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Rubinsteins Versteigerung

Rubinsteins Versteigerung

Titel: Rubinsteins Versteigerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Seligmann
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üblich aufgeblieben, bis ich heimkomme. Ich gehe zu ihnen ins Wohnzimmer, setze mich aufs Sofa.
    »Das Auto ist nur noch Schrott. Ich habe Totalschaden gemacht.«
    »Ist dir etwas passiert?«
    »Nein.«
    »Sonst jemandem?«
    »Nein.«
    »Gott sei Dank.«

DRESSUR
    »Jonathan, wir machen nächste Woche eine kleine Geburtstagsfete für meine Cousine, und da wollte ich dich fragen, ob du nicht Lust hättest zu kommen.«
    »Sicher, wenn ich dich dabei zu sehen bekomme.«
    »Wie meinst du das?«
    Stell dich nicht blöder, als du bist. »Na ja, am letzten Schabbes hatte ich mich eigentlich auf ein längeres Geplauder mit dir gefreut, und plötzlich warst du weg.«
    »Nein, du bist plötzlich verschwunden. Du wolltest irgendetwas holen und bist nicht wieder zurückgekommen.«
    Lügnerin! Ruhig, Reb Jid, räsonieren führt hier nicht weiter. Die Frau hat wahrscheinlich von Itzi die Schnauze voll und will mich sehen, sonst würde sie nicht anrufen. Aber was hilft mir das alles? Auf der Geburtstagsfeier werden wieder die ganzen Geier auf sie lauern, auch Peter hat noch eine offene Rechnung mit mir zu begleichen. Es wird mir also wieder so ergehen wie auf Lillys Party.
    Einen Moment, Rubinstein! Nur nicht vorzeitig resignieren! Die Alte will dich sehen – du willst sie sehen. Das Problem ist nur, dass du nicht zum Zug kommst, wenn zu viel Konkurrenz vor Ort ist.
    »Weißt du, Mara, ich freue mich unheimlich, dass du angerufen hast, und ich möchte dich wirklich gerne treffen.«
    »Das ist schön, Jonathan.«
    »Weshalb sollen wir dann eine Woche warten? Ich will dich gern jetzt sehen.«
    »Jetzt gleich?«
    »Ja!«
    »Das geht aber im Moment schlecht, weil wir Gäste haben.«
    »Ein Grund mehr, dem Trubel zu entgehen. Am besten, du kommst gleich her. Bei mir bist du immer willkommen.«
    »Ich weiß nicht, ob es deinen Eltern recht ist.«
    »Sicher! Jetzt ist es drei. Was hältst du von vier Uhr?«
    »Vier ist zu früh. Ich muss noch meine Mutter fragen und mich umziehen. Sagen wir so gegen sechs?«
    »Prima. Ich freu mich. Also, bis dann.«
    »Schalom!«
    »Das ist nett, dass du die Mara eingeladen hast.«
    »Sag mal, Esel, musst du dauernd schnüffeln, während ich telefoniere?«
    »Gott ist mein Zeuge, dass ich nicht gehorcht habe! Aber das Telefon steht im Gang. Da hört man in der Küche zwangsläufig, was gesprochen wird.«
    »Und deshalb musst du zwangsläufig in die Küche rasen, sobald ich telefoniere?«
    »Man wird sich doch noch in der eigenen Wohnung frei bewegen dürfen.«
    »Und weshalb ist es ›nett‹, dass ich die Mara eingeladen habe?«
    »Weil sie ein anständiges jüdisches Mädchen ist.«
    »Du meinst wohl, weil die Levys stinkreich sind.«
    »Was willst du eigentlich von mir? Hab ich sie eingeladen oder du?«
    »Meinen Frieden will ich und nicht, dass du, sobald die Frau hier ist, ununterbrochen die Blumen in meinem Zimmer gießt. Die verfaulen sonst noch.«
    »Gib Obacht, dass du nicht verfaulst – in der Schule.«
    »Schon gut. Wirst du uns in Ruhe lassen oder nicht?«
    »Ich schwöre es.«
    Ausnahmsweise wird sie wohl Wort halten und sich nicht alle zwei Minuten unter irgendeinem Vorwand ins Zimmer einschleichen. Nicht, weil sie plötzlich ihre Schnüffelei aufgegeben hätte. Im Gegenteil. Der Grund ist Mara. Eine solche Partie darf durch nichts gefährdet werden. Nicht mal durch Überwachungsmaßnahmen.
     
    »Guten Tag, Frau Rubinstein. Grüß dich, Jonathan. Wie geht es Ihnen, Frau Rubinstein?«
    »Danke, Mara. Wie geht es dir?«
    »Danke. Sehr gut.«
    »Das ist schön. Du solltest uns öfters besuchen. Komm doch rein.«
    »Danke.«
    Danke, bitte, und schon hat sie das Weib zu sich ins Wohnzimmer bugsiert.
    »Mutti«, wie das klingt, ein mit zarter Knabenstimme geflehtes ›Mutti‹. Esel ist und bleibt Esel! Aber wenn Mara mir die Ehre ihres Besuches erweist, muss ich brav ›Mutti‹ sagen. Wer weiß, wo diese Anpasserei enden wird! »Mutti, weißt du, Mara und ich wollten ein Problem der ›Sinai‹ besprechen.« Trottel.
    »Ich will euch um Himmels willen nicht stören.«
    »Komm, Mara, gehen wir zu mir, da können wir uns ungestört unterhalten.«
    Ich schiebe sie in mein Zimmer, schließe die Tür. Da steht sie mit ihren Einmeterachtundsiebzig, verpackt in einteures Kostüm, und weiß nicht, wohin mit ihren Händen. Aber mit ihrem Mundwerk: »Warum warst du so garstig zu deiner Mutter?«
    »Ich war nicht garstig. Ich möchte nur einmal in meinem Leben länger als fünf Minuten alleine mit dir

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