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Ruchlos

Ruchlos

Titel: Ruchlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Baum
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stehen. » Nein. Was ist denn gefunden worden?«
    Fieberhaft überlegte ich, ob ich es ihr sagen durfte, entschied mich dagegen. Sie nickte, als ich ihr erklärte, es sei Sache der Polizei, das öffentlich zu machen, und setzte sich langsam und tief in Gedanken wieder in Bewegung. Vorne sah man bereits den großen Supermarkt, in den sie offenbar gehen wollte.
    Ich fragte nach dem Zustand ihres Großvaters am Tag des Mords. Recht schwach sei er gewesen, sagte sie, steckte einen Chip in einen Einkaufswagen und betrat die nüchterne, große Verkaufshalle.
    »Meinen Sie, er wäre in der Lage gewesen, jemandem ernsthafte Vorhaltungen zu machen?«
    »Warum fragen Sie das? Wem? Wieso?« Sie legte zwei Flaschen Limonade und eine Cola in den Wagen.
    »Zum Beispiel Ihrem Cousin Ronnie.«
    Ich beobachtete sie und meinte, verschiedene Emotionen in ihrem Gesicht und Seufzen zu entdecken: Resignation, Scham, aber auch so etwas wie Erleichterung.
    »Ronnie. Sie verdächtigen ihn?«
    Den Schwenk fand ich nun doch sehr zügig. »Ich verdächtige niemand. Wie gesagt, das ist jetzt alles eine Angelegenheit der Kripo. Ich habe bloß darüber nachgedacht, zu was Herr Wachowiak an diesem Nachmittag noch in der Lage war.«
    Toastbrot, abgepackter Butterkuchen, Waffeln, wie ich sie an jenem Morgen nach dem Tod ihres Großvaters bei ihr gegessen hatte, landeten im Einkaufswagen.
    »Also, ich war um sechs noch bei ihm unten, bevor ich zum Sport bin, und da war er sehr schläfrig, aber nicht total weggetreten, wenn Sie das meinen.« Kräftig stieß sie das Gefährt nach vorn.
    »Wie ist Ihr Verhältnis zu Ronnie und seiner Mutter?« Fast kam ich mir gemein vor, aber ich wollte an der Fassade der glücklichen Großfamilie kratzen.
    Eine Flasche spanischer Rotwein, eine Packung Äpfel.
    »Meine Tante hat es immer schwer gehabt. Aber sie hat sich auch nicht helfen lassen. Irgendwann gibt man dann eben auf.« Abgepackte Salami. »Zu Ronnie habe ich nie viel Kontakt gehabt.«
    Irgendwie klang das falsch, da war ein seltsam trotziger Ton in ihrer Stimme, der mich irritierte.
    »Danke übrigens, dass Sie mir Marianne Gärtners Adresse gegeben haben«, sagte ich, auch um sie daran zu erinnern, dass sie manchmal nicht mit ihrer Familie übereinstimmte.
    »Bitte.« Kochschinken, Sülze, Leberwurst. »Mein Onkel und seine Frau hatten immer etwas gegen die Frau, besonders er dachte wohl, sie störe das Andenken an seine Mutter.« Das sagte sie ohne Zögern.
    »Wussten Sie, dass Ihr Großvater die Klinik«, mit dem Kopf wies ich nach hinten, in die Richtung des Hyazinthus-Krankenhauses, »in Verdacht hatte, Frau Gärtner ein überteuertes Hüftgelenk eingesetzt zu haben?«
    Michaela Kattner zuckte mit den Schultern. »Kann sein, dass er mal davon gesprochen hat. Aber wissen Sie, er hat sich ja mit so vielen Dingen beschäftigt – ehrlich gesagt, hat man da irgendwann gar nicht mehr genau hingehört.«
    *
    In der Redaktion kam ich nicht dazu, mich an meinen Schreibtisch zu setzen.
    »Martin will mit dir sprechen«, sagte Sandra, kaum dass ich im Raum war, und ich musste mir ein Lachen verkneifen, weil es stets so wirkte, als sei die Volontärin auf jeden eifersüchtig, der ihrem Angebeteten nah sein durfte.
    Ich ging in das Chefbüro, hätte am liebsten auf dem Absatz kehrtgemacht. Auf dem Besucherstuhl saß Andreas, der sich bei meinem Hereinkommen langsam umdrehte. Er sah deutlich besser aus als am Morgen, irgendwie hatte er es geschafft, sich zu rasieren und die Haare zu waschen. Außerdem war er auf eine weit geschnittene Leinenhose ausgewichen, die er vermutlich mit einer Hand öffnen und schließen konnte. Vor allem aber strahlte er wieder etwas von seiner gewohnten Selbstsicherheit aus, was bei mir den Fluchtreflex verstärkte.
    »Was gibt’s?«, fragte ich, wobei ich ganz betont in Martins Richtung blickte, der unbehaglich auf dem Schreibtischstuhl herumrutschte. »Ich habe sehr viel zu tun.« Andreas rückte ein Stück nach hinten, um mich besser sehen zu können. »Wir können als Aufmacher bringen, dass Heinz Wachowiak ermordet wurde«, fuhr ich fort. »Die Polizei hat Haftbefehl gegen einen Enkel von ihm erlassen, der zu den Rechten gehört. Gleich erfahre ich mehr.« Noch immer hatte ich Andy nicht direkt angeblickt, bekam jedoch mit, dass er gespannt zuhörte.
    »Okay«, sagte Martin nur. Er trug ein enges T-Shirt, und es schien, als habe er im Urlaub etwas von seinem Babyspeck verloren. »Andreas hat sich mit dem möglichen Betrug im

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