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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Callahan Rogers
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Bescheid.«
    »Sollten wir nicht lieber hierbleiben?«, fragte Rose mich. »Und uns unter den Tischen verstecken?«
    »Sie wollen, dass wir nach Hause fahren«, antwortete ich.
    Draußen nahm sie meine Hand und blickte zum Himmel, wahrscheinlich auf der Suche nach russischen Bombern. Wir stellten uns zu Dottie, Bud und Glen an die Haltestelle.
    Nach einer Weile bog Sam Warner auf den Schulhof, und wir gingen zu seinem Auto. »Ich muss in die Stadt, bevor sie die verdammten Läden dichtmachen«, sagte er durch das offene Seitenfenster. »Steig ein, Bud.«
    »Okay«, sagte Bud. Glen stieg ebenfalls ein.
    »Wollt ihr zwei auch mit?«, fragte Sam Dottie und mich.
    Rose umklammerte unsere Hände. »Bitte bleibt bei mir.«
    »Wir nehmen den Bus«, sagte ich, und Sam fuhr los.
    Im Bus setzte Rose sich wieder neben mich. »Mein Poppy sagt, die Russen haben Bomben, mit denen man die ganze Welt in die Luft jagen kann. Ich will nicht in die Luft gejagt werden.« Sie schmiegte sich an mich. Ihr Haar roch nach Staub.
    »Wir werden sterben«, sagte sie.
    »Nein, das werden wir nicht«, erwiderte ich, aber ich war mir nicht so sicher. Die Welt schien aus gefährlichem Treibsand zu bestehen, der jederzeit Mütter und Präsidenten verschlingen konnte. Was sollte ihn daran hindern, uns an den Knöcheln zu packen und ebenfalls hinunterzuziehen?
    Als der Bus an Rose’ Straße hielt, fragte sie: »Kommst du mit? Ich habe Angst, dass mich eine Bombe trifft.«
    »Gut, ich bringe dich nach Hause.«
    »Sie auch.« Rose zeigte auf Dottie, die uns gegenübersaß.
    »Was?«, fragte Dottie.
    »Wir bringen sie nach Hause«, sagte ich.
    Tillie Clemmons, unsere Busfahrerin, putzte sich die Nase und wischte sich über die Augen. »Wo wollt ihr denn hin?«
    »Wir bringen sie nach Hause«, sagte Dottie.
    »In Ordnung«, sagte Tillie. »Aber beeilt euch.«
    Dann hielt Parker in seinem Streifenwagen neben dem Bus, und Tillie kurbelte die Scheibe runter und sprach mit ihrem Mann. Wir gingen mit Rose einen steilen Hügel hinauf, hinter dem, wie wir annahmen, ihr Haus lag. Offenbar hatte Tillie in der Zwischenzeit vergessen, weshalb sie da stand, denn als Parker weiterfuhr, schlossen sich zischend die Bustüren, und Dottie und ich blieben gestrandet zurück.
    »So ein Mist«, fluchte Dottie. »Was machen wir jetzt?«
    »Mich nach Hause bringen?«, sagte Rose.
    Ich sah hinauf in den milchigen Himmel und wünschte, Tillie würde umkehren. Irgendjemand im Bus musste doch gemerkt haben, dass wir fehlten. Dottie fragte Rose: »Wie weit ist es denn noch bis zu euch?«
    »Nicht weit.«
    »Kann dein Vater uns nach Hause fahren?« Rose nickte.
    »Na, dann mal los«, sagte Dottie. Wir latschten den schlammigen Weg hinunter und wirbelten Berge von gelbem Laub auf, das sich in den tiefen Spurrinnen gesammelt hatte. Rechts und links des Weges lagen rostige Überreste von alten Autos.
    »Bist du traurig wegen dem Präsidenten?«, fragte ich Dottie.
    »Weiß nicht. Ich hab keine Ahnung, was ich fühlen soll.«
    »Habt ihr ein Flugzeug gehört?«, fragte Rose und duckte sich. »Vielleicht ist da oben ein Flugzeug.«
    Der Weg führte weiter und immer weiter den Hügel hinunter, und irgendwann sagte Dottie: »Versteh mich nicht falsch, Rose, aber marschieren wir hier geradewegs zur Hölle, oder was? Wo ist euer Haus?«
    »Da.« Rose zeigte in eine Richtung, aber wir sahen nur Bäume.
    »Wie schafft es dein Dad bloß, hier langzufahren?«, fragte Dottie. »Das ist keine Straße, das ist eine Matschpiste.«
    »Er fährt gar nicht mehr hier lang, seit sein Auto kaputtgegangen ist«, sagte Rose.
    Wir blieben stehen und starrten sie an. Dann wechselten wir einen Blick. »Wie sollen wir jetzt nach Hause kommen?«, fragte ich Dottie. »Zu Fuß?«
    »Wir könnten Leeman anrufen«, schlug Dottie vor. »Habt ihr ein Telefon, Rose?«
    Rose nickte.
    »Bist du sicher?«, hakte Dottie nach. Rose nickte wieder.
    »Daddy ist wahrscheinlich noch nicht zu Hause«, sagte ich zu Dottie. »Was ist mit Madeline?«
    »Die ist in der Stadt«, sagte Dottie. »Sie wollte zum Friseur.«
    »Vielleicht ist der Laden ja zu, wegen dem Präsidenten.« Über dem Laubgeraschel war plötzlich ein Grollen zu hören.
    »Was ist das?«, fragte ich, und dann rutschte ich aus und fiel in den Schlamm. Ich war von oben bis unten dreckig. »Mist. Grand kriegt einen Anfall, wenn sie das sieht.«
    Dottie und Rose lachten.
    »Das ist überhaupt nicht witzig.«
    »Doch, ist es«, sagte Dottie. »Sieh dir nur mal deinen

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