Rückkehr in Golgrimms wundersame Welt (German Edition)
an.
„Aber… aber… Vincent! Ich habe seit Jahrzehnten die Schatten nicht verlassen! Sie spenden mir Geborgenheit und Sicherheit und ich weiß nicht, ob ich das schaffe!“ Unsicherheit und Angst schwangen in der Stimme des Drachen mit. Doch Vincent duldete keinen Widerspruch.
„Du musst oder wir alle sind dem Untergang geweiht! Sarah vermag vieles, natürlich vermag sie das, schließlich ist sie eine Sinclair und meine Nachfolgerin, aber ein Duell gegen die finstere Kaiserin? Nein, das schafft sie nicht, soweit ist sie noch nicht!“ erklärte ihm Vincent ruhig, während die Erschütterungen der Erde nur langsam nachließen.
Und der alte Drache nickte, atmete tief ein, nahm all seinen Mut zusammen und setzte einen Fuß aus dem Schatten heraus. Und dann den anderen. Sein massiger Leib verließ danach den Schatten und dann auch seine Flügel und sie tauchten die riesige Bibliothek selbst in Schatten, so mächtig, dass John und Lucy und Vincent die Hände nicht mehr sahen vor Augen.
Und so verließ der mächtige Schach-Drach seine sicheren Schatten, welche er seit Jahrzehnten nicht verlassen hatte und breitete majestätisch seine ledernen Flügel aus. Dann riss er sein riesiges Maul auf und brüllte den uralten Schlachtruf der Drachen, ein Ruf, der seit Jahrhunderten nicht mehr gehört wurde, von niemandem, auf keiner Welt die es irgendwo gab. Und dieser Ruf erfüllte das Herz des Drachen mit Mut und Entschlossenheit.
„Ich bin bereit, Vincent, lass uns dieser sogenannten Kaiserin zeigen, dass wir noch lange nicht zum alten Eisen gehören!“ brüllte Fez und seine Augen glühten auf, wie sie es schon lange nicht mehr getan hatten.
Neue Helden
braucht das Land
Während Mietroll und Nepomuk versuchten, es sich sitzenderweise auf einer Kiste und einem Fass gemütlich zu machen, stand der Diener Miguel mit einem unglaublich alten und rostigen Säbel in der Hand in der Mitte des Dachspeichers, der zu Thaddäus Jones’ Wohnung gehörte und mehr Spinnweben und Staub zu besitzen schien, als Holz und Nägel.
Mietroll hatte ein unsagbar dümmliches und teilweise abwesend wirkendes Lächeln auf dem Gesicht, Nepomuk hatte seinerseits den Kopf in einige seiner Unterlagen gesenkt und seine Eule Hieronymus saß dabei in der gleichen Pose wie er auf seiner Schulter.
Unbehaglich blickte Miguel umher und runzelte die Stirn.
„Ähm, Meister Jones, dürfte ich ihnen wohl einige Fragen stellen?“
„Natürlich, natürlich, mein junger Freund. Nur keine falsche Scham!“ ermutigte ihn der alte Chronist, während er mit kritischem Auge des Dieners Stand beäugte.
„Zunächst möchte ich wissen, was ihr da gerade vorhabt, denn schließlich müssen wir die Prinzessin retten, doch wir sind hier in diesem eklig dreckigen Dachspeicher, während sich ein kleines Mädchen mit einem Teddybären und einem Kobold allein auf den Weg gemacht hat!“ fragte er sichtlich aufgebracht.
„Nun, mein lieber junger Freund, Sarah geht einigen Dingen auf den Grund. Sie ist ein überaus herausragendes Talent, wenn es darum geht, Dingen auf den Grund zu gehen, versteht ihr? Und immerhin bringt es uns allen nichts, wenn wir kreuz und quer durch die Landschaft pilgern, denn schließlich ist eure Prinzessin nicht jetzt, selbst wenn sie hier wäre.
Unser Meistermagus von Hinterhausen analysiert gerade dieses Problem des Hier und jetzt und des Dort und gestern, also werden wir uns so oder so in Geduld üben müssen. Aber wenn wir erstmal soweit sind und ihr eure Prinzessin retten und erobern wollt, müsst ihr ja wohl erstmal lernen zu kämpfen, nicht wahr? Und dies werden wir nun üben!“ erklärte Thaddäus, griff in eine weitere alte Kiste und zog einen weiteren alten und rostigen Säbel wie den des Dieners heraus. „Also lasst uns beginnen. Zuerst die Grundkenntnisse. Was ihr dort in eurer Hand haltet, nennt sich Säbel. Es besitzt eine scharfe Kante an der Klinge, so heißt das lange spitze Metallstück, welches vorn heraus ragt, seht ihr?“
Miguel riss die Augen auf, zuerst vor Verwirrung, doch dann vor Entsetzen.
„Ihr seid verrückt!“ stieß er hervor. „Ich weiß, was das ist und ich kann auch kämpfen!“
„Nun, dann…“ lächelte der Chronist verschmitzt „… verteidigt euch!“ und holte weit mit dem Säbel aus. Der Diener wich zur Seite aus, als der alte Mann seine Waffe ungelenk niedersausen ließ. Nun attackierte der Diener seinerseits den Chronisten, doch sein Angriff war nicht minder
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