Rückkehr in Golgrimms wundersame Welt (German Edition)
größer. Dennoch wäre es eine Anmaßung gewesen, wenn sich dieses wirklich extrem schnelle Boot Schiff genannt hätte. Es bot Platz für mindestens acht oder zehn Personen oder aber, und genau das war der Fall, Platz für eine Frau, einen Kobold, drei Fledermäuse und eine Raupe.
Der seelenlose Körper der finsteren Kaiserin schwankte im Fahrtwind und blickte weiterhin trüb und stumpfsinnig vor sich hin, während sich die kleine Raupe auf der Schulter des weiblichen Körpers mit aller Kraft irgendwie festhielt um seine Zaubermacht in den fremden und doch so bekannten Körper fließen zu lassen.
Grimmbold der Kobold, ehemaliger Hexenmeister und der Kaiserin rechte Hand, umfasste das Tau am einzigen Mast des Bootes so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Er hatte die Zähne aufeinander gepresst und die Augen zu Schlitzen verengt, während sein schäbiger Umhang im Wind flatterte.
Servatius, Siegbert und Stoffel waren an solche Widrigkeiten gewöhnt. Sie saßen am Heck des Bootes, die Flügel wie Decken um die kleinen Körper gezogen und dösten und träumten gelassen vor sich hin. Servatius völlig stumm, Siegbert schnarchend, grunzend und sich hin und her wälzend, Stoffel sabbernd und gelegentlich vor sich hin pfeifend wie ein Teekessel.
Keiner von ihnen vernahm das platschende Geräusch, als ein gewisser Erich Nichtsfang aus seinem kleinen Boot sprang und im klebrigen Meer landete und keiner von ihnen vernahm das darauf folgende berstende Geräusch als jenes kleine Boot von ihrem eigenen viel größeren längsseits gerammt und versenkt wurde. Es hätte auch keinen von ihnen wirklich interessiert!
Der Körper der Kaiserin reckte die Nase in den Wind und verzog unter mentaler Anweisung der Raupe die Lippen zu einem bizarren schrägen Grinsen.
„Bald sind wir am Ziel und ich kann wieder in meinen eigenen, wundervollen Körper hinein und wir reisen sofort zurück und dann, ja dann ist endlich, endlich, endlich soweit. Jaaa, meine Untergebenen, dann endlich bekomme ich meinen Krieg!“
Grimmbold kämpfte sich durch den Sturm nach vorn bis er neben seine Kaiserin trat. Klebriges Wasser klatschte ihm ins Gesicht, hing zuerst etwas daran und tropfte dann wie Wackelpudding von seiner Nase.
„Aber… aber Herrin! Sofort zurück? Von den Ööörks? Was ist mit einer Armee? So etwas braucht Zeit, Planung, Organisation!“ widersprach der Kobold und deutete eine Verneigung an so gut es ihm in diesem unnatürlichen Sturm möglich war. Doch die Kaiserin winkte ab. Mit ihren magischen Kräften, welche durch die Raupe weiter flossen, verstärkte sie ihre Schöpfung, den unnatürlich Sturm, noch weiter und trieb das Boot zu wahnwitzigen Geschwindigkeiten an.
„Die Ööörks werden uns folgen, komme was wolle! Seit Ewigkeiten warten sie auf diesen Krieg, um sich aus der Asche ihres Exils zu erheben und das strahlende Königreich Anduras in Feuer untergehen zu lassen! Ein paar hundert dieser wundervollen, brutalen Kreaturen warten nur auf mich. Ich bin ihre Erlöserin, ihr General, ihre Göttin!“
„Ein paar Hundert? Mehr nicht? Mit Verlaub, Herrin, wir werden mehr Soldaten brauchen! Viel mehr!“ warf Grimmbold ein, noch immer in einer schiefen Verbeugung neben der Kaiserin verharrend.
„Vertraue auf deine Göttin, Grimmbold! Vertraue auf die Macht der Finsternis!“
Dann lachte die Kaiserin, ohne Kontrolle über ihren wahren Körper und es klang schrill, wahnsinnig und völlig fehl am Platze, während weiterhin klebriges Wasser in dicken Fetzen um sie herum flog, aufgewühlt vom Boot, das sich durch die Fluten pflügte. Die Raupe auf ihrer Schulter, die wahre Kaiserin, lachte ebenso, das kleine Insektengesicht verzerrt zu einer Maske voller Herrschsucht und Machtgier.
Der Kobold hingegen zog sich wieder an den Mast zurück und kniff die Augen zusammen. In seinen Gedanken sah er sich bereits an der Seite seiner Kaiserin über das Kaiserreich herrschend.
Laut drang das Schnarchen von Mietroll durch die Dachstube, vermischt mit dem Gemurmel des alten Zauberers und einem gelegentlichen „Schuhu.“ von Hieronimus Parzival. Manchmal tönte ein lautes „Klang!“ durch diesen Chor hindurch, doch dann folgten wieder lange Pausen.
Es hatte sich heraus gestellt, dass Thaddäus Fechtkunst bei weitem nicht das war, was er selbst vermutet hatte und auch Miguel schlug
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