Rubinsteins Versteigerung
ich’s mal bei der Mara? Die sieht mich jedes Mal so unsicher-herausfordernd an. Peter wird stocksauer sein, wenn ich in sein Revier einbreche. Ach was, Rubinstein, mach dich nicht verrückt. Der Kerl spielt sich und anderen doch ständig den Coolen, durch nichts zu erschütternden Intellektuellen vor. Mal sehen, wie cool er diesmal bleiben wird.
»Fräulein Mara, darf ich wagen, meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen?«
»Ach, Jonny, wie geht es dir?«
»Blendend, aber leider hast du nie Zeit für mich.«
»Das stimmt nicht. Ich unterhalte mich sehr gerne mit dir. Erst letzten Sonntag haben wir im ›Drugstore‹ miteinander geredet.«
»So meine ich das nicht. Du warst mit Peter weg. Ich will mich mal alleine mit dir treffen.«
Ihre Wangen röten sich leicht. »Aber Peter ist doch dein Freund.«
Gib dir keine Mühe, du Heuchlerin. »Na und? Deshalb darf ich dich doch mögen.«
»Ja.« Dranbleiben, Rubinstein! Aber, was sag ich nur. Verdammt, mir fällt nichts Geistreiches ein. »Hast du vor, im kommenden Jahr Falafel in Israel zu backen?«
»Unbedingt, Jonny. Du hast recht. Man muss sofort handeln und nach Israel einwandern, sonst bleibt man sein Lebtag Berufszionist.«
Deinen aktiven Zionismus habe ich am Dienstag gesehen.
»Und wann willst du ins Gelobte Land?«
»Im September. Nach dem Abitur mache ich noch Urlaub mit meinen Eltern. Danach besuche ich einen Ulpan, einen Intensivkurs für Hebräisch an der Universität Tel Aviv. Und anschließend werde ich dort mit dem Studium der Psychologie beginnen. Wahrscheinlich auch in Tel Aviv. Du weißt ja, dass ich zum Pesach-Fest mit meinen Eltern in Israel war. Bei dieser Gelegenheit hat mir mein Vater eine kleine Wohnung in Herzliya gekauft.«
»Prima.« Wenn der alte Levy seiner Tochter eine ›kleine Wohnung‹ kauft, und noch dazu im Badeort Herzliya, wird er dafür mindestens eine Viertelmillion hingelegt haben.
»Weißt du, dass du mir gefällst, Mara?«
»Du mir auch, Jonathan.«
Das hätte ich ihr nicht zugetraut. Wie sie mich anstrahlt und ganz unabsichtlich ihr Knie gegen meines drückt.
»Sag mal, Alter, was hältst du von einem flotten Dreier mit Carlo beim Kickern?«
Sieh einer an, der coole Intellektuelle! »Weißt du, Peter, ich bin gegen Dreierbeziehungen. Ich möchte dein monogames Verhältnis mit Carlo nicht stören. Ich unterhalte mich recht gut mit Mara.«
»Dann wünsche ich euch viel Vergnügen!«
»Danke, Reb Jid.« Wenn du dir solche Freunde aussuchst, Fuchs, kann ich dir auch nicht helfen.
»Leute, was haltet ihr von einem romantischen Treffen im Hofgarten? Jonny könnte für Musik sorgen!« Itzi, dieses Schwein. Weil er bei Mara wieder einmal nicht zum Zug gekommen ist, organisiert er eine neue Runde und spannt dazu ausgerechnet mich ein. Gerade jetzt, wo es endlich zwischen Mara und mir anlief. Kanaille! Joel und Lilly werden sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen abzuhauen – und der Rest muss notgedrungen mit.
Rubinstein, du bist der dümmste Jude aller Zeiten! Lässt sich fortschicken, um ein Kofferradio zu holen! Jeder Trottel hätte gemerkt, dass es ein primitiver Trick von Itzi war, um dich bei Mara abzuhängen. Jeder außer mir! Und jetzt sitze ich mitten in der Nacht allein im Hofgarten!
Was tun? Am besten Peter und Carlo beim Kickern Gesellschaft leisten. Der Fuchs wird zwar immer noch beleidigt sein, aber was soll’s?
GOTT SEI DANK
Die beiden sind wirklich noch im Spielsalon. »Scholem Alejchem, hier bin ich.«
»Ich dachte, du hast was gegen flotte Dreier?«
»Im Prinzip schon, Peter, aber solange ich nichts Besseres habe, werde ich wohl mit euch Schmöcken vorliebnehmen müssen.«
»Ujjujuj, schaut euch die zwei dort drüben an.«
»Längst wahrgenommen, Junge. Nichts für dich.«
»Weshalb?«
»Weil du ein Jid bist, deshalb! Diese Mädchen wollen einen Freund, der sie auch vögelt. Wo willst du sie denn vernaschen, du hast doch keine Bude?«
»Es wird sich schon ein Platz finden.«
»Das sind normale deutsche Mädchen, keine Huren. Die wollen nicht nur bumsen, sondern auch mit dir gehen. Stell dir vor, wie deine Alten aufdrehen, wenn du eine Schickse 1 anschleppst!«
»Das würde ich nie wagen.«
»Eben.«
»Soll das heißen, dass wir auf ewige Zeiten unseren Frauen ausgeliefert sind?«
»Solange wir bei unseren Eltern wohnen – ja!«
»Scheiße!«
»Du sagst es. Die Lage ist allerdings nicht ganz so düster, wie sie Rubinstein geschildert hat. Es gibt Auswege. Zum einen
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