Rubinsteins Versteigerung
solche hässlichen Weiber wie beispielsweise Ester Karmi.«
»Hör bloß auf, Peter, erinnere mich nicht daran.«
»Ester Karmi. Ujjujuj, willst du sagen, dass du sie gebumst hast, Jonny?«
»Um Gottes willen! Ich hab sie bloß mal eingeladen, als meine Eltern weg waren, und wollte sehen, wie weit man bei ihr gehen kann!«
»Und?«
»So weit man Lust hat. Der Haken an der Sache ist nur, dass man sie danach heiraten darf.«
»Ester Karmi. Ujjujuj. Stellt euch vor: Jonathan heiratet Ester Karmi.«
»Das würde ich ihm gönnen. Es gibt übrigens noch eine andere Möglichkeit, die unser Jonny ebenfalls getestet hat: Nutten.«
»Du hast scheinbar zu viel Geld, Jonny.«
»Keineswegs. Ich wurde eingeladen.«
»Und, wie ist es?«
»Nicht schlecht.«
»Wie viel kostet’s?«
»Dreißig Mark.«
»Das ist alles? Wie lange dauert es?«
»Solange du dich beherrschen kannst.«
»Was haltet ihr davon, wenn wir jetzt in den Puff gehen?«
»Ihr seid Spinner. Was habt ihr davon?«
»Einen Fick.«
»Viel Vergnügen.«
»Peter, du kommst mit! Das ist sonst unfair.«
»Schaut euch unseren fairen Sportsmann Carlo an. Will in den Puff gehen und traut sich nicht allein.«
»Denk, was du willst. Es wäre jedenfalls ein toller Spaß, wenn wir drei zusammen hingehen würden.«
»Was sagst du, Rubinstein?«
»Was soll ich schon sagen? Ist vielleicht wirklich ganz lustig.«
»Siehst du, Peter! Jonny ist auch dafür. Lass dich nicht bitten.«
»Von mir aus. Wenn ihr euch ohne mich nicht traut, bitte. Ich werde schon auf euch Obacht geben, Kinder.«
»Klasse, Peter. Das wird ein Spaß. Also, auf was warten wir noch?«
Carlo ist total aus dem Häuschen. Ich kann den Kerlen doch nicht erzählen, was für eine Scheiße es im Puff war. Vielleicht gebe ich dem Weib einfach das Geld und verschwinde. Oder ich warte, bis Carlo sich eine geschnappt hat, und verdrücke mich dann.
»Los, los, Kinder, geht schon zum Auto. Das wird ein Fest.« Jetzt darf ich die Kerle noch in den Puff chauffieren. Mit einem Mal ist mir kalt geworden. Wenn ich mich nicht beherrsche, fang ich an, mit den Zähnen zu klappern. Das würde Carlos Spaß vermutlich noch gewaltig verstärken. Macht nichts, Peter ist auch ganz blass, soweit man es in der Dunkelheit erkennen kann.
»Los, fahr schneller, Jonny, ich kann es kaum noch erwarten.«
»Nur die Ruhe. Wenn du bei der Nutte genauso ungeduldig bist, wird es ein sehr kurzes Vergnügen.«
»Keine Angst, Jonny. Ich war schon mal mit einem Freund in Israel bei einer.«
»Und?«
»Und! Inzwischen weiß ich mehr. Los, schlaf nicht ein.«
Tatsächlich! Beinahe hätte ich die Baustelle am Straßenrand übersehen. Ich reiße gewaltsam das Steuer herum. Der Wagen bricht aus. Alles dreht sich, wie im Film. Schwarz.
Was ist denn eigentlich los? Die Karre ist voller Glas. Die Windschutzscheibe ist weg. Ich liege halb auf Carlo.
»Du, Jonny, ich glaube, wir haben uns überschlagen.«
»Was du nicht sagst! Komm bloß raus hier! Wir stehen mitten auf der Straße, vielleicht explodiert der Tank.« Meine Tür klemmt, lässt sich nicht öffnen. Carlos Tür dagegen ist beim Überschlag aufgesprungen. Ich schiebe ihn hinaus.
»Sag mal, was ist mit Peter?« Ich beuge mich nochmals in den Wagen. »Los, komm raus, Kerl!«
»Wo sind wir denn?«
»Wir haben einen Salto gemacht, komm schon, du Sack, oder willst du mit dem Auto in die Luft gehen?« Das wirkt. Peter versucht herauszuhechten, schlägt mit der Stirn gegen den eingedrückten Türrahmen, schreit auf, ist schließlich draußen.
»Los, helft mir, die Karre von der Straße zu schieben.«Erst jetzt sehe ich den ganzen Schaden. Das Dach ist eingedrückt. Das Fenster der Fahrertür ebenso zertrümmert wie alle größeren Scheiben. Der Rahmen wahrscheinlich verzogen: Totalschaden! Wir drei sind, wie es aussieht, unverletzt geblieben, sogar meine Brille ist noch heil. Peter scheint allerdings leicht benommen. Also muss ich den Wagen mit Carlo allein an den Straßenrand schieben.
»Was tun wir jetzt?«
»Gute Frage! Mit dem Geld, das ich eben vernichtet habe, hätten wir zu dritt einen Monat lang in den Puff gehen können.«
»Beruhigt euch, Reb Jid. Keine trübsinnigen Gedanken.« Peter hat sich also wieder gefangen.
»Ihr habt recht. Am besten wir gehen jetzt nach Hause. Mit dem Puff wird’s heute doch nichts mehr.«
»Schade!«
Es ist ein Uhr nachts, als ich so leise wie möglich unsere Wohnungstür öffne. Umsonst, die Alten sind wie
Weitere Kostenlose Bücher