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Roxelane

Titel: Roxelane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Ohne jede Förmlichkeit, also auch ohne Benachrichtigung des Kislar hatte sich Soliman sofort nach seiner Ankunft ins Köschk der Hebetullah verfügt, und sein Erstaunen hatte sich in Enttäuschung, seine Enttäuschung in Ungeduld und Besorgnis verwandelt, als er Roxelane dort nicht angetroffen hatte. Immerhin war das Mädchen nicht aus der Welt gewesen.
    Doch dann war Roxelanes Weigerung gekommen, und nur deren Unbegreiflichkeit hatte den Kaiser vor raschen Maßnahmen zurückgehalten, obgleich der Bericht des Kislar Aga, der inzwischen erschienen war, die Sache um nichts gebessert hatte. Roxelane gebe Solimans Geschenk zurück? Roxelane komme nicht, wenn er rufe? Sein Zustand war ein Schwanken zwischen Kummer und Wut gewesen, auch dann noch, als er aus einer ungefähren Witterung heraus, die er durch nichts hätte begründen können, Saffieje Sultana um ihr Erscheinen hatte bitten lassen. Denn ob dem Kislar Aga nun auch etwas bekannt gewesen sein mochte - angedeutet hatte er nichts und schon gar nicht den Namen der Sultana genannt.
    Soliman aber war von der unwahrscheinlichen Hoffnung nicht losgekommen, daß Roxelane sich rechtfertigen könne und daß diese Rechtfertigung mit der Sultana in Zusammenhang stehe. Ihm hatte davor gegraut, daß sein Ansehen, daß seine kaiserliche Stellung ihm im Hinblick auf Roxelane etwas Unwiderrufliches gebieten würden. Und wenn etwa im Männergetriebe und unter den Zelten seine Gefühle zu ihr zurückgetreten waren, jetzt, da er sie wenige Minuten von sich entfernt gewußt hatte, da war es ihm wieder überdeutlich und beängstigend klar geworden: er könne sie nicht verlieren, er dürfe sie nicht verlieren. Wenn Frauen doch einsehen würden, hatte er gebetet, daß Männer sich nicht in Götter verwandeln können und Kaiser am wenigsten, weil gerade sie dem härtesten Zwang unterworfen seien. Und daß Roxelane, hatte er gefleht, es ihm doch ersparen möge, das trennende Wort sagen zu müssen, das, einmal ausgesprochen, ewig wäre wie Allah selbst.
    Wie sie um ihn gebetet hatte, so betete er um sie. Er litt um sie, wie sie um ihn gelitten hatte.
    Und nun stand er vor Saffieje.
    Doch Roxelane? Warum kam Roxelane nicht?
    Aber Saffieje war da.
    Sie hatte ihm einen Sohn geboren, und viele Nächte hatte er bei ihr gelegen. Und wenn er auch entschlossen gewesen war, sie so bald nicht wiederzusehen - vergessen durfte er nicht. Als Mann nicht, als Kaiser nicht und als Soliman nicht.
    So dankte er ihr denn für ihr Kommen und führte sie, die sich erhoben hatte, zu einem Sofa, auf dem er sich mit ihr niederließ. „Lassen Sie uns allein“, bedeutete er der Hofmeisterin und dem Kislar.
    Sie aber, die nicht wußte, daß er nach Roxelane geschickt hatte, nahm seine Höflichkeit für Geneigtheit. An Roxelane dachte sie überhaupt nicht mehr, sondern nur noch an jenen Abend unter den Kolonnaden am Meer, wo sie ihrem Herrn den Rücken zugekehrt hatte.
    Doch Soliman erwähnte nichts von ihrem Vergehen. Er sah sie mit einem Blick an, den Saffieje für Liebe hielt.
    Schon sah sie ihren Triumph sich nahen. Ihretwegen sei er von Kawak gekommen, jubelte sie. Sehnsucht habe ihn getrieben. Und in der Überzeugung, daß eine Versöhnung, für die sie keine Opfer zu bringen brauche, notwendig ihre Macht stärken müsse, beschloß sie den Angriff. - Soliman sei gekommen, und nun solle er auch bleiben! So wollte sie es. Wozu habe er einen Serasker, habe er Wesire und Paschen und Aga? dachte sie. Rhodos würde auch ohne ihn genommen werden.
    Doch Soliman träumte mit offenen Augen immer noch von Roxelane und davon, ob es nicht töricht sei, auf ein verstocktes Mädchen zu warten, das seiner nicht achte? Darüber ergab es sich, daß der Herr zweier Weltteile und über mehr als dreihundert Frauen sich für den unglücklichsten Liebhaber in all seinen Reichen hielt.
    Und dann verglich er: Von Bleiben spreche Saffieje? Einen Haremssultan wolle sie aus ihm machen? Das freilich hätte Roxelane niemals von ihm gefordert. Aber sonst! Saffieje sei schön. . .
    Saffieje erbebte unter seinem Blick. Der Musselin ihres Ausschnitts spannte sich über einer stolz gewölbten Brust, an der er so oft geruht. Sie wußte es, und sie wußte auch, daß er daran dachte.
    Er dachte noch mehr.
    Sie sei gekommen, während die andere sich versagt habe. Saffieje sei da, die Sultana, die Erwählte seiner erlauchten Mutter. Zweifach verdanke er seiner Mutter sein Leben und so auch diese Frau. Und möge Saffieje eifersüchtig sein und voll

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