Rückgrad
sträubte, was ich als gutes Omen wertete.
Sie war Italienerin. Ich verstand kein Wort von dem, was sie mir erzählte, aber jedesmal, wenn ich auf unsere leeren Gläser zeigte, nickte sie. Sie war zwar nicht umwerfend schön, aber doch hübsch genug, und ich hatte sofort bemerkt, daß sie gelangweilt dreinschaute.
Mitten im schönsten Schäkern, ich fing gerade an, Luftschlösser zu bauen, tauchte Hermann auf und fragte, ob ich einen Moment kommen könne. Ich antwortete ihm, das erscheine mir schwierig. Er ließ nicht locker. Das wunderte mich nicht. Woher sollte er auch wissen, daß einem so ein Mädchen nicht einfach in den Schoß fällt, wo für ihn doch alles eitel Sonnenschein war und er logischerweise keinen blassen Schimmer hatte von dem schmerzlichen Gürtel, den enger zu schnallen uns ein mißgünstiges Schicksal zwingt?
- Meine Güte … Hm, hör mal …. meinte ich mit sorgenvoller Miene. Kann das nicht warten?
Er gab keine Antwort, sondern schlug die Augen nieder.
- Ah, Jessesmaria … ! sagte ich mir, als ich das Unheil ermaß, denn ich gab mich keinen Illusionen hin, ich wußte nur zu gut, wenn ich das Mädchen in dem Zustand verließ, in dem es gerade war, würde ein anderer ernten, was ich geduldig gesät hatte, das war sonnenklar. Allein, gab es etwas, das mich hätte aufhalten können, wenn mich Hermann bat, ihm zu folgen, war ich nicht ein Gefangener dieser vielzitierten Blutsbande und bereit, mein Herz von allem anderen zu reinigen? Ich hoffte trotz allem, daß er mich nicht wegen einer Lappalie störte und daß er sich des üblen Streichs bewußt war, den er seinem Vater spielte, wo jener praktisch am Ziel seiner Wünsche war.
- Gladys hat sich in der Toilette eingeschlossen …. eröffnete er mir mit einem Gesicht wie ein Mondkalb, nachdem er mich aus dem Saal geführt hatte. Dann verstummte er. Wahrscheinlich bildete er sich ein, mir würde ganz schlecht oder ich wisse genug über die Sache, um seine Befürchtungen zu teilen, dabei war ich, um ehrlich zu sein, meilenweit davon entfernt und mit den Gedanken ganz bei meiner süßen Italienerin, meinem exotischen Vöglein, das davonflatterte.
- Hm … Schon lange …? fragte ich ihn, als müßte ich Badewasser kosten. Er wirkte verstimmt und nervös, und seine Wangen waren rot, und ich fragte mich, ob er womöglich von einem Fuß auf den ändern hüpfte, der Dummkopf.
- Scheiße, sie ist sauer auf mich …! knurrte er.
- Paß auf, Hermann, ich will mich nicht in eure Angelegenheiten mischen … Außerdem glaub ich nicht, daß sie ihr Leben lang da drin bleiben wird.
- Doch! Sie ist eingesperrt …! Ich wollte die Klinke runterdrücken, und jetzt ist sie verklemmt …. seufzte er.
Ich schüttelte den Kopf, die Augen gen Himmel verdreht. Ich murmelte ciao bambina. und zupfte an meiner Fliege.
Ich klopfte an die Tür.
- Gladys …?
- MACH, DASS DU WEGKOMMST, HERMANN …! ICH WILL DICH NICHT MEHR SEHN …!
- Nein, ich bin’s …
- Dan …? Ah verflixt, ich weiß nicht, was der angestellt hat, aber jetzt bin ich hier eingeschlossen …!
Ich betätigte den Türdrücker heftig in alle Richtungen, ohne etwas damit zu erreichen. Ehrlich gesagt sah ich mich außerstande, die Tür einzudrücken, das war nicht dieses Modell aus Wellpappe mit einem Schloß aus Blech, und das war mein bestes Stück, ein schwarzer Leinenanzug, den ich bis an mein Lebensende zu bewahren hoffte, der, den ich auf dem Leib hatte, als mir Franck in die Arme gesunken war.
- Menschenskind, ihr seid lustig …. ächzte ich.
- AH, BITTE, DAN … HOL MICH HIER RAUS …!!
- Hmm, das ist leichter gesagt als getan …
- Also hör mal …! Ich bleib hier nicht drin, in diesem Ding …!!
- Naja, was soll ich sagen … Wenn du mich fragst: Ich will dir nicht verhehlen, daß es schwierig sein dürfte, um diese Zeit einen Schlosser auf zutreiben. Darf ich dich darauf aufmerksam machen, wir haben vier Uhr morgens …
- O neeeiiinnn …! Scheiße …
- Tja, ich fürchte wirklich …
Ich war nur aufrichtig. Hermann tigerte durch den Flur, grummelnd, die Hände in den Taschen vergraben. Er blieb wie vom Donner gerührt stehen, als Gladys plötzlich anfing zu schreien:
- DU BIST DA, DU BLÖDER HUND …! ICH WEISS, DASS DU DA BIST! ICH RATE DIR BLOSS, SIEH ZU, WIE DU MICH HIER RAUSKRIEGST …!!, dann setzte er sich in Bewegung.
- O Dan, meinte sie nach einer Pause, ich platze vor Wut …!
- Ja, natürlich …
- Ich fleh dich an, besorg mir ‘ne Leiter … Ich glaub,
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