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Roxelane

Titel: Roxelane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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nicht eins wie das große und allerdings auch recht teure Bad am Löffelmachermarkt oder wie die Moscheebäder, in denen sich jedermann vergnügen könne - es sei vielmehr einzig und allein nur für den Gebrauch von Esma Sultana und für ihn, den Großwesir selbst, bestimmt. Sulkodscha möge doch bedenken: für zwei Menschen ein Bad! Und nach dem, was die Künstler und Handwerker davon sagen, sei es so verschwenderisch ausgestattet, wie nicht einmal der Padischah eins besitze. Doch Sulkodscha schüttelte nur den Kopf.
    Das seien Neuerungen, sagte er, und es gebe gewesene Christen, die gute Moslems geworden seien, wenigstens spreche man so - doch möge Ibrahim immerhin sein Feldherr sein, so müsse er, Sulkodscha, dennoch am Serasker und Großwesir den Sinn für die biderbe Einfachheit und die fromme Einfalt der Altvorderen vermissen.
    Und dabei blieb Sulkodscha, der Saim aus Anatolien und Dscheri Baschi bei der Lehensreiterei, und sehr viele andere, ob sie es nun sagten oder verschwiegen, dachten wie er.
    „Wesir sollst du sein!“
    Das war zur Zeit des blutigen Selims ein Fluch gewesen.
    Unter seinem Sohn Soliman war es ein Segenswunsch geworden. Besonders Solimans Freund Ibrahim, dieser Sohn eines epirotischen Fischers, hatte das Los der Glückseligen gezogen. Freund des Kaisers, Gatte der hübschen Esma Sultana, die ihn vergötterte, und gestützt von Roxelane Sultana, konnte ihn nicht einmal mehr Hafsa Chatuns Abneigung gefährden. Und dabei war diese Abneigung inzwischen zu einem so unbeugsamen Haß geworden, daß Solimans schöne Mutter es all die Jahre hindurch abgelehnt hatte, jemals ihre Tochter Esma wiederzusehen oder gar ihren Schwiegersohn Ibrahim zu empfangen. Zehn Jahre waren seit der Geburt von Roxelanes ältestem Sohn Mohammed Soliman verflossen, zehn Jahre seit der Verlobung der kleinen Esma mit dem damaligen Oberstfalkonier des Serails.
    Achtunddreißig Jahre war Soliman jetzt alt, und fünf Kriege hatte er während seiner Regierung geführt.
    Im ersten war Belgrad, im zweiten war Rhodos erobert worden.
    Der dritte Feldzug hatte sich wie der erste daraus ergeben, daß es den Ungarn richtig erschienen war, Solimans unbequemen Botschafter einfach umzubringen, nicht ohne ihm vorher Nase und Ohren abgeschnitten zu haben.
    Belgrad hatte nur ein Vorspiel der Vergeltung sein sollen.
    In Solimans drittem Feldzug war denn auch wirklich die eiserne Woge der ungarischen Ritterschaft an der neuzeitlicheren osmanischen Heeresmaschine zerbrochen. In anderthalb Stunden war am achtundzwanzigsten August 1526, am Tage von Johannis Enthauptung, Ungarns Schicksal auf der Ebene von Mohacs für zweifellos viele Generationen entschieden worden.
    Nach dem Sieg über das Königreich hatten dann freilich die Kämpfe um das Land erst begonnen, und das Ende dieser Kriege war noch gar nicht abzusehen.
    In irgendeinem Morast des Schlachtfeldes von Mohacs verweste unaufgefunden und verschollen die Leiche des jungen kinderlosen Königs Ludwig von Ungarn.
    Seine Erben waren um so lebendiger.
    Da war vor allem der Römische König, der Erzherzog Ferdinand von Österreich, auch König von Böhmen, der Bruder und künftige Nachfolger Kaiser Karls des Fünften. Als Schwager des gefallenen Ludwig hatte er dessen Land beansprucht.
    Doch Soliman hatte die heilige Stephanskrone dem Johannes Zapolya zugesprochen, und damit waren Osmanen und Habsburger zum erstenmal gegeneinander angetreten.
    Die Habsburger wollten Ungarn, die Türken wollten Wien.
    Weder Habsburger noch Türken jedoch hatten bis jetzt, was sie wollten, bekommen.
    Im vierten Feldzug waren die verlorenen Städte Buda und Pest von den Türken zwar wiedererobert, aber Wien war vergeblich belagert worden, und der fünfte hatte das Heer des Padischahs überhaupt nur bis Graz geführt.
    Das waren bis jetzt die fünf Feldzüge Solimans, die ihn alle fünf im Lager und an der Spitze seiner Truppen gesehen hatten.
    Zu vielen Zehntausenden hatten seine Soldaten deutsche Menschen fortgetrieben. Blonde Mädchen aus Österreich, Steiermark und Kärnten waren billig geworden. In den türkischen Basaren kaufte man sie um den Preis von ein Paar Schuhen.
    Aber Wien war deutsch geblieben. Dafür war Ungarn, das Vorfeld der deutschen Stadt und Deutschlands, immer noch türkisch.
    Denn nun ging es um Deutschland und Kaiser Karl den Fünften, den König von Spanien, wie die Hohe Pforte ihn titulierte. In ihm hatte Soliman, der im Abendland schon häufig ,der Große' genannt wurde, seinen Gegner

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