nie vom Verbotenen genossen.
    Aber der andere sprach lächelnd einen Vers des Sängers Hafis: „Die Rebe ist die Mutter aller Laster ...“, begann er.
    „Aber der Kuß dieser Mutter ist süßer als der eines jungen Mädchens“, vollendete Soliman, und nun lachte auch er.
    Und darauf trank er, was ihm der Sklave Ibrahim reichte.
    Denn der andere hieß Ibrahim und war Sklave. Er war Grieche und der Sohn eines epirotischen Schillers aus Parga.
    Korsaren raubten ihn in der Adria, und die fromme Witwe, der Haus und Garten gehörte, kaufte ihn im benachbarten Smyrna.
    Doch nicht wie ihren Sklaven hielt sie ihn, sondern wie ihren Sohn, der sie auch einmal beerben sollte. Sie ließ ihn lernen, was nur zu lernen war. Und so sprach der junge Mann denn ebenso geläufig über das Abendland und die Christen, in deren Glauben er erzogen worden war, wie über die Länder der Rechtgläubigen. Der Römer Cäsar war sein Ideal wie Alexander der Große das Solimans.
    Ihres Redens war kein Ende.
    Als Soliman schied, graute der Morgen.
    Von dieser Nacht an war Ibrahim Solimans Freund. Er teilte das Gespräch, den Trunk, das Lager und, wie manche grollten, auch die Macht mit dem Prinzen.
    Und als der Thronfolger mit Selims Tod zur Herrschaft kam, trat Ibrahim in den Hofdienst und war nun Oberster Falkenjäger des Serails.
    Das etwa war es, was die Damen über seine und Solimans Freundschaft wußten, und so war es kein Wunder, daß sie sich über den Günstling nicht einigen konnten.
    „Dieser Ibrahim als Großwesir!“ empörte sich Tamara.
    Denn mochte ihr Mann auch noch so eigensinnig sein - nach ihrer Meinung durfte kein anderer es werden als er.
    Tamaras Ärger begriff auch Saffieje.
    „Nicht als Großwesir“, berichtigte sie. „Doch wenn einer unserer Schwäger es werden sollte, würde doch eine Wesirstelle frei...? Und dann . . .?“
    „Ibrahim Bey ist im Hofdienst“, erklärte da die Walide. „Hast du jemals gehört, Saffieje, daß ein Hofherr in den Kriegsdienst oder in die Verwaltung versetzt wurde?“
    „Falls

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