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Rubinrot

Rubinrot

Titel: Rubinrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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sind?«, platzte es aus mir heraus.
    »Oh.« Mr George kratzte sich verlegen. »Nun,
das
kann ich dir leider nicht beantworten.«
    »Das war ja klar.«
    »Gwendolyn. Wenn du wirklich unsere Nummer zwölf bist, dann werden wir dir alles haarklein erklären, das verspreche ich dir. Aber wir müssen erst sichergehen. Ich beantworte dir aber gern andere Fragen.«
    Ich schwieg.
    Mr George seufzte. »Also gut: Paul ist Falk de Villiers kleiner Bruder. Er war vor Gideon der letzte Zeitreisende der Linie de Villiers, die Nummer neun im Kreis der Zwölf. Das muss dir fürs Erste genügen. Wenn du weniger brisante Fragen hast. . .«
    »Gibt es hier eine Toilette?«
    »Oh. Ja, natürlich. Sie ist gleich um die Ecke. Ich bringe dich hin.«
    »Das kann ich alleine.«
    »Natürlich«, sagte Mr George wieder, folgte mir aber wie ein kleiner dicker Schatten zur Tür. Dort stand, wie ein Soldat der Palastwache, der Mann von vorhin, der das Schweigegelübde abgelegt hatte.
    »Es ist die nächste Tür.« Mr George zeigte nach links. »Ich werde hier warten.«
    In der Toilette - einem kleinen, nach Desinfektionsmitteln riechenden Raum mit einem Klosett und einem Waschbecken - zog ich mein Handy aus der Tasche. Kein Empfang, natürlich nicht. Dabei hätte ich Leslie nur zu gern über alles Bericht erstattet. Immerhin funktionierte die Zeitanzeige und ich war verblüfft, dass es gerade erst Mittag war. Ich fühlte mich, als wäre ich schon Tage hier. Und ich musste tatsächlich mal.
    Als ich wieder aus der Toilette kam, lächelte Mr George mich erleichtert an. Offenbar hatte er Angst gehabt, ich hätte verschwinden können.
    Im Dokumentenraum setzte ich mich wieder auf das Sofa und Mr George setzte sich auf einen Sessel davor.
    »Also, spielen wir weiter unser Fragespiel«, sagte er. »Aber diesmal abwechselnd. Eine Frage ich, eine Frage du.«
    »Okay«, sagte ich. »Sie zuerst.«
    »Hast du Durst?«
    »Ja. Ich hätte gern ein Wasser, wenn es geht. Oder Tee?«
    Tatsächlich gab es hier unten Wasser, Saft und Wein, außerdem einen Wasserkocher für Tee. Mr George bereitete uns eine Kanne Earl Grey zu.
    »Jetzt du«, sagte er, als er wieder saß.
    »Wenn die Fähigkeit, in der Zeit zu reisen, von einem Gen bestimmt wird, wieso spielt dann überhaupt das Geburtsdatum eine Rolle? Wieso hat man Charlotte nicht längst Blut abgenommen und auf das Gen hin untersucht? Und wieso kann man sie nicht mit dem Chronografen in eine ungefährliche Vergangenheit schicken, bevor sie von allein in der Zeit springt und sich möglicherweise in Gefahr begibt?«
    »Also, erst mal: Wir
glauben
nur, dass es sich um ein Gen handelt, aber wir wissen es nicht. Wir wissen nur, es ist etwas im Blut, das euch von normalen Menschen unterscheidet, aber gefunden haben wir den Faktor X noch nicht. Obwohl wir seit vielen Jahren daran forschen und du in unseren Reihen die besten Wissenschaftler der Welt finden wirst. Glaub mir, es würde vieles einfacher machen, wenn wir das Gen oder was immer es ist, im Blut nachweisen könnten. So aber sind wir auf Berechnungen und Beobachtungen angewiesen, die Generationen vor uns angestellt haben.«
    »Wenn man den Chronografen mit Charlottes Blut betankt hätte, was wäre denn dann passiert?«
    »Schlimmstenfalls hätten wir ihn damit unbrauchbar gemacht«, sagte Mr George. »Und bitte, Gwendolyn, wir sprechen hier von einem winzig kleinen Tropfen Blut, nicht gleich von einer ganzen Tankfüllung! Aber jetzt bin ich dran. Wenn du es dir aussuchen könntest: In welche Zeit würdest du am liebsten reisen?«
    Ich überlegte. »Ich würde gar nicht weit in die Vergangenheit wollen. Nur zehn Jahre zurück. Dann könnte ich meinen Vater noch einmal sehen und mit ihm sprechen.«
    Mr Georges Gesicht verzog sich mitleidig. »Ja, das ist ein verständlicher Wunsch. Aber es geht nicht. Niemand kann innerhalb seiner eigenen Lebenszeit zurückreisen. Du kannst frühestens in die Zeit vor deiner Geburt zurück.«
    »Oh.« Das war schade. Ich hatte mir nämlich ausgemalt, noch einmal zurück in meine Grundschulzeit zu reisen, genau an den Tag, an dem mich ein Junge namens Gregory Forbes auf dem Schulhof »hässliche Kröte« genannt und viermal hintereinander gegen das Schienbein getreten hatte. Wie Superwoman wäre ich dort erschienen - und Gregory Forbes hätte danach niemals wieder kleine Mädchen getreten, das war mal klar.
    »Du bist wieder dran«, sagte Mr George.
    »Ich hätte an der Stelle, an der Charlotte verschwunden wäre, ein Kreidekreuz

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