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Ruby und Niall

Ruby und Niall

Titel: Ruby und Niall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Recht
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dem Schalter des Busbahnhofs. Einige Jungs waren hinter ihr her, sie war einige Monate mit einem Bob und dann mit einem Ray, dann mit einem Johnny zusammen gewesen, aber das war nicht von Bedeutung. Sommergäste kamen und gingen und von einigen kannte sie nicht einmal den Namen. Wenn sie sich anstrengte, konnte sie noch sagen, welches T-Shirt er getragen hatte, als sie sich kennengelernt hatten.
Diesmal verbrachte sie ihren Vormittag bei Mona. Die hatte einen Blumenladen in einer Seitenstraße vor dem Busbahnhof und hatte gerade erst die Thanksgiving-Dekoration aus ihrem Laden verbannt. Der Laden war sehr klein, extrem vollgestopft mit Schnitt- und Topfblumen, Grünpflanzen jeder Art und Ruby wusste, dass Mona auch einige seltene begehrte Pflänzchen auf dem Dachboden anbaute. Mona rauchte es selbst und mit ihren Freunden, aber sie verkaufte es nicht. Deshalb waren sie noch nicht aufgeflogen mit ihrer Privat-Plantage.
Ruby betrat den Laden und rief: "Ich hab Kaffee mitgebracht!"

Der Eisbär

Der Donnerstag begann langweilig und es schien kaum möglich, die einhundertdreizehn vom Vortag zu übertreffen. Ethan und Mom hatten diese Marke ebenfalls nicht überboten, wie sie mit einem kurzen Blick auf die Liste grinsend zur Kenntnis nahm.
Mom-Julianne behauptete, es seien schräge Vögel unterwegs, aber sie packte so schnell ihre Sachen zusammen und verschwand nach Hause, dass Ruby nicht nachfragen konnte. Mom musste ihre Kinder von der Schule abholen und ihnen prophylaktisch eins hinter die Ohren geben.
Trotz des Wetters kamen und gingen die Busse pünktlich, die Fahrer kamen während des kurzen Aufenthalts gerne in die Halle und plauderten, wenn sie Zeit hatten. Im hinteren Teil des Ticketschalters stand eine Kaffeemaschine und den meisten spendierte Ruby einen Becher, ohne dass die Männer danach fragen mussten. Nur einer bekam von ihr nichts, weil er sie mit dummen Sprüchen angemacht hatte. Er war ein alter schmieriger Kerl, der die Route bis nach New York fuhr und Ruby hatte ihm irgendwann geraten, seinen Kopf abzudichten und wieder in seinen Bus zu steigen.

Es saßen viele Leute in der Halle, hatten Schnee an ihren Schuhen hereingetragen, der auf dem Steinfußboden schmolz und dreckige Pfützen hinterließ. Koffer wurden abgestellt, Kinder am Weglaufen gehindert, einige Hunde rutschten über den glatten Boden.
Letzten Sommer hatte ein Witzbold sein Pferd mit reingebracht und war durch die ganze Halle geritten. Sein Auftritt war allerdings nach hinten losgegangen, weil das Pferd auf dem glatten Boden ausgerutscht war und wie Bambi auf dem Eis die Grätsche gemacht hatte. Er selbst war nach vorn über die Schulter des Pferdes runtergefallen und hatte sich bei der Landung aufs Gesicht das Nasenbein gebrochen.

Der Standort des Kartenschalters war gut gewählt in der Halle. Ruby saß direkt an der Frontscheibe zum Parkplatz und konnte somit das Geschehen in der Halle und auch außerhalb beobachten. Manchmal winkten die Fahrer zu ihr herein oder deuteten zu ihr hinüber, wenn Passagiere nach dem Schalter fragten. Sie mussten nicht durch die ganze Halle laufen, um sich Karten zu kaufen. Inmitten der Passagiere, die auf ihren Bus warteten, waren einige Teenager, die nach Augusta ins Kino wollten, Männer mit schweren Koffern und nur wenige von ihnen kauften Tickets. Ruby konnte sich voll und ganz ihrem aktuellen Taschenbuch widmen.
Als sie das nächste Mal aufsah, klopfte einer der Fahrer an die Scheibe und machte mit beiden Händen bettelnde Gesten. Sie öffnete die Scheibe, reichte ihm einen Kaffee nach draußen. Er war einer von den Netten.

Nach Sonnenuntergang war sie wieder allein in der Halle, glaubte es zumindest im ersten Moment. Es war ungefähr sieben Uhr, als sie sich die Beine vertrat und eine kleine Runde drehte. Es saß noch jemand in der Sitzreihe unter dem Plakat der ansässigen Molkerei. Ruby warf nur einen kurzen Blick auf die Person und flüchtete in ihren Schalterraum.
Von dort in ihrer relativen Sicherheit (zumindest konnte sie die Tür hinter sich abschließen und die Polizei anrufen) warf sie immer wieder Blicke durch die Halle und vergewisserte sich, dass die Gestalt in dem Eisbärenfell nicht näher herankam.

Erst, nachdem sie mehrfach von ihrem Buch aufgesehen hatte, sah sie, dass der Eisbär an einer Krücke lief. Sein rechter Unterschenkel steckte in Gips, den man durch das hochgekrempelte Hosenbein sehen konnte. Über die nackten Zehen, die aus dem Gips herausschauten, hatte er ein paar

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