Rubinroter Schatten - Frost, J: Rubinroter Schatten - Eternal Kiss of Darkness (Night Huntress World/ Cat & Bones Welt 2)
zwei Wochen alt ist.« Vlad schüttelte den Kopf. » So wie ich das sehe, hat Radjedef recht, wenn er behauptet, die Liebe hätte dich um den Verstand gebracht.«
» Fragst du dich jetzt, ob seine anderen Behauptungen auch stimmen?«, wollte Mencheres wissen.
Vlads Lächeln war eisig. » Nein. Aber ich frage mich, warum Radje dich plötzlich so gnadenlos verfolgt. Eure Feindschaft besteht schon lange, aber keiner von euch hat sie je offen ausgetragen. Radje hat nicht einmal Patra unterstützt, als sie Krieg gegen dich geführt hat. Deine anderen Verbündeten finden das auch seltsam. Warum setzt ein Hüter aus heiterem Himmel alles wegen einer uralten Fehde aufs Spiel?«
» Radje hat Patra nicht unterstützt, weil sie mich umbringen wollte, und er braucht mich lebend«, antwortete Mencheres und fasste Kira so, dass sie bequemer in seinen Armen lag. » Und er handelt gerade jetzt, weil er fürchtet, ich könnte mich seinem Zugriff ein für alle Mal entziehen und das Einzige mit mir nehmen, was ihm in den nächsten tausend Jahren niemand mehr geben kann.«
Vlad zog die Augenbrauen hoch. » Und das wäre?«
» Meine Macht.« Mencheres stieß ein leises Schnauben aus. » Viele zürnten mir, als ich sie auf Bones übertragen habe, aber keiner mehr als Radje. Er glaubt, sie würde ihm zustehen und ich hätte sie nur gestohlen; aber wenn ich nicht gewesen wäre, hätte Tenoch sie einem anderen gegeben. Tenoch wusste, dass man Radje so viel Macht über andere Vampire nicht anvertrauen kann. Radje ist da natürlich anderer Ansicht.«
Vlad schnaubte. » Ich gebe zu, ich war einer der Vampire, die dachten, sie würden die Macht erhalten. Wir beide stehen uns schließlich recht nahe, und ich bin der letzte von Tenoch erschaffene Vampir, auch wenn er sich nur Wochen nach meiner Verwandlung umgebracht und dir allein die Verantwortung für mich und die anderen Sippenmitglieder überlassen hat.«
» Ich bin stolz, sagen zu können, dass du einer der Meinen warst, bis du selbst Meister werden konntest«, antwortete Mencheres, dessen Stimme bei der Erinnerung heiser geworden war. » Du weißt, dass du mir noch immer viel bedeutest. Das Schicksal hat Bones zu meinem Erben bestimmt. Ich habe ihm nur gehorcht.«
Vlad machte ein betrübtes Gesicht. » Ja, das Schicksal hat einen seltsamen Humor, nicht wahr?«
Dann breitete sich wieder der übliche, müde belustigte Ausdruck auf seinen Zügen aus. » Ich beschwere mich ja nicht. Du hast mich mehr als einmal davor bewahrt, wahnsinnig zu werden, als der Tod mir erst meine Frau und dann meinen Sohn genommen hat. Meine Treue und Dankbarkeit sind dir für alle Zeit gewiss. Ja, ich werde dich zu diesem Treffen mit Veritas begleiten und falls nötig alles bezeugen. Aber dir fällt die schwerste Aufgabe zu. Du musst sie zum Kommen bewegen.«
Mencheres lehnte den Kopf an die Innenwand der Limousine. Er musste versuchen, das unnachgiebigste Mitglied des Rates davon zu überzeugen, sich ohne Wissen der anderen mit ihm zu treffen, damit er einen anderen Gesetzeshüter der Lüge und des Verrates an ihrer Art bezichtigen konnte. Und dann noch dafür sorgen, dass Veritas ihn hinterher wieder gehen ließ. Ja, das war wirklich eine Herausforderung.
Kira erwachte mit heftigen Magenkrämpfen. Sie sah sich um, aber natürlich saß sie nicht mehr zusammen mit Mencheres und der Vampir-Berühmtheit in der Limousine. Sie war sogar ganz allein.
Der Raum, in dem sie sich befand, hatte zwar keine Fenster, war aber eindeutig ein Schlafzimmer, wie man an dem Bett erkennen konnte, auf dem sie lag. Alle Laute klangen seltsam hallend, und die Wände schienen nicht aus Gips oder Beton zu sein. Sie sahen aus wie polierter Fels, und es roch komisch. Nicht unangenehm, nur fremdartig.
Ein neuerliches Stechen in der Magengegend dämpfte Kiras Neugier auf ihre Umgebung. Seit dem Zwischenspiel in der Geisterbahn hatte sie nichts mehr zu sich genommen. Das war jetzt fast einen Tag her, wie ihr Magen ihr mit zunehmender Deutlichkeit in Erinnerung rief.
Sie stand auf und stellte fest, dass sie nicht mehr das Bettlaken, sondern ein kastanienbraunes Satinnachthemd trug. Mencheres musste sie umgezogen haben, aber er war nirgends zu sehen. Kira nahm kurz das Zimmer in Augenschein, in dessen einer Ecke sich zum Glück ein antiker Kleiderschrank mit Herren- und Damensachen fand. Während sie sich Strickjacke und Hose überstreifte, entschuldigte sie sich im Geiste bei der unbekannten Besitzerin, aber ihr Magenknurren klang
Weitere Kostenlose Bücher