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Rückgrad

Rückgrad

Titel: Rückgrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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Das führte dazu, daß ich anfing zu grinsen, wenn ich die Eingangshalle betrat, im Aufzug und in den Gängen mußte ich lachen, und wenn ich an meinem Schreibtisch Platz nahm, prustete ich regelrecht los. Es ging das Gerücht, ich hätte einen Volltreffer im Lotto gelandet.
    Als Marianne erfuhr, daß ich allein war, stieß sie einen Seufzer der Erleichterung aus und erklärte mir, das sei ein unverhofftes Glück.
    - Auf mich wartet auch niemand …! fügte sie hinzu, als sei das ein gelungener Witz.
    Einmal mehr drehte es sich um diese verfluchten Manuskripte. Das war wirklich eine Sache, in die sie ihre Nase liebend gern hineinsteckte, sie liebte es, Bücher zu veröffentlichen, und fand Gefallen daran, sie zu überarbeiten, wenn die Autoren zu faul waren oder unfähig, es selbst zu tun. Das gehörte zu den Aktivitäten der Stiftung, um die sie sich unbedingt selbst kümmern mußte, und Paul, Astringart und ich waren die einzigen, die in dem erlauchten Kreis geduldet waren. Kurz und gut, sie war in Verzug geraten, aber das würde sich alles einrenken, denn ich war ja da.
    - Mmm, ob nun hier oder woanders, was soll’s …. beschloß ich meinerseits und verkniff mir zugleich jegliche Widerrede, bei der sie erst Ruhe gegeben hätte, wenn ich ihr einen vernünftigen Grund genannt hätte.
    Ihre Vorliebe für ein schädliches Klima, die sie schon ganz zu Anfang gehabt hatte, als ich sie kennenlernte, hatte sie beibehalten. In ihrem Fall hieß das vierzehn, fünfzehn Stunden Plackerei an einem Streifen, von denen die letzten für mich damals eine einzige Qual gewesen waren, ihr hingegen hatten sie Flügel verliehen und fiebrige Augen. Ich hatte nie nach solchen Momenten gestrebt, nicht einmal, als ich noch schrieb. Ich hatte es wie Hemingway gehalten, nie mehr als fünfhundert Wörter pro Sitzung, das war die richtige Schule, auch wenn das mehr als einen zum Lachen reizt. Was darüber hinaus ging, konnte man vergessen. Sich das Hirn zermartern, das ist etwas für die Unfähigen.
    Da es ihr jedoch gefiel und zudem meine einsamen Nachtwachen verkürzte, hockte ich bis ungefähr zehn Uhr abends mit ihr zusammen, was mir noch reichlich Zeit ließ, nach Hause zu fahren und mich in Erwartung meines Anrufs zu entspannen.
     
    Ich kam zu Hause an und ließ mich in meinen Sessel fallen. Mich entspannen, sagte ich …?! Das fiel mir von Tag zu Tag ein wenig schwerer. Wie hatte ich nur glauben können, ich könne diesen Rhythmus durchhalten, wenn mich schon ein einziger Tag spielend umwarf …?! Ich spürte, daß mich meine Kräfte verließen, ich ekelte mich vor diesen grauenhaften Büchern, die um jeden Preis veröffentlicht werden mußten und die wir mühsam zurechtschusterten. Ich arbeitete mittlerweile bald acht Monate in der Stiftung.
    - Hallo, Dan …? Du, ich hab die Nase voll, hörst du …?
    - Komm, Liebste, laß dich nicht gehen …!
    Ich schlief nicht mehr, ich hatte nicht Frau noch Kind, ich war den lieben langen Tag in einem Büro eingesperrt, während der Sommer an den Fenstern leckte, und fahle Schriftsteller gingen mir auf die Eier, das war alles, was ich mitbekam.
    - Scheiße nochmal! meinte ich und schnellte in die Höhe. Es ist bald Mitternacht, soll das noch lange dauern …?!!
    Das war an einem Freitagabend, die Wache war so lang gewesen, daß ich den Anfang nicht mehr erkennen konnte. Auch nicht das Ende, weggetreten, wie ich war. Plötzlich hatte ich den Eindruck, ins Nichts zu treiben.
    - Scheiße …! wiederholte ich und ging zum Fenster. Ich kann wirklich nicht mehr …!
    - Sehr gut …. seufzte sie. Hören wir auf für heute.
    Ich spürte, daß meine Augen rot waren vor Müdigkeit, trotz meiner Brille. Ich setzte sie dennoch ab und steckte sie in die Tasche, bevor ich mich ihr wieder zuwandte.
    - Nein … Ich höre ganz auf. Ich mein’s ernst …
    Sie schaute mich mit einem ersten Anflug von Besorgnis an, dann setzte sie ihren Rollstuhl in Bewegung und rückte vom Schreibtisch ab.
    - Dan …
    - Herrgott, Marianne … Ich höre auf …. ich verlasse die Stiftung … !
    - Tut mir leid …. fügte ich hinzu, als ich sah, was sie für ein Gesicht machte. Ich war ebenfalls erschüttert, nicht nur sie, langsam wurde mir klar, was ich gesagt hatte. SSssiiii …. sie fuhr auf mich zu. Sie hatte ein hübsches Gesicht, eine sehr weiße Haut, sie war ein Mädchen, das keine Schwierigkeiten gehabt hätte. Im Stehen. Wie ich schon sagte, sie war nicht mehr die kleine Nervensäge, die Paul mir einige Jahre zuvor auf

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