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Rückgrad

Rückgrad

Titel: Rückgrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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Beine übereinander, so daß sie sich meinem Blick fast bis zum Schritt darbot.
    - Hör mal, weshalb sollte ich dir denn böse sein …?! antwortete ich voller Sanftmut.
    - Oh, ich weiß doch, daß du Lust hattest, essen zu gehen … Ich tanzte mit meinen Gläsern an und beruhigte sie in diesem Punkt. Und es war wirklich so, es tat mir keineswegs leid, mit leerem Magen zurückgekehrt zu sein, in der Luft schwang etwas wie der Hauch von Erfüllung, ein gewaltiger Zauber, der mich vor Zufriedenheit die Zähne zusammenbeißen ließ und binnen einer Viertelstunde zum erfahrenen Betrachter der harmonischen und vollkommenen Einfachheit der Dinge gemacht hatte. Es kam nicht alle Tage vor, daß einen das Bewußtsein des gegenwärtigen Augenblicks so stark überwältigte, und es verstand sich, daß ich mich davon so intensiv wie möglich durchdringen ließ. Auf der Armlehne ihres Sessels fand ich den idealen Platz. Dann, mein Glas an die Lippen führend, eine Hand auf ihren Schenkeln, zitierte ich entrückt, die Augen halb geschlossen, einen Satz von Dogen, der mir durch den Sinn ging: Vergiß, was es Gutes und Schlechtes in deiner Natur gibt, vergiß die Macht oder Schwäche deiner Kraft.
    -Was hältst du von einem Riesensalat …?! fragte sie mich plötzlich.
    - Großartig! Mensch, du kannst Gedanken lesen.
    Sie stand auf und küßte mich zärtlich, während ich schalkhaft ihre Pobacken befühlte. Ich präzisierte meine Zärtlichkeiten jedoch nicht, und schließlich stand sie auf und zwinkerte mir amüsiert zu, bevor sie in Richtung Küche entschwand.
    Ich blieb einen Moment reglos sitzen, ganz auf die Fortdauer des unglaublichen Phänomens konzentriert, das alles aufpeitschte und meinen Adern eine stumme und ganz besondere, eine ruhige, sinnlose, unerklärliche und für das Licht empfängliche Freude injizierte, auf das überraschende Kreischen der Dinge und die konfuse Ahnung, daß die Ewigkeit kein leeres Wort ist. Ich hörte sie in der Küche hantieren und das Wasser, das lief, ich hörte sie hin und her laufen und ihre Haare schütteln und eine Tomate betrachten und, während sie sie in zwei Stücke schnitt, daran denken, was wir in kurzer Zeit tun würden.
    Ich stand auf. Ich bedauerte, daß ich kein gewaltiger Schriftsteller gewesen war, daß ich meine Frau verloren hatte und nicht der großartige Vater war, der vielleicht all meine Fehler aufgewogen hätte. Und trotzdem, das Leben gönnte mir noch einige unvergleichliche Augenblicke, und ich wußte nicht, was mir eine solch rücksichtsvolle Behandlung verschaffte, aber das war sicher mehr, als ich verdiente, und ich begegnete ihnen mit aller Demut, deren ich fähig war. O dunkle Schönheit des sich neigenden Tages, auch wenn ich nur ein Elender bin.
    Sie lächelte mich an, als sie mich hereinkommen sah. Obwohl mein Stolz darunter gelitten hatte und ich die unvermeidliche Ungewißheit der Lage nicht schätzte, war ich doch froh, daß ich nachgegeben hatte und eines schönen Morgens wieder in ihre Arme gesunken war. Es kam vor, daß ich sie zu jung fand oder zu schön, aber das war nicht immer der Fall, und im Augenblick war sie weder das eine noch das andere, sie war genau, wie ich sie wollte, und ich blieb einen Moment im Türrahmen stehen, um sie in aller Ruhe zu mustern, und da war kein Haar, kein Zahn, keine Rundung, die nicht ganz besonders nach meinem Geschmack war, ich näherte mich ihr, um ihren Geruch zu atmen und zu erfahren, ob ich ihr vielleicht helfen konnte.
    Aber ich kam ein wenig zu spät. Sie stand vor dem Spülbecken und wusch die letzten Salatblätter, und sie versicherte mir, alles sei bestens, und wir würden nicht verhungern, jedenfalls nicht heute abend. Ich brummte meine Zufriedenheit auf ihren Hals. Sie hob den Kopf, die Hände ins Wasser getaucht, sie lachte, und ihr Körper wurde steif. Wir waren beide an solche Sachen gewöhnt. Ein paar Salatblätter schwammen wie verschrumpelte Seerosen auf dem Wasser, blieben stecken. Kaum fuhr meine Hand zwischen ihre Schenkel, beugte sie sich nach vorne und spreizte behutsam die Beine.
    Nie entzog sie sich diesen Kindereien, es war eine wahre Wonne, zu sehen, wie sie die leiseste Berührung hinriß. Ich hatte einige Mädchen im Laufe meines Lebens kennengelernt, aber keine, abgesehen von Franck, hatte mir soviel Spaß gegeben, keine hatte mich so sehr gereizt, sie zu berühren. Und es war nicht so sehr ihre Schönheit, die mich inspirierte, als vielmehr das zärtlich-geheime Einverständnis, das unsere

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