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Rückgrad

Rückgrad

Titel: Rückgrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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Ende, und ich würde bald durch die Tür sein. Sollte sie doch dieses Buch herausgeben, wenn es ihr Spaß machte, im Grunde war es nicht schlimmer als jedes andere, und ich war seit langem daran gewöhnt, über einen ganzen Haufen Mist zu stolpern, wenn ich mir ein Buch kaufte, das würde sich so schnell nicht ändern.
    Ich mußte abzischen, ich hatte Elsie versprochen, mich mit ihr zu treffen, und da man in der Literatur nur durch Schreiben etwas beweisen konnte, ermüdeten mich solche Diskussionen recht schnell, nun ja, ich war in einer ungünstigen Position, um da mitzureden. Ich fing an, auf die Wanduhr zu schauen.
    - Vielleicht könnten wir zwei, drei Sachen übernehmen …
    - Warum nicht? Vielleicht hat er sich gewandelt …
    - Nein, ich meine …. vielleicht könntest du …
    Ich fixierte sie im gleichen Moment mit dem Lächeln einer Giftschlange:
    - Vergiß es …. denk nie wieder daran … Tja, tut mir leid, aber ich muß los.
    Ich war spät dran, die meisten Angestellten waren bereits in die Natur entfleucht, und ich rannte durch den stillen Bunker und schimpfte auf Marianne. In der Eingangshalle traf ich Sarah, und wir gingen gemeinsam zum Ausgang, dabei erzählte ich ihr von meiner Verabredung mit Elsie, die den letzten Teil ihrer Platte aufnahm, und daß ich kein Verlangen hätte, nach dem Gefecht anzutanzen, wenn sie mich fragte. Wir zwängten uns in die Drehtür, in das gleiche Viertel und landeten draußen, in einem Schwall Sonnenlicht. Und da stand dieser Typ auf dem Bürgersteig.
    - Oh! Dan, darf ich dir Vincent vorstellen, Vincent Dol-bello …
    Ich verkrampfte mich leicht. Ich hatte ihn zwar schon einmal von weitem gesehen, aber ich bedauerte es, ihn aus solcher Nähe zu sehen. Ich faßte auf der Stelle eine tiefe Abneigung gegen ihn. Nicht so sehr, weil er Sarah bumste, sondern wegen dieser selbstsicheren Raubtiermiene, die er zur Schau trug, und dieser unerträglichen Art zu lächeln. Schließlich packte ich die Hand, die er mir reichte.
    - Freut mich, sagte ich.
    - Sarah hat mir viel von Ihnen erzählt, antwortete er mir mit kräftigem Händedruck. Wie war’s, sollen wir ein Glas trinken …?
    - Ich muß leider los, sagte ich.
     
    Noch ganz bestürzt ob dieser Begegnung traf ich in den Studios ein. Dieser Vincent Dolbello war schlimmer, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Ich wollte jedoch nicht mehr an ihn denken, ich wollte mir nicht den Rest des Tages verderben, indem ich über den Eindruck nachgrübelte, den er auf mich gemacht hatte. Ich stieg die Etagen hoch, um Elsie zu treffen. Ich spürte noch seinen Händedruck, und es fuchste mich, daß ich diesen Kontakt nicht hatte vermeiden können. Den ganzen Flur entlang schüttelte ich den Kopf.
    Als ich aufkreuzte, meinte der junge Kerl hinter dem Mischpult gerade:
    - Großer Gott! Was hat dieses Mädchen für eine Figur, nicht zu fassen …!
    Ich warf einen Blick auf Elsie, die hinter ihrer Scheibe sang, und ich murmelte:
    -Ja, du sagst es!, dabei winkte ich meiner Sirene kurz zu, heilfroh, daß sie hinter dickem Glas gegen die Welt der Männer abgeschirmt war. Die paar Typen, die da waren, ließen sie nicht aus den Augen. Ich wohnte den Aufnahmen nicht zum erstenmal bei, und anfangs hatte ich geglaubt, Elsies Stimme schlage sie allesamt in Bann, bis mir dann auffiel, daß auch ich mehr guckte als hinhörte. Ich war nicht gerade stolz gewesen, doch seit einiger Zeit schaffte ich es, mich anders zu verhalten.
    Sie hatte eine sehr hübsche Stimme, nur versteifte sie sich darauf, Miniröcke zu tragen und knappe Höschen, und dann wunderte sie sich. Zudem waren ihre Stücke ziemlich fetzig, und ihr Körper hüpfte, und ihre Arme und Beine waren sehr bald von einem wunderbaren Film überzogen und schimmerten äußerst anregend, während sie das Mikro umklammerte.
    - Du meinst also, ich müßte häßlich und verhutzelt sein, damit man mir zuhört … !?
    - Ah, mal den Teufel nicht an die Wand …! antwortete ich ihr und schloß sie in meine Arme.
    Nach der Aufnahme gingen wir ins Durango, um uns zu erfrischen, und ich konnte nicht umhin, ihr von dem Zusammentreffen zu berichten und welch sympathischen Eindruck Herr Dolbello auf mich gemacht hatte, die Kinnbacken zogen sich mir zusammen, wenn ich nur seinen Namen erwähnte. Ohne meine Sicht der Dinge voll und ganz teilen zu wollen, stimmte mir Elsie weitgehend zu. Sie erzählte mir, auch sie sei ihm zwei-, dreimal begegnet, doch wie sie mich kenne, habe sie es nicht für sinnvoll gehalten, mit mir

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