Rubinroter Schatten - Frost, J: Rubinroter Schatten - Eternal Kiss of Darkness (Night Huntress World/ Cat & Bones Welt 2)
Sommeröffnungszeiten machten es möglich.
Kira schauderte, und das grüne Leuchten trat wieder in ihre Augen, aber Mencheres kannte kein Erbarmen. Sie musste lernen, sich unter so vielen Sterblichen zu beherrschen. Andere Vampire hätte er nicht so früh schon mit so vielen Menschen konfrontiert, aber der harte Crashkurs war notwendig. Mencheres hatte noch einmal versucht, einen Blick in die Zukunft zu werfen, während Kira geschlafen hatte, aber alles war unverändert, nur die drohende Finsternis schien wieder ein Stück näher gerückt zu sein. Seine Zeit lief ab, und Kira musste für ihr Leben nach seinem Tod gewappnet sein. Aus diesem Grund hatte er vor ihrem Erwachen auch alle Blutkonserven weggeworfen, die er mitgenommen hatte, und ihr nicht vorgeschlagen, sich einfach an einem der Angestellten im Keller zu bedienen.
» Senk den Kopf«, wies er sie an.
Sie tat es und verbarg damit ihre grün leuchtenden Augen vor den neugierigen Blicken der sie umgebenden Menschenmenge. Sie durchquerten Frontierland auf dem Weg zum New Orleans Square, wo er Kira eine Sonnenbrille besorgte. Sie warf ihm einen dankbaren Blick zu und setzte sie auf. Nun blitzten ihre Leuchtaugen schon weniger grell und würden von den wenigen, die sie dennoch bemerkten, vermutlich für einen Gimmick der Sonnenbrille gehalten werden.
Kiras Selbstbewusstsein schien zu erstarken, während sie sich weiter einen Weg durch die Menge bahnten, und obwohl Mencheres wusste, dass ihr Hunger ihr nach wie vor zu schaffen machte, konnte er nichts davon spüren. Kira war durch sein Blut und seine Macht zur Vampirin geworden. Sie war somit ein Teil von ihm und in der Lage, seine Emotionen zu spüren, wenn er nicht aufpasste. Er hingegen konnte ihre Gefühle nach wie vor nur erahnen; anhand ihres Geruchs, ihres Gesichtsausdrucks, des Klangs ihrer Stimme und ihrer Körpersprache. All das sagte ihm, dass Kiras Hunger zwar zunahm, mit ihm aber auch ihre Stärke, sodass sie der Herausforderung gewachsen war, die das lebende Festmahl, mit dem er sie konfrontiert hatte, für sie darstellte.
» Soll ich mir einfach… jemanden aussuchen und mich dann hinter einem Busch oder einer Ecke verstecken?«, flüsterte sie.
Das wäre schon möglich gewesen, aber er wollte ihr beibringen, wie man an einem weniger privaten Ort Blut saugen konnte. Er bedauerte, nicht mehr Zeit zu haben, um sie sanfter in alles einzuführen, aber Kira musste unbedingt lernen, allein zu überleben.
» Wir machen es hier«, verkündete er und deutete auf das Fahrgeschäft auf einem Hügel vor ihnen.
Sie blieb stehen. » Du willst, dass ich mein Opfer in der Geisterbahn beiße?«, fragte sie ungläubig.
Er zuckte mit den Schultern. » Dort drinnen ist es dunkler, und die Leute sind so abgelenkt, dass sie nicht auf das achten, was du tust.«
Sie ging weiter, schüttelte aber den Kopf. » Gerade dachte ich, noch verrückter könnte es nicht werden«, murrte sie.
Kira blieb an Mencheres’ Seite, während sie den ersten Abschnitt der Geistervilla durchquerten. Sie waren in einen kleinen runden Raum geführt worden. Die Decke über ihnen wurde in die Höhe gezogen und die Porträts an den Wänden streckten sich, während eine geisterhafte Stimme die zahlreichen makabren Sehenswürdigkeiten ankündigte, die die Besucher erwarteten. Manche makabrer als andere, dachte Kira selbstironisch.
Sie versuchte sich auf die Tonbandstimme zu konzentrieren, auf das Rattern der vielen Maschinen, die Musik und die Geräusche, die aus den anderen Räumen zu ihnen drangen. Auf alles, außer den blutgefüllten Leibern um sie herum. Der Raum war voller Leute, die einander alle paar Sekunden streiften. Wenn sie sich Mühe gab und nur auf den übrigen Radau achtete, traten die verlockenden Herztöne der Menschen in den Hintergrund.
Als die Türen aufgingen, war sie erleichtert. Sie gelangten in einen weitaus größeren Raum und auf eine Art Förderband, von wo aus kleine Wägelchen namens Doom Buggies systematisch mit Fahrgästen beschickt wurden. Hier fiel es ihr schon leichter, sich in Selbstbeherrschung zu üben, weil sie nicht mehr auf engstem Raum mit lauter Fünf-Gänge-Menüs zusammengepfercht war.
Mencheres stellte sich nicht erst an, sondern ging gleich zu einem der Mitarbeiter. Ein kaum sichtbares Aufblitzen seiner Augen, und der Angestellte war überglücklich, sie mit einem anderen Fahrgast zusammen in einen Wagen zu platzieren, statt ihnen wie üblich einen für sich allein zuzuweisen. Kira stellte
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