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Rückgrad

Rückgrad

Titel: Rückgrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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euren Ferien …. meinte ich, um sie schleunigst auf andere Gedanken zu bringen, ehe sie doch noch alles liegenließ.
    - Mmm, wir haben uns noch nicht entschieden. Vincent hat ein Haus am Meer, vielleicht überläßt er es uns …
    - Jessesmaria, was hat der eigentlich nicht, der Kerl …?!
    - Bitte nicht … Es reicht schon, wenn Richard …! Also nein, was habt ihr gegen ihn …?!
    - Langsam glaube ich, wenn ich ihn mit den Augen einer Frau sähe, würde ich meine Meinung ändern.
    - Ich weiß, daß es zwischen Mama und dir nicht mehr stimmt, seit sie mit Vincent zusammen ist. Herrgott, Dan, was ist denn los …?
    - Das ist ganz einfach. Deine Mutter braucht mich nicht mehr, und ich mag diesen Kerl nicht besonders. Das ist nicht weiter dramatisch. Sarah scheint glücklich zu sein. Ich mache mir eher um Richard Sorgen … Ich glaube nicht, daß es ihm Spaß macht, Dolbello im Haus zu haben.
    - Übertreib nicht, er ist nur von Zeit zu Zeit da …
    - Aber er wird immer mehr Platz beanspruchen … Ich weiß zwar, daß Richard Fortschritte gemacht hat, aber nicht so sehr, daß er akzeptiert, daß der erstbeste Typ den Platz seines Vaters einnimmt.
    - Scheiße, ich doch auch nicht!
    - Okay, aber das ist etwas anderes. Hör zu, er ist dein Bruder, du weißt, wie er ist, das brauche ich dir nicht zu erklären. Erinnere dich mal, wie das vorher war, denk an den Krach, den er mit Sarah hatte, wenn sie unseligerweise ausging …! Ich glaube, sie hat ihn schon genug durcheinandergebracht.
    - Ich bitte dich … Erzähl mir nicht, daß man schwul wird, nur weil man Probleme mit seiner Mutter hat …!
    - Das meinte ich nicht unbedingt.
    - Also was, du weißt genau, daß ich Richard liebe … Aber großer Gott, er ist nicht allein auf der Welt, sie hat auch das Recht zu leben …!
    Ich nickte bloß. Ich sah keinen Sinn darin, mich auf diesem Gebiet zu verstricken. Wortlos stand ich auf, um mir etwas zu trinken zu holen.
    - Habe ich nicht recht …?! hakte sie nach und rutschte im Licht hin und her, während ich in den Schatten wechselte.
    - Doch, bestimmt, beschwichtigte ich sie.
    Kurz darauf, als Elsie zurückkam, waren wir mit unseren Einladungen so gut wie fertig. Ich hatte dermaßen viele Briefmarken und Umschläge beleckt, daß Elsie, als sie mich küßte, einen komischen Geschmack auf meinen Lippen feststellte. Sie klagte, sie sei müde und habe einen furchtbaren Abend mit dem besagten Typ verbracht, der nicht nur rosig und fett war, sondern obendrein nach Toilettenseife roch und keine Ahnung von Musik hatte.
    - Und ich bin nicht mal sicher, ob er mich in seinem verdammten Radio bringt, ich glaube, er fand mich nicht nett genug …!
    Sie wirkte richtig entmutigt. Sprach davon, alles hinzuwerfen. Also führte ich sie in den Garten, um ihr den Mond und die Sterne zu zeigen, dann schloß ich sie ein bißchen in meine Arme und raspelte ein wenig Süßholz.
     
    Ich sah zu, daß ich an diesem Tag nicht zu spät aus dem Büro kam, ich stürmte in die brodelnde Nachmittagshitze und ließ den Schatten der Fondation hinter mir, der mehr denn je spürbar war und mich bis zur nächsten Ecke verfolgte. Ich hatte nicht erst seit diesem Tag genug davon, diese letzten sechs Monate lasteten schwerer auf mir als zehn Jahre meines Lebens, obwohl sich jeder zerrissen hatte, um mein Leid zu lindern, aber zur Zeit erschien mir dieser Bann unerträglich. Ich hatte gleich zu Beginn voll und ganz kapiert, daß mich dieser Ort nach und nach umbringen würde, und jeder Tag erbrachte den Beweis dafür. Dieser jedoch kostete mich eine Extraportion Blut und Wasser.
    Leider hatte ich noch keinen Weg gefunden, mich all dem zu entziehen, und ich war nicht wie andere Leute, die auf alles eine Antwort haben und an meiner Stelle nicht dort versauert wären. Ich hatte vielmehr das Gefühl, auf einem Floß zu hängen, und mir war nicht danach, mich ins Meer zu stürzen, solange nicht das kleinste Stück Land in Sicht war, ich hatte nicht das Glück, mich ebenso schnell aus der Affäre ziehen zu können, wie ich mit den Fingern schnippte. Wahrscheinlich war ich alt und feige, nur waren da diese enormen Scherereien, die einem auflauerten, deren Kiefer einige Taulängen entfernt aufeinanderknallten und alles, was mir an Schwung blieb, in Schach hielten, und ich wußte nicht, ob sie auch andere abgeschreckt hätten, mir jedenfalls war angst und bange, wenn ich bisweilen an sie dachte. Es heißt, der verwundete Soldat zittert, wenn er das Schilfrohr pfeifen

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