Rückgrad
fressen. Du kannst dich frei in der Bude bewegen …
- Oh, Dan …
- Dein ›O Dan‹ kannst du dir sparen.
Jessesmaria, dachte ich. Was mußte man hart sein, einem so hübschen Mädchen eine Abfuhr zu erteilen, vor allem in meiner Lage, wenn ich bedachte, daß mein letztes Abenteuer bis zu meiner Italienerin zurückreichte und sich kein Silberstreif am Horizont abzeichnete, nichts, rein gar nichts …!
Sie machte einen Schritt auf mich zu, aber ich wich einen zurück.
- Daß kein Mißverständnis entsteht. Ich habe nicht die Absicht, mit dir zu reden.
- Aber Dan …
- Nichts da, es hat sich ausgedant … !
Und damit ließ ich sie stehen, ohne sie weiter zu beachten. Einmal mehr spendete ich mir bedingungslos Beifall, denn ein attraktiveres Mädchen hätte man in der ganzen Stadt nicht aufstöbern können, und auch keines, das mich derart aufgeilte.
- Ah, Danny …! Mir wird ganz warm ums Herz …! Hast du gesehn, wie du ihr den Schnabel gestopft hast …?!
Und ob, ich hatte mir nichts entgehen lassen, auch nicht das reizende Erglühen ihrer Wangen. Offen gestanden, ich war ziemlich stolz auf mich, ich war sicher, ein anderer an meiner Stelle wäre schwach geworden, zumal ihr Kleid auf die denkbar unredlichste Art bis zum Bauchnabel ausgeschnitten war. Ich war einfach großartig, und ich wußte es. Also flitzte ich schnurstracks zur Bar und bat Herbert Astringart mit strahlendem Lächeln, mich umgehend zu bedienen.
Ein Seitenblick verriet mir, daß sie die Küche verließ. Natürlich hatte mein Panzer eine Schwachstelle, und dieser erbärmliche Fehler verwehrte es mir, meinen Sieg voll auszukosten: In sexueller Hinsicht war Elsie das schönste Geschenk, das mir der Himmel in meinem Leben je gesandt hatte. Und das, nicht wahr, das ging mir gegen den Strich, vor allem wenn sie in meiner Gegend war, es machte mich nervös. Ich hatte es nie leicht gehabt mit den Frauen, und manchmal fragte ich mich, woran es bei mir haperte und weshalb ich nicht eine fand, die ganz einfach nett war, ein Mädchen, das ich ohne große Scherereien in den Arm nehmen konnte, und es war auch nicht nötig, daß sie eine hinreißende Schönheit war oder über außergewöhnlichen Esprit verfügte, ach, gebt mir doch nur eine mit einem Quentchen Charme und einem angenehmen Lächeln, ich trete auf der Stelle aus dem Glied. Es verging keine Woche, in der mein Blick nicht auf ein, zwei Unbekannte fiel, die mir a prima vista vollkommen genügt hätten, mit anderen Worten: ich verlangte nichts Unmögliches. Was ging eigentlich vor, machte ich ihnen Angst, war es verboten, sich ihnen zu nähern, stand geschrieben, daß ich mich damit bis ans Ende meiner Tage rumzuschlagen hatte …?! Manchmal machte mich der bloße Anblick eines turtelnden Paares todunglücklich. Das, und Elsies Brust. Nach der ich unauffällig schielte, wenn sie am anderen Ende des Zimmers stand und mich Marty über sein neustes Buch aufklärte. Ich war fast soweit zu glauben, daß dieser Kerl da im Grunde alles begriffen hatte. Wenn ich mir seine Josy ansah, die wie gebannt an seinen Lippen hing, vor Liebe und Bewunderung erbebte und jedes seiner Worte in sich aufnahm, dann sagte ich mir, sie ist zwar nicht hübsch, aber hat das irgendeine Bedeutung? Ich hörte ihm kaum zu, diesem verdammten Glückspilz, gedankenverloren lotete ich die grausame Unordnung meines Lebens aus. Ich ärgerte mich über mich selbst, daß ich sie beobachtete, ich schämte mich, daß ich mich nach allem, was sie mir angetan hatte, immer noch von ihr angezogen fühlte, und ich senkte den Kopf wie ein Typ in Ketten. Ich konnte nur dem Himmel Preis und Dank sagen, daß er mir ein Minimum an Kraft verlieh, sonst wäre ich ihr zu Füßen gekrochen. Ich bedauerte bereits, daß ich nicht die Tür hinter mir zugeknallt hatte. Wofür hatte ich mich eigentlich gehalten, für eine Art Supermann? Wie hatte ich bei dem Notstand, in dem ich mich befand, nur eine Sekunde lang glauben können, sie sei mir schnurzpiepegal und könne mir nichts anhaben?! Im übrigen gelangte ich allmählich zu der Einsicht, daß ich alles in allem zu hart mit ihr umsprang und ein paar freundliche Worte mich zu nichts verpflichteten, denn obwohl es nichts Wundervolleres gab, was ich mir auf der Welt hätte wünschen können, als die letzten Tage dieses Jahres in ihren Armen zu verbringen, klafften Traum und Wirklichkeit doch weit auseinander, zum Glück war ich noch nicht soweit, mir irgend etwas vorzumachen. Doch als ich den Blick
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