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Rückgrad

Rückgrad

Titel: Rückgrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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Elsie und ich … Vermutlich hatte er uns etwas Wichtiges zu sagen.
    - Aha, das Liebespaar … Wie geht’s …? fragte er mit süßsaurer Stimme, wobei er auf wundersame Weise sein Lächeln beibehielt.
    - Naja, weißt du … Das ist wirklich wie im Traum …! sagte ich mit seliger Miene.
    - Es reicht, Marc! Was willst du …?! mischte sich Elsie ein.
    In diesem Augenblick fiel mir auf, daß er sie ziemlich gut kannte. Ich an seiner Stelle wäre ebenfalls auf der Hut gewesen, wenn sie in diesem Ton mit mir gesprochen hätte. Vielleicht würde er sich ebenfalls einen ordentlichen Handtaschenschwinger einfangen. Ich ertappte mich dabei, daß ich es ihm wünschte, aber wahrscheinlich hatte er von der Geschichte gehört, denn er wich sogleich einen Schritt zurück und wahrte respektvoll Abstand.
    - Gottogott! Du bist schon verdammt unverschämt …! knurrte er und starrte sie haßerfüllt an. Scheiße nochmal, nicht nur, daß du mich ohne jede Erklärung fallen läßt, jetzt bin ich dir nicht mal mehr als Musiker gut genug, ich erfahr nicht mal, daß du ‘ne neue Platte aufnimmst …!!
    Wahrhaftig, er hatte allen Grund, schlecht drauf zu sein. Elsie fingerte eine Zigarette aus ihrer Handtasche, während er sich auf seinem Platz buchstäblich verzehrte.
    - Altes Haus, die Zeit bleibt nicht stehen …. dachte ich.
    Als sie den Kopf wieder hob, ignorierte sie ihn völlig. Sie steckte sich ihre Zigarette zwischen die Lippen und beobachtete mich nervös und wartete, daß ich ihr Feuer gab, alldieweil sich neben uns der Verstoßene schwarz ärgerte.
    - Soll ich dir sagen, was du bist …?! knirschte er, ohne sie aus den Augen zu lassen, als wäre er plötzlich von einem tiefen Ekel befallen.
    - Nein, besser nicht, sagte ich und blickte starr auf die Flamme, die mein Streichholz versengte. Das könnte die Sache komplizieren …
    Elsie sprang auf. Eine bleiche Maske war über ihr Gesicht gefallen. Ich verbrannte mir die Finger. Eine Sekunde lang baute sie sich vor ihm auf. Sie sagte zu ihm:
    - Schon gut, erspar dir die Mühe … Es ist nun mal so …!, dann flitzte sie zum Ausgang, bevor wir auch nur Piep machen konnten.
    Es folgte ein kurzer Augenblick der Verlegenheit, jetzt, da sich das Objekt unserer Wünsche, einer absurden Fata Morgana gleich, in Luft aufgelöst hatte. Marc schien immer noch vollkommen baff ob der prompten Reaktion. Ich erhob mich meinerseits.
    - Das Wasser bleibt nicht auf den Bergen, und nicht die Rachsucht in einem großen Herzen, raunte ich ihm auf gut Glück zu, während ich ein paar Münzen auf den Tisch warf.
    Als ich sie draußen fand, war sie gereizt und verärgert über diesen bedauerlichen Zwischenfall, und ich fluchte innerlich über Marc, als ich den Zustand sah, in den er sie versetzt hatte. Zumal sich, all meinen Rettungsversuchen zum Trotz, obendrein herausstellte, daß ihr der Appetit vergangen war und daß sie sogar lieber nach Hause wollte, wenn ich nichts dagegen hätte. Verdrossen, weil ich an die kärglichen Leckerbissen in meinem Kühlschrank denken mußte, schwang ich mich in den Sattel, ich versicherte ihr, das sei mir wirklich egal, während sie hinter mir aufstieg.
    Glücklicherweise war der Abend prachtvoll. Die Nachmittagshitze hatte sich azurblau aufgelöst, und eine zarte Brise schlich sich unter mein Sommerhemd. Das Licht war herrlich, wie die Vorankündigung einer himmlischen Erscheinung, die Leute schlenderten gemächlich durch die Straßen, und wer hätte gedacht, daß eine solch friedliche Atmosphäre einem urplötzlich zu Herzen dringen konnte, es sei denn im Traum. Aber so war es.
    Als wir heimkamen, hatte ich das Gefühl, die Bude begrüße uns. Die letzten Sonnenstrahlen flimmerten ins Wohnzimmer und tauchten es in eine unwirkliche Ruhe, die sogleich den besten Eindruck auf mich machte und eine angenehme Fortsetzung unseres Tete-à-tete ahnen ließ, das ein abgefeimter Störenfried erheblich gefährdet hatte.
    - Komm, vergessen wir die Sache …! murmelte ich in ihr Ohr und strich über ihre Brüste.
    - Ja, du hast recht …. seufzte sie. Das heißt, auf solche Geschichten kann ich gern verzichten … Das Ganze scheint mir dermaßen weit weg, wie ein Gespenst, das plötzlich wieder auftaucht …
    Nur daß das eines aus Fleisch und Blut war und zudem recht stattlich, aber diese Überlegungen behielt ich für mich. Ich verpflanzte sie in einen Sessel, um uns etwas zu trinken zu holen.
    - Bist du mir wirklich nicht böse …? fragte sie und schlug unauffällig die

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