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Rubinsteins Versteigerung

Rubinsteins Versteigerung

Titel: Rubinsteins Versteigerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Seligmann
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Adolfine, und es stellt sich heraus, dass ihr Vater oder Onkel in der SS war. Dann kannst du deine Eltern gleich in die Klapsmühle einliefern.
    Summa summarum: Eine jüdische Maid darf ohne Trauschein nicht vögeln. Und einem jüdischen Jüngling ist es verboten, eine Glaubensgenossin aufs Kreuz zu legen,selbst wenn sie so geil ist wie unsere Lilly und gewiss den ganzen Tag an nichts anderes denkt als ans Bumsen.«
    »Schön und gut. Aber was für einen Sinn haben diese idiotischen Feten?«
    »Das wiederum ist die jüdische Party-Logik. Natürlich wissen unsere Alten, dass dank ihrer Erziehung so gut wie keiner von uns wagen wird, unsere Mädels ›unglücklich‹ zu machen. Aber sicher ist sicher. Und genau dazu sind die Partys da. Das ist besonders bei Lilly und Joel so wichtig. Denn sie ist besonders geil, und er kommt aus Israel. Dort sind die Maßstäbe nicht so streng wie hier. Vor allem, die beiden sind schon viel weiter gegangen als alle anderen von uns. Mir hat Joel erzählt, dass er sie vollkommen nackt auszieht und alles bis auf das eine mit ihr treibt. Wenn ich es weiß, wissen es auch ihre Eltern. Einsperren können sie die Lilly nicht, also laden sie alle zu sich ein. Mit Fressen und Musik erkaufen sie sich die Kontrolle über das Geschehen. Zumindest bis etwa elf Uhr nachts. Danach gehen wir alle zusammen noch in irgendein Lokal. Die beiden müssen wohl oder übel eine Zeit lang mit. Erst danach können sie sich absetzen. Ihnen bleibt also nur eine begrenzte Zeit zur Lust, denn gegen Mitternacht muss sie, wie alle anderen braven jüdischen Mädchen, zu Hause sein. Damit sinkt die Bumsgefahr erheblich. Du siehst, die Alten sind gar nicht so doof, wie du in deiner jugendlichen Einfalt annimmst. So, genug gequasselt. Ich möchte mal sehen, ob heute mit Hanni was läuft.«
    Peter hat recht, die Weinraubs spinnen total. Sie haben ihre Wohnung vollkommen auf den Kopf gestellt. Die breiten Flügeltüren zwischen Salon und Esszimmer sind weitgeöffnet, beide Räume sind fast vollständig von Möbeln geräumt, so dass eine Tanzfläche geschaffen wurde.
    Auf den Tischen in der Ecke des Speisezimmers ist ein reichhaltiges Buffet aufgebaut. Diverse koschere Fleischsorten, Salate, verschiedene Brotarten, Cola, Limo, Sprudel, Techina 1 , Säfte, nichts fehlt – außer Alkohol natürlich. Weinraubs lassen sich das heile Hymen ihrer Lilly wirklich etwas kosten.
    Sie haben an alles gedacht! Die Stehlampen sind mit roter und blauer Folie überzogen. Das schummrige Licht passt genau zu ›Nights in White Satin‹, das aus den Lautsprechern plärrt. Davor schaukeln eng umschlungen die Paare.
    »Sieht so aus, als wäre deine Hanni äußerst beschäftigt.«
    In der Tat, die Alte drückt sich so eng an Nathan Kupfermann, dass ihm gewiss bald die Luft ausgehen wird. Da ist wohl für den Augenblick nicht mehr allzu viel zu machen. Dann wenigstens ordentlich essen! »Jonathan, schmeckt es dir? Willst du vielleicht noch ein bisschen ›gefillte Fisch‹, wir haben noch etwas in der Küche.«
    »Danke, Frau Weinraub. Mir schmeckt die Kalbszunge ausgezeichnet.«
    »Möchtest du vielleicht sonst noch was?«
    Was will sie überhaupt von mir? Die soll sich um ihre Lilly kümmern und mich mit ihrem jovialen Gerede in Ruhe lassen!
    »Danke. Ich habe mehr als genug – zu essen.«
    Da schau an! Das gibt’s doch nicht! Die Lea tanzt mit Jackie Gerstle. Tanzen kann man das kaum noch nennen.Allerdings reicht die zwölfjährige Lea Jackie kaum bis zur Schulter. Lustig, während die Alten alles versuchen, Lilly nicht voll in den Abgrund der Sexualität versinken zu lassen, kommt ihre kleine Schwester schon auf den Geschmack.
    Mit einem Mal wird die grelle Deckenbeleuchtung eingeschaltet. Frau Weinraub, das Hausmädchen und Tochter Lisi schreiten mit vollen Schüsseln in den Raum. »Jetzt gibt es eine israelische Spezialität: Falafel.« Die Paare blinzeln in der plötzlichen Helligkeit.
    Mir soll’s recht sein. Auf diese Weise komm auch ich noch ins Spiel. Mit der Hanni läuft heute wieder nichts. Weshalb lande ich eigentlich nie bei ihr? Gut, ich sehe nicht besonders aus. Dunkle Locken, graugrüne Augen, breite Lippen, fliehendes Kinn, nur etwa 175 groß – was man so als jüdischen Typ bezeichnet. Die anderen Sinai-Vögel sehen aber auch nicht wesentlich anders aus. Daran liegt es also nicht. Vielleicht bin ich ihr nicht selbstsicher genug? Oder zu aggressiv? Für mich ist bei ihr jedenfalls nichts zu holen.
    Vielleicht versuch

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