Rückkehr in Golgrimms wundersame Welt (German Edition)
ungeschickt und plump. Beide Klingen krachten scheppernd und klirrend gen Boden und die Kämpfer stolperten aneinander vorbei.
„Seid ihr sicher, dass ihr wisst, was ihr da tut?“ fragte Miguel, doch Thaddäus winkte ab.
„Euer Kampfstil ist nicht minder unterentwickelt als der meine, oder etwa nicht?“
„Nun, um ehrlich zu sein, ich musste noch nie kämpfen. Notrak Husch lebt in Frieden, schon ewig. Niemand weiß wie man kämpft, weil es niemand jemals musste. Ihr als Chronist solltet das selbst wissen, oder?“
„Ich weiß eine Menge, mein Junge, mehr als ihr verkraften könntet!“ widersprach Jones und richtete sich auf.
„Ich weiß sehr wohl, was es bedeutet zu kämpfen.“ fuhr er fort und mit einem Mal wurde seine Stimme dünn und leise. „Und ich weiß, was Krieg bedeutet und Verderben und Tod und bei den Göttern, ich habe beides mehr als genug gesehen. Ich habe die Finsternis gesehen und alles Böse, was sie hervor bringt. Glaub mir, mein junger Miguel, wenn wir uns nicht gewissenhaft vorbereiten, dann wird das Leben der Prinzessin jäh enden. Euer Leben und auch das meine, es wird enden. Das ganze Königreich, diese ganze Welt, alles wird enden und vergehen in einem Sturm aus Feuer und Asche, wenn wir nicht endlich anfangen zu lernen, was es bedeutet zu kämpfen!“
Thaddäus Stimme schwoll mehr und mehr an während er erzählte und entwickelte sich zu einem heiseren Schreien, so dass sogar Nepomuk und Mietroll es mit der Angst bekamen. Niemand wusste, was der alte Chronist in seinem Leben schon alles gesehen hatte, schließlich war er die älteste Lebensform auf dieser Welt, vom Schöpfer dazu auserkoren, ihre Geschichte niederzuschreiben.
Doch nun wurde der Beobachter, der Schreiberling, zum zweiten Male selbst in jene Geschicke verwickelt, in Ereignisse, welche er für gewöhnlich nur niederschrieb. Und mehr und mehr schien ihm alles zu entgleiten, seine Vorahnungen, seine an Hellseherei grenzenden Fähigkeiten verblassten zusehends. Fähigkeiten die er in seinem Job brauchte, wie er meinte. Fähigkeiten, die seinen Job erst ausmachten.
Doch er wusste ebenso, wenn er nicht tat, was er tat, so würde es in absehbarer Zukunft nichts geben, was er aufschreiben konnte. Und es würde ebenso wenig jemanden geben, der überhaupt etwas niederschreiben konnte.
Professionen änderten sich. Es war Zeit, sich damit abzufinden!
Als Sarah, Mister Barcley und Golgrimm durch die Stadt schritten fiel dem Mädchen erst wirklich auf, wie wunderbar und riesig Anduras war. Diese Stadt war makellos, so schön und strahlend, so sauber und voller Glückseligkeit. Fast alle Menschen waren nett zueinander, niemand tat ein böses Wort und Frieden troff überall heraus, aus jeder Ritze eines jeden Hauses. Doch der noch immer tobende, schwarze Sturm am Himmel hatte die Menschen in Panik versetzt und Sarah sah in viele angsterfüllte, hilflose Gesichter. Und nun wurde Sarah auch klar, was geschehen würde, wenn die dunkle Kaiserin wirklich wieder auferstanden war. Sie war abgrundtief böse, die Finsternis persönlich, wie sollte eine so friedlebende Welt dagegen anstehen?
Also musste sie jemanden finden, der wusste, was es hieß der Gefahr ins Auge zu sehen. Jemanden, der wusste, wie man kämpfte und gewann. So etwas wie einen Soldaten oder einen Helden oder einen… Piraten!
Unter ihrer Jacke holte Sarah einen Gegenstand hervor, den weder Mister Barcley noch Golgrimm zuvor gesehen hatten. Es war ein Regenschirm, jedoch so zerfleddert und zerrissen, dass er so gut wie keine Bespannung mehr hatte. Nur metallene Streben ragten am Ende des Stabes heraus. Stirnrunzelnd besah sich das Trio dieses seltsame Ding.
„Was ist denn das?“ fragte der Kobold nach und zeigte auf das Objekt, die Brauen ungläubig zusammen gefurcht.
„Ein Regenschirm!“ erwiderte Sarah.
„Aber es regnet nicht!“
„Dieser Regenschirm ist auch nicht für Regenfälle gedacht, ich habe ihn von Mister Jones!“
„Hätte ich mir denken können, er wäre für Regen auch vollkommen nutzlos. Sogar ich weiß das!“ knurrte Golgrimm und verschränkte die Arme vor der Brust. Er hielt es für besser Sarah tun zu lassen was sie zu tun vorhatte. Dass es das Richtige sein würde, daran hatte er bei Sarah keinerlei Zweifel.
Sarah hob den Regenschirm hoch in die Luft und spannte ihn auf, so wie es ihr Thaddäus erklärt hatte. Gebannt beobachteten alle drei, wie sich die Speichen zu drehen begannen, schneller und schneller und immer schneller,
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