Rubinroter Schatten - Frost, J: Rubinroter Schatten - Eternal Kiss of Darkness (Night Huntress World/ Cat & Bones Welt 2)
walten lassen. Ich verhänge die Todesstrafe, also frage ich dich noch einmal, Menkaure, wirst du die Bestrafung vornehmen, oder soll ich es tun?«
» Er entführt ein junges Mädchen und zwingt es, für ihn zu strippen.« Kiras Stimme klang ruhig, auch wenn ihr Gesicht kalkweiß war. » Das siehst du nicht als Verbrechen an, aber wenn ich versuche, eben dieses Mädchen zu befreien, verdiene ich die Todesstrafe? Du solltest dich schämen, dich Hüter irgendeines Gesetzes zu nennen.«
Radjedef hatte nicht einmal einen Blick für Kira übrig. » Die Entführung eines herrenlosen Sterblichen ist keine Straftat. Menschen sind unsere Nahrung; sie haben nicht die gleichen Rechte wie Vampire. Menkaure, deine Zeit zu entscheiden, wer die Bestrafung vornehmen soll, wird knapp.«
Kira sagte nichts darauf. Sie versuchte auch nicht wegzulaufen, obwohl der Vampir mit dem Glatzkopf ihre Schultern gepackt hielt, als befürchtete er genau das. Mencheres begegnete Kiras Blick und sah Entsetzen und Resignation in den Tiefen ihrer blassgrünen Augen, keine Hoffnung, kein Flehen. Sie erwartete keine Hilfe von ihm.
Immer wilder drängte der Zorn in Mencheres danach, freigelassen zu werden. Kiras düstere Schicksalsergebenheit war mehr, als Mencheres ertragen konnte. Auch wenn es für sie alle das Ende bedeuten würde, konnte er Kira nicht der Finsternis überlassen, die ihn erwartete.
Allerdings würde er die heimtückische Energie in seinem Inneren nicht freisetzen. Sie hatte schon einmal sein Leben ruiniert. Er würde ihr kein zweites Mal die Chance geben, Bones oder seinen Leuten zu schaden.
» Ich werde die Todesstrafe selbst vollstrecken, Hüter«, verkündete Mencheres und beobachtete, wie Radjes Grinsen breiter wurde. » Aber danach werde ich sie wohl wieder zurückholen.«
Radje verging das Grinsen. » Ihr Urteil soll eine Strafe sein, keine Belohnung, die ihr elendes Dasein verbessert«, zischte er.
» Ihr Urteil lautet Tod, und es soll vollstreckt werden. Allerdings steht nirgends geschrieben, dass ich sie nicht zur Vampirin machen kann, wenn die Bestrafung vorgenommen ist. Dieses Kind ist vielleicht nicht mit unseren Gesetzen vertraut, Hüter«, bei der Betonung des Wortes schenkte Mencheres Radje ein kühles Lächeln, » ich aber kenne sie sehr gut.«
» Du hast seit fast hundert Jahren keinen Menschen mehr zum Vampir gemacht«, gab Radje zurück, jetzt in dem altägyptischen Dialekt ihrer gemeinsamen Kindheit.
Mencheres gestatte sich eine kurze gedankenverlorene Pause, bevor er in derselben Sprache antwortete: » Ist das wirklich schon hundert Jahre her? Noch mehr Grund, sie zu verwandeln. Meiner Sippe ist schon lange kein frisches Blut mehr zugeführt worden.«
» Deine kleine Sterbliche will vielleicht gar kein frisches Blut werden«, höhnte Radje.
Mencheres wandte sich Kira zu. Ihr Atem klang abgehackt, und ihr Puls donnerte so laut, dass er sogar über die lärmende Musik des Clubs hinweg zu hören war; aber sie bettelte nach wie vor nicht um ihr Leben. Kira hatte dem letzten Teil seiner Unterhaltung mit Radjedef nicht folgen können. Ihr war klar, dass sie zum Tode verurteilt war; ob sie danach wieder ins Leben zurückgebracht werden würde, wusste sie nicht. Ihre grünen Augen wirkten durch das sich darin spiegelnde Oberlicht noch blasser, während sie zu ihm aufsah, unfähig, Einfluss auf das Schicksal zu nehmen, das Mencheres für sie wählte.
Der kahlköpfige Vampir hinter ihr stieß sie mit einem leichten Schubs auf Mencheres zu. Kira geriet ins Stolpern, fing sich aber wieder, bedachte die anderen Gesichter im Raum mit einem grimmigen Blick, bevor sie Mencheres wieder in die Augen sah.
Er brauchte ihre Gedanken nicht zu lesen, um zu wissen, was in ihr vorgegangen war, als sie die umstehenden Vampire gemustert hatte. Keine Hoffnung, keine Gnade, kein Ausweg. Und sie hatte recht.
Wieder durchfuhr Mencheres dieser sengende Hass und forderte eine andere Lösung, als Kira ihrer Sterblichkeit zu berauben. Aber er wusste, wie diese andere Lösung aussah, und dass damit seinem Mitregenten ein Verbrechen zur Last gelegt werden konnte, an dem er nicht beteiligt gewesen war.
Mencheres warf Radjedef einen bösen Blick zu. » Vor dieser Angelegenheit hättest du unseren Krieg ohne Gegenwehr von meiner Seite gewinnen können«, erklärte er in ihrer längst ungebräuchlich gewordenen Mundart. » Aber jetzt werde ich mich nicht sang- und klanglos in den Tod verabschieden. Stattdessen werde ich dich, beim Blute
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