Rubinroter Schatten - Frost, J: Rubinroter Schatten - Eternal Kiss of Darkness (Night Huntress World/ Cat & Bones Welt 2)
und ihr daraus einen Sarong gebastelt. Aus einem zweiten Laken machte er noch einen für sich. Glücklicherweise waren jetzt, eine knappe Stunde vor Sonnenaufgang, nur wenige Leute unterwegs.
Das Fenster der Limousine öffnete sich, als sie näher kamen, und ein gutaussehender Herr mit langem braunem Haar und kurz gestutztem Bart kam zum Vorschein.
» Mencheres«, sagte der Fremde. » Hätte irgendein anderer mich dazu verdonnert, um die halbe Welt zu jetten, und mich dann warten lassen, während er sich augenscheinlich im Bett herumlümmelt, hätte ich meinen Fahrer angewiesen, ihn zu überfahren. Zweimal.«
» Langen Flug gehabt?«, erkundigte sich Mencheres und öffnete für Kira die Wagentür. Sie raffte ihre Toga und ließ sich dem braunhaarigen Fremden gegenüber nieder, der sie abschätzend musterte.
» O ja«, antwortete er. » Am Flughafen bin ich auch noch zweimal in eine › stichprobenmäßige ‹ Sicherheitskontrolle geraten. Weil ich langes dunkles Haar und einen Bart habe, werde ich ständig für einen potenziellen Terroristen gehalten. Auf Linienflügen soll es noch schlimmer sein. Da muss man sogar noch mit einer Leibesvisitation rechnen.«
Mencheres’ Mundwinkel zuckten, als er zu ihnen in den Wagen stieg. » In diesen abgeschiedenen Untersuchungszimmern kommt man wenigstens leicht an Nahrung.« Er setzte sich zu Kira und legte ihr die Hand auf die Schulter. » Das ist Kira Graceling. Kira, Vlad Tepesch.«
» Habe die Ehre«, antwortete Vlad und streckte ihr eine mit offenbar alten Narben übersäte Hand entgegen.
Stirnrunzelnd schüttelte sie sie. Der Name kam ihr bekannt vor. Wo hatte sie ihn bloß schon einmal gehört…?
» Oh!« Kiras Augen weiteten sich. » Du bist doch nicht etwa der echte Dracula, oder?«
» Denkt denn niemand daran, die Leute vorzuwarnen, die ich kennenlernen soll?«, murrte Vlad mit einem gereizten Blick in Richtung Mencheres. » Aber das ist dir sicher aus demselben Grund entfallen, aus dem du zu spät bist.«
» Dein Verhalten ist ungehörig«, tadelte Mencheres ihn, während Kira unbehaglich auf ihrem Sitz herumrutschte. Er hatte ja recht; wenn man zu spät und nur mit Bettlaken bekleidet zu einer Verabredung erschien, brauchte das Gegenüber nicht viel Fantasie, um sich denken zu können, was einen aufgehalten hatte.
» Schon gut, Mencheres. Aber du hättest mir ruhig sagen können, dass ich einen solch legendären Vampir kennenlernen würde. Dann hätte ich mir nämlich die hübsche Seidengardine umgebunden«, antwortete sie und blickte Vlad mit hochgezogenen Brauen in die kupfrig grünen Augen.
Vlad schenkte ihr ein kurzes Lächeln. » Ich verstehe, warum er dich mag. Obwohl das Radje zufolge ja angeblich nicht alles ist. Mencheres soll dir so verfallen sein, dass er deinetwegen Vampire abschlachtet, den Rat vor den Kopf stößt und sich insgesamt noch wilder gebärdet als in seiner Anfangszeit mit Patra, sie schmore in Frieden.«
Kira warf Mencheres einen Blick zu. Das Thema war aus mehr als einem Grund ungünstig. Hatte eigentlich niemand ausreichend Taktgefühl, Mencheres’ verstorbene Frau nicht dauernd zur Sprache zu bringen?
» Du weißt, dass ich niemals so dumm wäre, mich an einem Ort auf Video aufnehmen zu lassen, den ich später abfackeln will«, gab Mencheres in vor Sarkasmus triefendem Tonfall zurück.
Vlads Lippen kräuselten sich. » Nein, was Überwachungskameras angeht, bist du sehr vorsichtig. Habe mir sagen lassen, in Disneyland wären alle ausgefallen, nachdem ein mutmaßlicher islamistischer Attentäter die Beleuchtung ausgepustet, eine kleine Bombe gezündet und sich dann aus dem Staub gemacht hat.«
» Islamistischer Attentäter?«, wiederholte Kira. Ihr klappte die Kinnlade herunter. So ein rassistischer Humbug…
» Verletzt wurde niemand«, fuhr Vlad fort. » Und die verschreckten Familien haben später ihr Eintrittsgeld zurückbekommen.«
» Bones wurde von Vollstreckern beschattet«, erklärte Mencheres schulterzuckend. » Es war ein unglücklicher Zufall.«
Vlad ließ ein Schnauben hören, das bei Kira den Eindruck erweckte, als könnte er Bones nicht besonders gut leiden, aber das war nicht ihr Problem. Eine Welle der Lethargie brach über sie herein. Offenbar dämmerte es bald. Vor dem Einschlafen hatte sie noch Tina anrufen wollen, aber jetzt lief ihr die Zeit davon. Ihre arme Schwester wäre sicher alles andere als beruhigt, wenn Kira mitten im Satz die Lichter ausgingen.
» Wir brauchen eine sichere Unterkunft
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