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Rückgrad

Rückgrad

Titel: Rückgrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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daß ich es mir verkniff, ihr ins Gesicht zu springen. Das Dumme war, daß sie keine Angst vor mir hatte und es vergebliche Liebesmüh war, ihr Blitze entgegenzuschleudern, so daß ich mich doppelt ärgerte.
    - Herrgott …! Du bist wirklich der unmöglichste Typ, den ich kenne …!
    Als einzige Antwort riß ich meinen Arm los.
    - Niemand fällt einem stärker in den Rücken als ein Freund …. bemerkte ich schließlich, denn ich befürchtete, daß mein Schweigen weniger beredt war, als ich mir wünschte.
    - Ach, ich bitte dich … Hör auf …! seufzte sie.
    Man hätte meinen können, ich sei es, der ihr auf den Senkel ging, ich mochte es kaum glauben.
    - Meine Güte, Dan … Sie ist ganz allein …
    - Wirklich …!? unterbrach ich sie. Wo steckt denn der Schwachkopf …?!!
    Ich hatte natürlich nicht das geringste Verlangen, es zu erfahren, doch so konnte ich mir das verächtliche Lächeln zulegen, das meinem Groll geziemte.
    - Sag mal, Sarah … Was für ein Spiel treibst du eigentlich …?! Als sie sah, daß ich mich versteifte und eine uneinnehmbare Stellung einzunehmen drohte, brach sie gewandt ihren Angriff ab und änderte die Taktik, tauchte auf, wo ich sie nicht erwartete. Sie faßte zärtlich meine Hände. Ehe ich verstand, was vorging, war ihre Klinge bereits in mein tölpelhaftes Herz gedrungen.
    - Oh, komm, Dan … Bitte, es ist doch Weihnachten … !! wisperte sie in einem Ton, der einem Tränen der Rührung entlocken konnte.
    Zudem schien ringsum alle Welt vergnügt, ich war der Floh im Kleid der Prinzessin, wenn ich recht verstand. Ich kniff die Augen zusammen, während ich mich entschloß, meine Wut hinunterzuschlucken.
    - Ich hoffe, du wirst mich pflegen, wenn ich mir ein Magengeschwür zuziehe …! murmelte ich.
    Sie drückte mir einen raschen Kuß auf die Lippen, einen, bei dem mir nach Gähnen war und den sie gefahrlos einem jungen Priester hätte verabreichen können.
    - Ich glaube, sie traut sich nicht aus der Küche …. enthüllte sie mir.
    - Wunderbar. Soll sie dort bleiben …!
    Ah, aber jetzt schmiegte sie sich an mich. Das war schon besser. Bat mich um einen letzten Ruck. Ich konnte der Verlockung nicht widerstehen, meine Mühe zu versilbern.
    - Dann aber keine zwanzig Jahre …. sagte ich. – Fünfzehn …? schlug sie vor.
    - Zehn, und du hast gewonnen …!
    Sie biß sich auf die Lippen. Ich hoffte, daß das zum Scherz war. Oder sollte es für sie eine regelrechte Qual sein, mit mir zu schlafen? Es hätte mir einen ungeheuren Schlag versetzt, wenn dem so gewesen wäre, doch ich weigerte mich strikt, dergleichen in Betracht zu ziehen. Außerdem erklärte sie mir, sie sei einverstanden. Ah, mochte Gott mir die Gnade gewähren, in zehn Jahren noch Funken zu sprühen …!
    Bevor ich mich in die Küche begab, blieb ich, obwohl Sarah an meinen Fersen klebte, an Herbert Astringarts Box stehen und plauderte eine Weile mit ihm. Ich mußte noch mit einer Menge Leute reden, beschloß jedoch, mir als erstes diesen Dorn aus dem Fuß zu ziehen, da mir ansonsten kein Seelenfrieden möglich war. Alle wirkten so fröhlich, so entspannt, daß ich es kaum erwarten konnte, mich zu ihnen zu gesellen und mir ein Fest mit allem Drum und Dran zu gönnen, das Ganze auszunützen, solange diese unsichere und verblüffende Unbekümmertheit anhielt, die mich in dieser letzten Zeit so schwerelos machte und die ich bis zum Ende genießen wollte.
    Also eilte ich mit zwei Schritten dorthin, präsentierte mich mit finsterem Gesicht und erfaßte den ganzen Raum mit einem Blick.
    - Hello, Marty …! rief ich dem Kerl zu, der ein ganzes Sortiment Appetithäppchen auf einem Tablett von einem Meter Länge anordnete. Was er schrieb, gefiel mir nicht besonders, aber ich fand, er taugte mehr als seine Romane, und er, er hatte Glück, denn seine Frau fand ihn genial, ein Glück, das mir leider nicht vergönnt gewesen war.
    - Hello, Josy …! rief ich sofort hinterher, denn natürlich wich sie ihm keinen Schritt von der Seite, und niemand sonst zählte in ihren Augen.
    Ich kann mir vorstellen, daß unsere Geschichte der ganzen Stadt bekannt war, denn erstens verzogen sie sich alle im nächsten Moment mit der Beteuerung, wir würden uns später noch sehen, und zweitens unterstand sich niemand mehr einzutreten.
    Der Augenblick war gekommen, mich ihr zuzuwenden. Ich schenkte ihr ein Lächeln, das dazu angetan war, einem Mark und Bein auf der Stelle gefrieren zu lassen:
    - Nur kurz … Ich habe Sarah versprochen, dich nicht zu

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