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Rubinrot

Rubinrot

Titel: Rubinrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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ausgesprochen kühl. Ich war beeindruckt, dass sie sich so wenig einschüchtern ließ.
    »Das tut nichts zur Sache.« Der Mann würdigte sie keines Blickes. Der blonde Junge lugte vorsichtig hinter seinem Rücken hervor und sah mich an. Er erinnerte mich wegen der Sommersprossen auf seinem Nasenrücken ein bisschen an Nick, als er jünger war, deshalb lächelte ich ihm zu. Der arme kleine Kerl -mit diesem Fiesling als Großvater war er wirklich geschlagen. Er quittierte mein Lächeln mit einem erschrockenen Augenaufrei-ßen, dann tauchte er wieder hinter dem Jackett in Deckung.
    »Das ist Doktor Jakob White«, sagte Falk de Villiers mit einem unverkennbar amüsierten Unterton in der Stimme. »Ein Genie auf dem Gebiet der Medizin und der Biochemie. Normalerweise ist er ein wenig höflicher.«
    Jakob Grey hätte besser gepasst. Sogar seine Gesichtsfarbe spielte ins Graue.
    Mr de Villiers sah mich an, dann wanderte sein Blick zurück zu Mum. »So oder so müssen wir nun eine Entscheidung fällen. Sollen wir dir glauben, Grace, oder führst du wirklich etwas anderes im Schilde?«
    Ein paar Sekunden lang starrte Mum ihn zornig an. Dann schlug sie die Augen nieder und sagte leise: »Ich bin nicht hier, weil ich eure großartige, geheimnisvolle Mission verhindern will. Ich bin nur hier, weil ich verhindern will, dass meiner Tochter etwas passiert. Mithilfe des Chronografen könnten die Zeitreisen ungefährlich verlaufen und sie könnte ein einigermaßen normales Leben führen. Das ist alles, was ich will.«
    »Ja,
natürlich!«,
sagte Tante Glenda. Sie ging zum Sofa hinüber und setzte sich neben Charlotte. Ich hätte mich auch gern gesetzt, allmählich wurden meine Beine müde. Aber da niemand mir einen Stuhl anbot, blieb mir nichts anderes übrig, als stehen zu bleiben.
    »Was ich damals getan habe, hatte nichts mit...
eurer Sache
zu tun«, fuhr Mum fort. »Ehrlich gesagt weiß ich kaum etwas darüber, und was ich weiß, verstehe ich nur halb.«
    »Dann kann ich mir erst recht keinen Grund vorstellen, warum Sie sich erdreistet haben, sich derart einzumischen«, sagte der schwarze Dr. White. »In Dinge, von denen Sie keine Ahnung haben.«
    »Ich habe Lucy doch nur helfen wollen«, sagte Mum. »Sie war meine Lieblingsnichte, ich habe auf sie aufgepasst, seit sie noch ein Baby war, und sie hat mich um Hilfe gebeten. Was hätten Sie denn an meiner Stelle getan? Herrgott, die beiden waren so jung und verliebt und ... - ich wollte einfach nicht, dass ihnen etwas zustößt.«
    »Na, das haben Sie ja auf jeden Fall fein hingekriegt!«
    »Ich habe Lucy geliebt wie eine Schwester.« Mum warf einen Blick auf Tante Glenda und setzte hinzu:
»Mehr
als eine Schwester.«
    Tante Glenda nahm Charlottes Hand und tätschelte sie. Charlotte starrte auf den Fußboden.
    »Wir
alle
haben Lucy sehr geliebt!«, sagte Lady Arista. »Umso wichtiger wäre es gewesen, sie von diesem Jungen und seinen verqueren Ansichten fernzuhalten, anstatt sie darin auch noch zu bestärken!«
    »Von wegen verquere Ansichten! Es war doch das kleine rothaarige Biest, das Paul die albernen Verschwörungstheorien in den Kopf gesetzt hat!«, sagte Dr. White. »Sie hat ihn zu diesem Diebstahl überredet!«
    »Das ist nicht wahr!«, hielt Lady Arista dagegen. »Lucy hätte so etwas niemals getan. Es war Paul, der ihre jugendliche Naivität ausgenutzt und sie verführt hat.«
    »Naivität! Dass ich nicht lache!«, schnappte Dr. White.
    Falk de Villiers hob die Hand. »Diese überflüssige Diskussion haben wir doch schon öfter geführt. Ich denke, die Positionen sind hinreichend bekannt.« Er sah hinüber zur Uhr. »Gideon müsste jeden Augenblick wieder zurück sein und bis dahin sollten wir eine Entscheidung über unser weiteres Vorgehen gefällt haben. Charlotte, wie fühlst du dich?«
    »Ich habe immer noch Kopfschmerzen«, sagte Charlotte, ohne den Blick vom Fußboden zu lösen.
    »Da sehen Sie es doch.« Tante Glenda lächelte giftig.
    »Ich habe auch Kopfschmerzen«, sagte Mum. »Das heißt aber nicht, dass ich gleich in der Zeit springen werde.«
    »Du bist... du bist solch ein
Biest!«,
sagte Tante Glenda.
    »Ich finde, wir sollten einfach davon ausgehen, dass Mrs Shepherd und Gwendolyn die Wahrheit sagen«, sagte Mr George, wobei er sich mit einem Taschentuch die Glatze betupfte. »Sonst verlieren wir nur wieder wertvolle Zeit.«
    »Das ist nicht dein Ernst, Thomas!« Dr. White schlug mit der Faust auf den Kaminsims, so fest, dass ein Zinnbecher umkippte.
    Mr

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