Rückkehr in Golgrimms wundersame Welt (German Edition)
seine Frau Lucy ihn genauso ratlos ansah. Doch der alte Lord und sein uralter Schach-Drach wechselten grimmige Blicke und dann schüttelten beide den Kopf.
„Nein.“ widersprach Sinclair. „Erschütterungen im Gefüge der Welten!“
„Wie bitte?“ John riss die Augen auf, ebenso Lucy, denn beide verstanden sie nicht viel, von dem was Vincent des Öfteren von sich gab. Er versuchte es ihnen zu erklären.
„Erinnert ihr euch an eure Entführung vor einem Jahr?“ fragte er und ernst wechselte sein Blick zwischen John und Lucy hin und her. Natürlich erinnerten sie sich daran.
„Wie könnten wir diese skurrile Geschichte jemals vergessen!“ antwortete John und Angst breitete sich in ihm aus und legte sich wie ein schwerer Stein auf seine Brust.
„Damals versuchte Grimmbold, Golgrimms missratener Bruder, die finstere Kaiserin zurück zu holen aus ihrem Kerker in einer fernen Dimension. Das Durchschreiten jener Tore zwischen den Welten verursacht Erschütterungen zwischen ihnen. Das gewaltsame Hindurch zerren von jemandem durch diese Tore verursacht noch viel stärkere Erschütterungen, versteht ihr?“
John und Lucy nickten und im gleichen Augenblick wurde das Beben stärker und stärker, bis sogar die Bücher aus den Regalen flogen. Die Schachfiguren erzitterten und fielen um, rollten vom Brett und vom Tisch hinunter zu Boden. Staub prasselte in Wolken von der Decke und von den unzähligen Bücherregalen und sogar der mächtige und große Drache schien sich nicht mehr sicher auf den Beinen halten zu können.
„Ohja, etwas wahrhaft Mächtiges kehrt zurück und es wird gewaltsam herüber gerissen. Sie kehrt zurück, dieser Nichtsnutz von einem dämonischen Kobold hat es tatsächlich geschafft, trotz der Schutzzauber, die ihr aufgelegt wurden vor so langer Zeit!“ flüsterte Vincent unheilvoll, mehr zu sich selbst als zu den Anwesenden. John sprang angsterfüllt auf.
„Mein Gott, wir müssen Sarah holen! Sie ist allein in ihrem Zimmer, sicher hat sie große Angst!“ schrie er und wollte auch schon loslaufen, doch Vincent hielt ihn mit einem einzigen Blick zurück.
„Sarah ist nicht in ihrem Zimmer! Und Angst verspürt sie am wenigsten von uns allen, gl aub mir das, John!“ zischte er Ehrfurcht gebietend. Lucy schlug entsetzt die Hände vors Gesicht.
„Sie ist nicht da? Wo um Himmels willen ist sie denn dann? Sie ist doch wohl nicht etwa… Oh, Vincent, wie kannst du das wissen?“ wimmerte sie und Furcht um das Wohlergehen ihrer geliebten Tochter krampfte ihr das Herz zusammen.
„Ich weiß es einfach, ich habe meine Quellen!“ antwortete Vincent ruhig.
„Wenn er sie wieder zurück holt, diese Kaiserin aus der Dunkelheit, dann lass uns die Sonne zerstören, so wir du es vor einem Jahr getan hast!“ warf John ein und zog sich bereits einen Hausschuh aus. Lucy nickte zustimmend und erhob sich ebenfalls. Doch erneut winkte der alte Lord ab.
„Zieh deine Pantoffel wieder an, der Boden ist kalt! Du holst dir noch den Tod! Die goldene Ente existiert nicht mehr, sie ist beim letzten Übergang, bei eurem Übergang, im Strudel der Welten verloren gegangen, das weißt du, ich habe es dir gesagt, oder nicht? Nein, dies ist ein anderer Zauber und ich vermag nicht zu sagen, welcher. Und sie ist nicht die Kaiserin der Dunkelheit, mein lieber John, nein, die Kaiserin ist die Dunkelheit, sie ist die Finsternis, sie persönlich!“ spie Vincent regelrecht aus und erhob sich aus seinem Sessel, mit Mühe hielt er sich auf den Beinen und das Beben, die Erschütterungen zwischen den Welten erreichten ihr Höchstmaß und ließen Steine und Dachziegel von Schloss regnen und sie knickten die Bäume in der Kälte der Nacht.
Die Menschen in der Bibliothek suchten Halt an den Möbeln und konnten sich nur mühsam auf den Beinen halten. Lucy weinte leise aus Sorge um ihre Tochter und John hielt noch immer den Hausschuh in der Hand, bereit alles zu tun, was notwendig wäre, um Sarah zurück zu holen. Er war wütend auf Vincent, wütend, dass er ihnen nicht gesagt hatte, dass Sarah in die andere Welt zurückgekehrt ist. Aber der alte Lord beachtete sie nicht und wandte sich stattdessen dem Drachen zu:
„Es gibt nur eines, was wir tun können und dazu, Fez mein Freund, wirst du die Schatten verlassen müssen, in denen du hier lebst.“
Der alte Drache mit roten Kopfbedeckung und der Lesebrille mit den halbrunden Gläsern auf der Nase besah sich die schattige Ecke in der er saß und blickte den alten Lord ungläubig
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